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2023 | OriginalPaper | Chapter

1. Pro-Anorexie

Author : Anja Schünzel

Published in: "Thinspire me"

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Dieses Kapitel führt in die Thematik der Pro-Anorexie ein. Auf die Darstellung der Geschichte der Anorexia nervosa, bei der ein besonderes Augenmerk auf den (populär-)wissenschaftlichen Bildern über die Anorexia nervosa und deren medialer Verbreitung liegt, folgt die Darstellung und kritische Diskussion des Forschungsstands zu Pro-Ana.

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Footnotes
1
Auch Männer im selben Alter sind Teil des Phänomens Pro-Ana, jedoch ein vergleichsweise kleiner. In dieser Arbeit konnte aus Zeit- und Ressourcenmangel keine gesonderte Analyse männlicher Pro-Anorexie geleistet werden. Dennoch stieß ich in meinen ethnographischen Feldbegehungen immer wieder auf männliche Teilnehmer, sodass ich zumindest einen Eindruck ihrer Aktivitäten auf Pro-Ana-Websites gewinnen konnte. Diese unterscheiden sich, dem flüchtigen Eindruck nach, nicht wesentlich von jenen ihrer weiblichen Mitstreiterinnen. Auch sie streben in der Regel im Rahmen ihrer Körperprojekte einen anorektischen BMI an, nutzen dafür häufig dieselben Websites und tauschen Tipps und Tricks mit ihren weiblichen Mitstreiterinnen aus. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, in dieser Arbeit das Binnen-I für TeilnehmerInnen zu verwenden.
 
2
Mit dem Begriff der „sozialen Form“ oder auch „Sozialform“ lehne ich mich lose an Georg Simmel (1992) an, der darunter bestimmte Arten von Wechselwirkungen zwischen Menschen versteht, wie Geselligkeit oder Konkurrenz, aber auch Beziehungsformen, wie etwa die Familie, die Gemeinde oder den Verein. Nur lose soll die Anlehnung an Simmel hier vor allem aufgrund der kategorischen Trennung bleiben, die Simmel zwischen Form und Inhalt der Wechselwirkungen vornimmt. So sind für Simmel etwa alle Beweggründe von Personen sich miteinander in Beziehung zu setzen, wie ihre Interessen und Zwecke, von der Form, in der sie das tun, zu unterscheiden.
 
3
Die Hysterie wurde im 19. Jahrhundert vor allem als ein Frauenleiden definiert, das ursächlich auf eine Erkrankung der Gebärmutter zurückgeführt wurde. Zwar wurde später diese Annahme aufgegeben, aber ein Bezug zur Gebärmutter wurde trotzdem noch für wahrscheinlich gehalten, da die Erkrankung vor allem bei Frauen in den fruchtbaren Jahren auftrat (vgl. Duncan 1889, 973).
 
4
Die Lebenszeitprävalenz der Anorexia nervosa wird heute als relativ stabil angesehen (Kring et al. 2019; Fumi et al. 2020). Allerdings weisen einige Studien auf eine Zunahme der Störung im Kindes- und Jugendalter hin, wobei aber unklar ist, ob es sich um einen tatsächlichen Anstieg der Erkrankung in dieser Altersgruppe handelt oder in erster Linie um eine Zunahme der Inanspruchnahme von Psychotherapie (Herpertz-Dahlmann et al. 2011, 1093).
 
5
Die Psychologie, so beschreibt es Illouz, ist ein „Korpus von Texten und Theorien, die in offiziellen Organisationen von dafür ausgebildeten ExpertInnen produziert und angewandt werden. Sie ist aber (..) auch ein Wissenskorpus, das mittels einer Vielzahl unterschiedlicher Kulturindustrien weltweit verbreitet wird; Selbsthilfe-Ratgeber, Workshops, Fernsehtalkshows, Radioprogramme mit Zuhörerbeteiligung, Kinofilme, Fernsehserien, Romane und Zeitschriften boten allesamt entscheidende kulturelle Plattformen für die Verbreitung der Therapie in der Gesellschaft und Kultur (…). Alle diese Medien waren und sind zentrale Instanzen für die Verbreitung therapeutischen Wissens, das damit zu einem wesentlichen Bestandteil des kulturellen und moralischen Universums der heutigen (…) Mittelschicht wurde“ (Illouz 2009, 18–19). Damit kommt der Psychologie ein „doppelter Status“ zu: sie ist „zugleich professionelle[.] als auch populäre[.] Disziplin“ (ebd., 19).
 
6
In den letzten Jahrzehnten rückt jedoch auch der männliche Körper verstärkt in das Interesse der Medien. Das ist etwa an einer steigenden Zahl an Männerzeitschriften abzulesen, in denen Ratschläge zur Körpergestaltung, in der Regel zum Muskelaufbau, gegeben werden (Meuser 2005, 287 ff.).
 
7
Eine genetische Veranlagung zur Entwicklung einer Anorexia nervosa wird in Fachkreisen immer wieder diskutiert. In der Regel wird sich dabei auf Zwillingsstudien bezogen (Gorwood et al. 1998).
 
8
Wie Bilden und Diezinger formulieren, „hatten Frauen bis 1919 keinen Erwachsenenstatus. Bürgerliche Frauen blieben in einer Art Kind-Status, unmündig. Proletarische Frauen mußten schon als Kinder ‚wie Erwachsene‘ arbeiten, waren aber als Ehefrauen der ehemännlichen Gewalt unterworfen. Die rechtliche Anerkennung des Erwachsenenstatus für Frauen war ein langsamer Prozeß, der teilweise der sozialen Realität vorauseilte“ (Bilden & Diezinger 1992, 203).
 
9
Häufig tendieren AnorektikerInnen im Verlauf ihrer Erkrankung zur sozialen Isolation, weshalb sich das klinische Bild der „isolated anorexic“ (Boero & Pascoe 2012, 29) etabliert hat. Die Lebenswelt der AnorektikerInnen fokussiert sich zunehmend auf Körper- und Essensrituale, die sie vor ihrem sozialen Umfeld zu verbergen versuchen.
 
10
Heute sind auf zahlreichen Social Media Plattformen, wie Tumblr, Pinterest oder Instagram, Warnhinweise und Hilfsangebote geschaltet, die sich öffnen, sobald nach pro-ana-typischen Begriffen gesucht wird.
 
11
Der Begriff „wannarexic“ wird in Pro-Ana synonym zum Begriff der „wannabe“ oder auch „wannabe Ana“ verwendet.
 
Metadata
Title
Pro-Anorexie
Author
Anja Schünzel
Copyright Year
2023
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42842-6_1

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