Industrielle Anlage zur Herstellung eines energiereichen aber gleichzeitig nachhaltigen Erdölersatzes besteht den ersten Dauertest.
Sunfire GmbH, Dresden / renedeutscher.de
Die Entwicklung eines Ersatzstoffs für Erdöl ist einen guten Schritt weiter vorangekommen. Im industriellen Maßstab konnte im Dauerbetrieb erfolgreich der nachhaltige Erdölersatz, Blue Crude, produziert werden. Zur Herstellung benötigt werden Kohlendioxid, Wasser und Energie. Wasserdampf wird mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Die Energie hierzu kommt aus Erneuerbaren Energien. Der Wasserstoff wird dann mit Kohlendioxid zu Kohlenwasserstoffen synthetisiert, die sowohl als Kraftstoff als auch als Plattformchemikalien Verwendung finden können.
Am Dresdner Standort der Sunfire GmbH wurden über einen Zeitraum von mehr als 1.500 Stunden über drei Tonnen des synthetischen Erdöl-Substituts hergestellt. Für die Herstellung wurden knapp zehn Tonnen Kohlendioxid umgesetzt. Der Dauertest war ein Teil eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützten Projektes.
Qualität durch Test bestätigt
Blue Crude ist nach Angaben des Unternehmens ohne Aufbereitungsmaßnahmen vergleichbar mit Rennkraftstoff. Die hohe Qualität des Kraftstoffs wurde vom Projektpartner Audi AG bestätigt. Bei Tests wurde nachgewiesen, dass der synthetisch erzeugte Kraftstoff besonders gute Verbrennungseigenschaften und eine hohe Cetanzahl aufweist. Hinzu kommt, dass die Verbrennung nahezu rußfrei und frei von Schwefel und Aromaten abläuft. Christian von Olshausen, Chief Technology Officer bei Sunfire, ist sich sicher, dass die Verwendung von Blue Crude der effizienteste Weg sei, Transport-, Langstrecken- und Flugverkehr zu elektrifizieren und mittelfristig erneuerbar zu gestalten, da die bestehende Infrastruktur aus Raffinerien, Tankstellen und Verkehrsmitteln erhalten bleiben könne.
Sektorkopplung zwischen Energiewirtschaft, Chemie und Mobilität
Wie groß die zukünftig produzierte Menge an Blue Crude sein wird, lässt sich derzeit noch nicht beziffern. Kommerzielles Interesse wurde bereits signalisiert. Bei der Markteinführung ist die Sektorkopplung zwischen Stromwirtschaft und den Sektoren Chemie und Mobilität eine wichtige Voraussetzung. Springer-Autor Henning Thomas zieht im Buchkapitel "Recht für die Sektorkopplung" auf Seite 55 folgendes Fazit: "Mit der Sektorkopplung werden zuvor getrennte Bereiche der Energiewirtschaft zusammenkommen – technisch und wirtschaftlich, aber auch in den regulatorischen Rahmenbedingungen. Der regulatorische Rahmen steht vor der Herausforderung, Sektorkopplung zu ermöglichen, aber im Rahmen der Zieltrias des Energiewirtschaftsrechts von Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit sowie mit der Maßgabe, dass ein Wettbewerb zwischen den Flexibilitätsoptionen greifen soll."