2004 | OriginalPaper | Chapter
Prolog
Author : Christoph Rohde
Published in: Hans J. Morgenthau und der weltpolitische Realismus
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Included in: Professional Book Archive
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Vor 15 Jahren kam es in der Weltpolitik zu einem wundersamen Umbruch. Als der sowjetische Machtblock wie ein Kartenhaus zusammenstürzte, da glaubten viele Theoretiker der internationalen Politik, dass die Bedingungen für eine auf den Prämissen internationalen Rechts, gegenseitiger Verständigung und ökonomischer Interaktion basierte, friedliche Welt entstehen könne. Der Grund für das Misstrauen zwischen Staaten sei durch den Wegfall der gefährlichen Sowjetunion verschwunden. Andere, kantianische und grotiusianische Prinzipien könnten die Weltpolitik nun dominieren. Der Kalte Krieg war beendet worden - als Resultat nicht- intendierter, latent sich durchsetzender gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse weltweit hin zu liberal-demokratischen Systemen, als intentionale Folge der Steuerung von Staatsmännern, die über Détente, die Öffnung des Systems und politische Einsicht zu einer friedlichen Veränderung des Status quo fanden sowie durch die Kraft der Imitation gesellschaftlicher Fortentwicklungen, die großartige politische Emanzipation der Massen auf friedlichem Wege erlaubten.1 Dazu kamen technologische Innovationen, die die Waffentechnologie so entwickeln halfen, dass (1) die defensive Bewaffnung Vorteile gegenüber der offensiven Bewaffnung bekam und (2) die durch modernste Satellitentechniken das Monitoring der Waffenarsenale ermöglichten. Eine Transparenz wurde möglich, die den Abrüstungsverträgen eine solche Zuverlässigkeit ermöglichte, dass die antagonistische Sicherheitsordnung des Kalten Krieges sich in Richtung auf eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur hin entwickeln konnte.2