2002 | OriginalPaper | Chapter
Soziale Einflüsse auf die Entwicklung der Struktur moralischer Urteilskompetenz
Author : Thomas Bienengräber
Published in: Vom Egozentrismus zum Universalismus
Publisher: Deutscher Universitätsverlag
Included in: Professional Book Archive
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Mit der Untersuchung der sozialen Faktoren, die Einfluß auf die Entwicklung moralischer Urteilskompetenz ausüben, ist der Fokus der Betrachtung nicht länger ausschließlich auf das Individuum gerichtet. Jetzt stehen nicht mehr vorrangig die internen Strukturen im Vordergrund, sondern die externen Umstände, welche die Entwicklung der erstgenannten fördern oder behindern können. Diese Unterscheidung bringt Oser mit den Begriffen der strukturrelevanten und der strukturformenden Elemente zum Ausdruck. Danach sind die erstgenannten „jene Merkmale, die ein Schema bestimmen. Mit ihrer Hilfe läßt sich die Position eines Individuums z. B. auf dem konkret-operationalen Denkniveau oder auf der Stufe 3 der Kohlberg-Skala charakterisieren. Strukturformende Elemente hingegen sind jene Operationen, die (durch Intervention) ein struktural höheres Denken stimulieren“ (Oser 1981, 49–50). In diesen Begrifflichkeiten ausgedrückt wurden bisher vor allem die strukturrelevanten Elemente moralischer Urteilsfähigkeit identifiziert, wohingegen jetzt der Blick auf die strukturformenden Faktoren fällt. Den Ansatzpunkt bilden nun jedoch nicht die bereits von Lempert identifizierten sozialen Bedingungen, sondern vielmehr die im vorigen Kapitel erarbeiteten „Partialkompetenzen“ moralischer Urteilsfähigkeit, also die einzelnen psychischen Dispositionen, die in ihrer Gesamtheit ein Individuum dazu befähigen, moralische Urteile zu fällen. Von diesen ausgehend werden im folgenden die sozialen Elemente bestimmt, die die Entwicklung der kognitiven, perzeptiven und affektiven Struktur„bausteine“ beeinflussen, und sich damit auf die Entwicklung moralischer Urteilskompetenz auswirken.