Skip to main content
Top

1988 | Book | 2. edition

Theorie des wirtschaftlichen Wachstums

Unter Berücksichtigung von erschöpfbaren Ressourcen, Geld und Außenhandel

Author: Wilhelm Krelle

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

Book Series : Texts and Monographs in Economics and Mathematical Systems

insite
SEARCH

About this book

Dieses Buch gibt einen Überblick über das Gesamtgebiet der Wachstumstheorie. Im Zentrum steht die neoklassische Wachstumstheorie; diese befaßt sich mit dem mittel- und langfristigen Trend der Wirtschaftsentwicklung. Es werden jedoch auch Wachstumstheorien vom von-Neumann- und Leontieff-Typ behandelt. Gegenüber dem 1972 erschienenen Buch von Krelle und Gabisch weist das vorliegende Buch zahlreiche Erweiterungen und Verbesserungen auf. Insbesondere wurde der Bereich des Wachstums bei erschöpfbaren Ressourcen neu eingeführt. Das Buch erlaubt, das gesamte Theoriegebäude in seiner Struktur zu erkennen. Der Erkenntniswert der Ergebnisse und ihre Begrenzungen werden dargestellt. Dies und die zahlreichen neuen Erkenntnisse machen das Buch zur notwendigen Lektüre für alle, die auf dem Gebiet der Wachstumstheorie arbeiten. Die neue Auflage ist gegenüber der Vorauflage an einigen Stellen verbessert.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Problemstellung. Wirtschaftswachstum in der Vergangenheit
Zusammenfassung
Der Erkenntnisgegenstand der Wachstumstheorie ist das langfristige Wachstumsverhalten von Volkswirtschaften. Die Gesetzmäßigkeiten und Ursachen des wirtschaftlichen Wachstums sollen aufgezeigt werden. Hierbei kann der Begriff “wirtschaftliches Wachstum” unterschiedlich definiert werden. In der Literatur wird “Wirtschaftswachstum” üblicherweise entweder als absolute oder relative Zunahme (allgemein: Änderung) des realen Bruttosozialprodukts1) oder des realen Bruttosozialprodukts pro Kopf der Bevölkerung oder des realen Konsums definiert.
Wilhelm Krelle
Kapitel 2. Dogmengeschichtlicher Rückblick auf Wachstumstheorien
Zusammenfassung
Adam Smith hat in seinem Werk “Wealth of Nations”[1776] zwar keine Wachstumstheorie im eigentlichen Sinn des Wortes entwickelt, aber aus seinen Grundgedanken läßt sich eine solche ableiten. Grundlage des Wirtschaftswachstums ist — in Smiths Terminologie — der Fonds der jährlichen Arbeit, aus dem ein Volk lebt. Dieser Fonds hängt ab
1.
von der Geschicklichkeit der Arbeiter, also von der Arbeitsproduktivität, wie wir heute sagen,
 
2.
vom Verhältnis der Zahl der Arbeiter zu den Nichtarbeitern, also von der Erwerbsquote,
 
3.
von der absoluten Zahl der Arbeiter.
 
