2012 | OriginalPaper | Chapter
Theorie der Konsumgesellschaft
Author : Samuel Strehle
Published in: Zur Aktualität von Jean Baudrillard
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Baudrillards Denkweg beginnt auf dem Pfad des westlichen Marxismus bzw. Neomarxismus, also jener Strömung innerhalb der radikalen Linken, die sich gegen die kapitalistische Marktherrschaft ebenso richtet wie gegen die realsozialistischen Staatsdiktaturen des Ostens. Theoretisch geprägt durch die Arbeiten seines marxistischen Doktorvaters Henri Lefebvre und die Situationisten um Guy Debord, aber auch durch strukturalistisch-zeichentheoretische Einflüsse, entwirft Baudrillard in seinen ersten Büchern eine weitreichende Kritik der kapitalistischen Konsumgesellschaft. Er untersucht die verborgene Ordnung der Dinge im zeichenhaften System des Konsums, weist auf die inneren Widersprüche dieser künstlich geschaffenen Zeichenwelt hin und spürt dem › funktionellen Rausch ‹ nach, der unseren Alltag ideologisch durchzieht (
Das System der Dinge
, 1968). Darüber hinaus dekonstruiert er das kollektive Imaginäre der Konsumgesellschaft und ihre große Erzählung vom Schlaraffenland, nimmt die soziale Sprengkraft des Konsumregimes in den Blick und kommt zur paradoxen Diagnose einer zugleich integrierten und desintegrierten, gleichermaßen disziplinierten wie anomischen Gesellschaft (
Die Gesellschaft des Konsums
, 1970).