Skip to main content
Top

2002 | Book

Systematische Wiederverwendung in der Software-Entwicklung

Author: Andreas Dietzsch

Publisher: Deutscher Universitätsverlag

insite
SEARCH

About this book

In einer Lehrveranstaltung habe ich die Studenten aufschreiben lassen, welche Fragen ihnen unmittelbar einfallen, wenn ich zu ihnen sage: ,Jch nutze . . . . " und ,Jch wiederverwende . . . " . Das Ergebnis entsprach insofern meinen Erwartungen, als alle Studenten als Frage auf die Wieder­ verwendung anführten: Was verwenden Sie wieder? Jedoch auf die Frage nach der Nutzung die Antworten im Verhältnis 60 zu 40 sich verteilten auf die Fragen: Was nutzen Sie? und Wofür nutzen Sie es? Keiner der Studenten kam jedoch auf die Idee zu fragen: Wofür verwenden Sie etwas wieder? Dieses kleine Experiment zeigt, dass es bezüglich mancher Begriffe Barrieren im Denken gibt, und diese Barrieren findet man nicht nur bei Studenten, sondern sie zeigen sich auch bisweilen bei der Behandlung wissenschaftlicher Themen. Entsprechend wird das Thema der Wiederverwendung von Artefakten im Rahmen der Systementwicklung immer zunächst unter der Frage behandelt: Was wird wiederverwendet? und Wie kann ich etwas, was ich einmal erstellt habe, wiederverwenden? Der Fokus der Fragestellung liegt also auf dem Artefakt selbst. Genau diese Barriere wird von Herm Dietzsch im Rahmen seiner hier vorliegenden Disser­ tation überwunden, indem er deutlich macht, dass die Frage Wofür eine Wiederverwendung eifolgt nicht nur mindestens so interessant und spannend ist, sondern in Hinblick auf den Nutzen im Rahmen der Systementwicklung fruchtbarer zu sein verspricht.

Table of Contents

Frontmatter

Einleitung

1. Einleitung
Zusammenfassung
Seit in den 1940er Jahren die ersten Subroutinen-Bibliotheken geschaffen wurden, entstand eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze zur Wiederverwendung. Dennoch sieht Quibeldy-Cirkel die Softwareentwicklung in den 1990er Jahren in einer Wiederverwendungskrise (vgl. [Quib94], S. 56). Ausgehend von einem steigenden Bedarf an immer komplexer werdender Software, die in immer sensibleren Bereichen des Alltagslebens eingesetzt wird, sieht er die Notwendigkeit, Wiederverwendung bei der Entwicklung von Softwaresystemen fest zu etablieren, um den wachsenden Anforderungen an Produktivität und Qualität der Softwareproduktion gerecht zu werden.
Andreas Dietzsch

Konzeptionelle Grundlagen

Frontmatter
2. Wiederverwendung — eine Einführung
Zusammenfassung
Wie Abbildung 3 verdeutlicht, ist Software-Wiederverwendung seit ca. fünfzig Jahren Gegenstand vielfältiger Aktivitäten.
Andreas Dietzsch
3. Wiederverwendungskonzepte
Zusammenfassung
Gegenstand dieses Kapitels ist die Untersuchung von Konzepten der Wiederverwendung. Neben deren kurzer Beschreibung im ersten Abschnitt wird im zweiten Abschnitt dargestellt, welche Möglichkeiten zu deren Systematisierung existieren.
Andreas Dietzsch
4. Entwurf eines transformationsorientierten Beschreibungsansatzes
Zusammenfassung
Die Untersuchung von Wiederverwendungskonzepten im vorangegangenem Kapitel zeigt, daß bisher die Wiederverwendung als Problem thematisiert wurde. Bei der Beschreibung der Wiederverwendungsansätze standen stets die strukturellen Aspekte im Vordergrund, wie z. B. die Architektur oder spezifische Elemente (Bausteine) des zu entwickelnden Systems. Die zentrale Fragestellung war dabei „Was kann wiederverwendet werden?“ (vgl. z. B. [NATO9la], [Kan+92]).
Andreas Dietzsch