Wilhelm Krelle
Kapitel 3. Wachstumstheorie als Dynamisierung des Keynesschen Systems
Zusammenfassung
Nach Marx hat es bis zum Ende der dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts nur wenig Beiträge zur Wachsturnsthéorie gegeben; Konjunktur-, Beschäftigungs- und Preistheorie standen im Vordergrund des Interesses. Unter den wenigen Beiträgen sind die Thesen von Schumpeter (1913) zur Figur des dynamischen Unternehmers zu erwähnen (die aber keine “Theorie” in dem Sinn bilden, daß sich daraus die Wachstumsrate einer Volkswirtschaft oder ihr Entwicklungsstand ableiten ließe); insbesondere aber die Arbeit von Ramsey. Dieser wird in Kapitel IX ein eigener Abschnitt gewidmet.
Wilhelm Krelle
Kapitel 4. Die Anfänge der Neoklassischen Wachstumstheorie: Solows Artikel von 1956
Zusammenfassung
Instabile Modelle muß man mit Mißtrauen betrachten. Alles, was wir auf der Welt für längere Zeit vorfinden, muß gewisse Stabilitätseigenschaften haben, sonst wäre es längst vergangen. Das gilt auch für eine wachsende Wirtschaft. Offensichtlich sind also im Harrod-Domar-Modell gewisse reale Phänomene nicht richtig erfaßt. Solow vermutete, daß der Grund für die Instabilität auf der Limitationalität der Produktionsfaktoren beruht. Er zeigte, daß bei Annahme von Substituierbarkeit der Faktoren, also Übergang zu neoklassischen Produktionsfunktionen, das Wachstum der Wirtschaft sich einer exogen vorgegebenen Wachstumsrate der Bevölkerung und des technischen Fortschritts laufend anpassen kann und somit das Wachstum “auf des Messers Schneide” entfällt.
Wilhelm Krelle
Kapitel 5. Die Neoklassische Wachstumstheorie. Grundansatz
Zusammenfassung
Die neoklassische Wachstumstheorie ist im wesentlichen in den 50er und 60er Jahren von einer ganzen Reihe von Nationalökonomen entwickelt worden. Sie kann daher nicht mit einem Namen verknüpft werden. Die Grundideen tauchten ziemlich gleichzeitig und unabhängig voneinander bei verschiedenen Autoren auf. Den Anstoß gab wahrscheinlich der Artikel von Solow im Jahre 1956, der deswegen auch im vorigen Kapitel ausführlich behandelt wurde. Dann folgten die Arbeiten von Meade [1961], Phelps [1961] und von Weizsäcker [1962], und damit laq die Theorie in ihren Grundstrukturen vor. Es folgten dann eine Fülle von Aufsätzen und Büchern, und so ist durch die Arbeit vieler Autoren jetzt ein kohärentes Theoriegebäude von eindrucksvoller Geschlossenheit und Durchsichtigkeit entstanden. In gewisser Weise ist die neoklassische Wachstumstheorie eine “ideale Theorie”, weil aus einigen wenigen, plausiblen Grundannahmen sehr viele beobachtbare Erscheinungen erklärt werden. Aus ihr folgen die wichtigsten Phänomene, die wir beim Wirtschaftswachstum entwickelter Volkswirtschaften beobachten.
Wilhelm Krelle
Kapitel 6. Erweiterungen des Neoklassischen Grundmodells: Jahrgangsproduktionsfunktionen und Fixe Faktorproportionen
Zusammenfassung
Man kann sich vorstellen, daß alte Anlagen gar nicht (oder nur in geringem Maße) modernisiert werden können. Der technische Fortschritt ist dann nur (oder fast nur) durch die Bruttoinvestitionen zu realisieren, d.h. es bedarf neuer Maschinen, um fortgeschrittene Produktionstechniken in den Produktionsprozeß einzuführen. Man spricht dann von kapitalgebundenem technischen Fortschritt; die Investitionen werden zum “Vehikel” des technischen Fortschritts. Es gibt dann Jahrgangs-Produktionsfunktionen: für alle Investitionsgüter eines Zeitpunkts gilt eine Produktionsfunktion, für diejenigen eines anderen Investitionszeitpunktes eine andere. “Jahrgang” ist also eine anschauliche Sprechweise für einen bestimmten Investitionszeitpunkt, ebenso wie “Maschine” eine anschauliche Bezeichnung für die Investition (genau genommen: Investitionsgeschwindigkeit) eines bestimmten Zeitpunktes ist.
