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2004 | OriginalPaper | Chapter

Moral Majority

Author : Katja Mertin

Published in: Zwischen Anpassung und Konfrontation

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Moral Majority entstand 1979 unter der Leitung von Jerry Falwell, assistiert von Greg Dixon und Tim LaHaye. Falwell stand als Pfarrer der von ihm selbst gegründeten — und bis heute existierenden — Thomas Road Baptist Church in Lynchburg/Virginia vor, Dixon leitete den Indianapolis Baptist Temple in Indiana. Der Autor Tim LaHaye, ebenfalls Pfarrer und Absolvent der strikt fundamentalistischen Bob Jones University, publizierte eine Reihe religiösfundamentalistischer Bücher und Traktate, darunter den Bestseller The Battle for the Mind (LaHaye 1980).86 Die Organisation wurde im Laufe der frühen achtziger Jahre zur einflussreichsten Gruppe innerhalb der politisch aktiven Religiösen Rechten; der Name Moral Majority entwickelte sich zum Synonym für die gesamte Bewegung. Neben Falwells eigener Fernsehsendung The Old Time Gospel Hour, die von rund 400 Sendern landesweit ausgestrahlt wurde, unterhielt die Organisation ein eigenes Nachrichtenblatt, den Moral Majority Report, der von etwa einer Million Haushalten regelmäßig bezogen wurde. Mitte der achtziger Jahre nahm Moral Majority eine Mitgliederzahl von vier Millionen für sich in Anspruch (Guth 1983: 33; Snowball 1991: 9). Hinsichtlich der Gründe für den Erfolg von Moral Majority im Vergleich zu anderen Organisationen der Religiösen Rechten wird häufig auf ihre engen Kontakte zu versierten Beratern der so genannten New Right verwiesen (Liebman 1983). In der Tat profitierten die Gründer von Moral Majority von den Ressourcen der politischen Rechten, vor allem von ihren umfangreichen Adressenlisten und ihrer Erfahrung in der Nutzung elektronischer Medien. Die computergestützte Erstellung und massenhafte Verschickung vermeintlich persönlicher Aufrufe zur Wahlbeteiligung (später dann: zu Spenden, Protesten gegen Gesetzesvorlagen usw.) nahm in den Mobilisierungsstrategien von Moral Majority von Anfang an eine zentrale Stellung ein. Mindestens ebenso entscheidend für den Erfolg der Gruppe war jedoch das Vorhandensein eines weit reichenden Netzwerkes fundamentalistischer Kirchen. Moral Majority unterhielt Niederlassungen in allen Bundesstaaten der USA und rekrutierte deren Leiter überwiegend aus der Baptist Bible Fellowship, einem losen Zusammenschluss „unabhängiger“, d.h. fundamentalistischer Kirchen. Die Pfarrer dieser Kirchen verfügten in der Regel über unternehmerisches Geschick, da sie keine Gelder von nationalen protestantischen Kirchenverbänden für sich beanspruchen konnten. Überdies waren sie nicht an Weisungen protestantischer Dachorganisationen gebunden. Diese Eigenschaften machten sie zu hervorragend geeigneten Multiplikatoren für die Botschaft von Moral Majority (Liebman 1983).

Metadata
Title
Moral Majority
Author
Katja Mertin
Copyright Year
2004
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-80621-5_7