Klassifikation von Wiederverwendungsansätzen

Frontmatter
5. Wiederverwendungsansätze
Zusammenfassung
In Abschnitt 3.1 wurden in der Literatur beschriebene Konzepte der Wiederverwendung vorgestellt. Dabei wurde kritisiert, daß mit der Vielzahl der Konzepte eine unklare, durch verschiedene Perspektiven gekennzeichnete Begriffswelt verbunden ist. So wird z. B. keine klare Abgrenzung zwischen Artefakttypen, Artefakten und Wiederverwendungsansätzen vorgenommen. An den in Abschnitt 3.2 untersuchten Klassifikationsschemata wurde kritisiert, daß diese entweder die Anforderungen an eine transformationsorientierte Sicht oder aktuelle Entwicklungen bei Wiederverwendungsansätzen nur unzureichend berücksichtigen. Ausgehend von diesen Defiziten liegen die folgenden Kriterien der Auswahl der zu beschreibenden Konzepte der Wiederverwendung zugrunde:
  • Es werden nur solche Konzepte betrachtet, bei denen neben der Beschreibung von Artefakttypen auch Methoden der Anwendung diskutiert werden und die damit die Anforderungen an einen Wiederverwendungsansatz erfüllen.
  • Um die Entwicklung auf dem Gebiet der Wiederverwendung zu berücksichtigen werden nur solche Ansätze beschrieben, die vorwiegend in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre diskutiert werden.59
Andreas Dietzsch
6. Frameworks
Zusammenfassung
Frameworks sind ein Ansatz zur Wiederverwendung von Ergebnissen der Analyse, des Entwurfs und der Implementierung. Es werden sowohl die Architektur des Systems als auch die Quelltexte der Implementierung wiederverwendet (vgl. [EiNi99], S. 364f).
Andreas Dietzsch
7. Muster
Zusammenfassung
Die bei der Systementwicklung verwendeten Muster haben ihren Ursprung in den Arbeiten des Architekten Christopher Alexander in den späten 70er Jahren. In diesen gibt Alexander u. a. einen Überblick über 253 Muster, die ein (Entwurfs-)Problem in der Architektur beschreiben, diskutieren, illustrieren und Lösungen für diese vorschlagen. Diese Muster bilden die Elemente einer Mustersprache (vgl. [Ale+77], S. XXXV). Beginnend mit den Entwurfsmustern wurde diese Idee auf den Bereich der Softwareentwicklung übertragen (vgl. [Gam+95], S. 2ff). Sie stellen Entwicklern von Softwaresystemen u. a. ein gemeinsames Vokabular zur Verfügung, das eine effiziente Kommunikation über Entwurfsprobleme und -lösungen ermöglicht.
Andreas Dietzsch
8. Komponenten
Zusammenfassung
Nachdem Anfang der 90er Jahre ein Übergang zu objektorientierten Betrachtungsweisen und Programmiertechniken in der Praxis der Softwareentwicklung zu beobachten war, zeichnet sich seit wenigen Jahren ein ähnliches Verhalten in Bezug auf komponentenbasierte Softwareentwicklung ab (vgl. [Grif98], S. 25).
Andreas Dietzsch
9. Exkurs: Softwareentwicklung mit Komponenten — Wahrnehmung und Erwartungen in der Praxis
Zusammenfassung
Komponenten als Wiederverwendungsansatz werden bereits seit mehr als dreißig Jahren diskutiert. So stellt McIlroy seine Vision einer „Softwarekomponenten Industrie“ bereits 1968 vor (vgl. [McI176], S. 89). Der Komponenten-Ansatz zählt damit zu den reifen Wiederverwendungsansätzen. Daraus leitet sich die Frage ab, inwieweit das in der Literatur vorherrschende Verständnis komponentenbasierter Softwareentwicklung in der Praxis wiederzufinden ist.
Andreas Dietzsch
10. Referenzmodelle
Zusammenfassung
Referenzmodelle sind eine Spezialform von Modellen. Die zweckorientierte Abbildung der Realwelt impliziert, daß das Modell der Realwelt ähnlich ist, d. h. es besitzt gegenüber dem abgebildeten System eine gewisse Struktur- und Verhaltenstreue (vgl. [Beck95], S. 135; [FeSi94], S. 18). Welcher Aspekt des betrachteten Systems relevant ist, entscheidet der Modellersteller anhand des Modellzwecks. Modelle sind damit stets subjektiv.89
Andreas Dietzsch
11. Geschäftsobjekte
Zusammenfassung
Der Fokus aktueller objektorientierter Ansätze liegt auf der Entwicklung von Softwaresystemen nicht jedoch auf der Lösung von Problemen im betriebswirtschaftlichen Umfeld.100 Unternehmensaktivitäten werden somit häufig aus Sicht der Software betrachtet (vgl. [Hung99], S. 43).
Andreas Dietzsch
12. Standardsoftware
Zusammenfassung
Im Unterschied zu den bisher untersuchten Wiederverwendungsansätzen wird mit Standardsoftware ein bereits realisiertes Softwaresystem bereitgestellt. Standardsoftware ist deshalb als eine spezielle Form der Wiederverwendung zu betrachten (vgl. [Dorn00], S. 201). Aus diesem Grund ist es wichtig, zwischen der Entwicklung für Wiederverwendung und der Entwicklung mit Wiederverwendung im Zusammenhang mit Standardsoftware zu trennen (vgl. Abschnitt 1.3).
Andreas Dietzsch
13. Exkurs: IBM SanFrancisco Application Business Components for Java
Zusammenfassung
Die „IBM SanFrancisco Application Business Components for Java“, im folgenden als San-Francisco bezeichnet, sind eine Sammlung von Softwarebausteinen der Firma IBM.
Andreas Dietzsch

Handlungsempfehlung

Frontmatter
14. Systematische Wiederverwendung — Konzept und Beispiel
Zusammenfassung
Mit den Ausführungen im folgenden Abschnitt soll demonstriert werden, daß sich aus den bisherigen Betrachtungen zur transformationsorientierten Wiederverwendung Aktivitäten bei der Systementwicklung ableiten lassen. Dabei wird dargestellt, wie Wiederverwendungsansätze, basierend auf der im vorangegangenem Teil der Arbeit erfolgten Reformulierung, miteinander kombiniert und in den Entwicklungsprozeß eingeordnet werden können.
Andreas Dietzsch
15. Schlußfolgerungen und Ausblick
Zusammenfassung
Das Ziel einer zunehmenden Institutionalisierung systematischer Wiederverwendung wurde mit der Entwicklung zahlreicher Konzepte verfolgt. Doch während sich mit der Prozeßorientierung in der Organisations- und Informationssystemgestaltung eine ablauforientierte Sichtweise etablierte, hat sich dieser Wandel auf dem Gebiet der Wiederverwendung bei der Systementwicklung noch nicht vollzogen.
Andreas Dietzsch
Backmatter
Metadata
Title
Systematische Wiederverwendung in der Software-Entwicklung
Author
Andreas Dietzsch
Copyright Year
2002
Publisher
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-663-11580-9
Print ISBN
978-3-8244-2151-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-11580-9