Wilhelm Krelle
Kapitel 7. Andere Erweiterungen des Neoklassischen Grundmodells: Endogenisierung der Sparneigung, der Vermögensverteilung, der Bevölkerungsentwicklung und des technischen Fortschritts
Zusammenfassung
Im vorigen Kapitel wurde gezeigt, daß alle wesentlichen Ergebnisse des neoklassischen Grundmodells erhalten bleiben, wenn man die produktionstheoretischen Hypothesen und die Art der Einfügung des technischen Fortschritts variiert. In diesem Kapitel werden andere Voraussetzungen abgeschwächt und variiert. Die einfache Sparhypothese (die konstante Sparquote) wird aufgegeben und das Bevölkerungswachstum und der technische Fortschritt werden ökonomisch erklärt und dadurch endogenisiert. Dabei bleiben wir im Bereich der reinen Theorie, d.h. wir verzichten auf die Einführung ökonometrischer Systeme und die Benutzung von Simulationen. Andernfalls könnte man erheblich kompliziertere Ansätze behandeln und insbesondere auch Ungleichgewichts-Situationen genauer betrachten. Dies verlangt aber andere Vorbereitungen und liegt außerhalb des Rahmens der eigentlichen Wachstumstheorie. Wir beginnen mit der Variierung der Sparhypothesen.
Wilhelm Krelle
Kapitel 8. Wachstum bei Unvermehrbaren und Erschöpfbaren Ressourcen. Erhaltung des Ökologischen Gleichgewichts im Wachstum
Zusammenfassung
Bisher sind wir davon ausgegangen, daß alle Produktionsfaktoren (auch die Arbeit) prinzipiell vermehrbar sind. Nun gibt es aber nicht produzierbare Ressourcen. Die wichtigsten sind der Boden als Standort, natürliche, nicht reproduzierbare Rohstoffe, und natürliche, sich in gewissem Umfang selbst reproduzierende Ressourcen. Während der Boden als Standort nicht vermehrbar, aber auch nicht zerstörbar ist1) (von möglichen Folgen moderner Kriegsmittel einmal abgesehen), wird ein Teil der natürlichen Rohstoffe wie Kohle, Erdöl, Erdgas bei der Produktion “verbraucht” und in menschlichen Zeiträumen von der Natur nicht regeneriert, ein anderer Teil wie Kupfer, Zinn, Molybdän “verschwindet” ebenfalls; auch systematische Maßnahmen der Abfallverwertung zur Re-zyklisierung können nur einen Teil dieser Rohstoffe wiedergewinnen lassen. Die natürlichen, sich in gewissem Umfang selbst reproduzierenden Ressourcen (wie Wald, Fische, Wasser, Luft) konstituieren die Umwelt des Menschen. Sie hat eine gewisse Regenerationsfähigkeit: mit etwas Schmutz und Verunreinigungen wird die Natur von allein fertig; Fischfang, Ausholzen von Wäldern usw. in gewissen Grenzen beeinträchtigt den Fisch- oder Waldbestand nicht. Allerdings muß die Beanspruchung der Umwelt in gewissen Grenzen bleiben, wenn nicht zunächst reversible, am Ende irreversible Schäden auftreten sollen.
Wilhelm Krelle
Kapitel 9. Einführung des Geldes in die Theorie des Wirtschaftswachstums
Zusammenfassung
Die bisherigen Ausführungen zur Theorie des Wirtschaftswachstums schlossen die Geldverwendung nicht aus. Im Gegenteil: eine arbeitsteilige Volkswirtschaft, wie sie in aggregierter Form den bisherigen Analysen zugrunde gelegt wurde, ist ohne Geldverwendung schwer vorstellbar. Das Geld wurde aber nur in seiner Transaktionsfunktion implizit vorausgesetzt, nicht in der Funktion als Wertaufbewahrungsmittel. In der Keynes-schen Terminologie kann man das so ausdrücken: bisher wurde nur die Transaktionskasse implizit berücksichtigt, dagegen nicht die Spekulationskasse und Vorsichtskasse. In diesem Kapitel wird die Kassenhaltung als Ganzes (mit allen “Kassen” bzw. mit allen “Motiven der Kas-senhaltung”) explizit in das Wachstumsmodell eingeführt. Damit hat eine Wirtschaftsperson in unserer Modellwirtschaft die Wahl zwischen zwei Arten der Vermögensanlage: Geld oder Realkapital. In den vorherigen Kapiteln war Realkapital die einzige Möglichkeit, Vermögen zu halten. Infolgedessen brauchten wir die Vermögenshaltung nicht gesondert zu betrachten: die Kapitalakkumulation bestimmte die Realvermögensentwicklung. Jetzt, bei Einführung eines zweiten Vermögensgegenstandes, nämlich Geld, trifft das nicht mehr zu.
Wilhelm Krelle
Kapitel 10. Neoklassische Mehrsektoren-Wachstumsmodelle
Zusammenfassung
Bisher haben wir “das Sozialprodukt” als ein homogenes Produkt betrachtet, das sowohl investiert als auch konsumiert werden konnte. In primitiven Wirtschaften ist das nicht einmal so falsch. Wenn es sich um eine Gesellschaft von Schafzüchtern handelt, so ist das einzige Produkt Schafe, und die kann man schlachten und verzehren oder zur Weiterzucht verwenden. In einer modernen, arbeitsteiligen Wirtschaft ist das anders: Maschinen kann man nicht essen. “Das Sozialprodukt” ist daher ein Index; die Güterzusammensetzung bleibt un-erörtert. Wenn wir uns nun für die Güterstruktur interessieren, müssen wir zu Mehrsektoren-Wachstumsmodellen übergehen. Dann ist es aber fraglich, ob es sinnvoll ist, den bisherigen Gleichgewichtsbegriff für das Wachstum aufrecht zu erhalten. Wenn die Wachstumsraten aller Sektoren gleich sind, dehnt sich die ganze Wirtschaft proportional aus, und alle Relationen bleiben unverändert, so wie wenn man einen Luftballon aufbläst. Dann kann man die Wirtschaft aber auch als Einsektorenwirtschaft behandeln, und wir sind im Grunde wieder zurück beim ursprünglichen Ansatz (wobei allerdings die Stabilität des Wachstums neu überprüft werden muß).
Wilhelm Krelle
Kapitel 11. Wachstum und Außenhandel
Zusammenfassung
Die Außenhandelstheorie ist ein eigenes Gebiet der Wirtschaftstheorie. Sie ist im wesentlichen statisch (als Allokationstheorie) aufgebaut; allerdings enthalten neuere Lehrbücher häufig auch einige Ausführungen zur Dynamik des Außenhandels. In diesem Buch stehen die Gesichtspunkte des Wachstums ganz im Vordergrund. Trotzdem werden die Hauptsätze der statischen Außenhandelstheorie abgeleitet, damit die Verbindung der statischen mit der dynamischen Theorie deutlich wird. Gleichzeitig erkennt man die begrenzte Aussagekraft der statischen Sätze in der Dynamik. — Auf Einzelheiten der Außenhandelstheorie kann hier nicht eingegangen werden. Hierzu muß auf die Literatur verwiesen werden, z.B. auf Ohlin [1933], insbesondere die 2. Auflage 1967, Linder [1961], Mundeil [1968], Bhagwati [1969], Takayama [1972], Sohmen [1973], Schittko [1976], Dixit und Norman [1982], Stein [1984] u.a. Längere Ausführungen zur dynamischen Außenhandelstheorie findet man bei Gabisch [1976], Nobel [1982], Ramanathan [1982] und anderen. Auf einzelne Artikel wird später im Text hingewiesen.
Wilhelm Krelle
Kapitel 12. Optimales Wirtschaftswachstum: Ramsey-Modelle
Zusammenfassung
Ein Ergebnis der neoklassischen Wachstumstheorie ist die Existenz eines optimalen Wachstumspfades in dem Sinn, daß der Konsum auf diesem Pfad größer ist als auf jedem anderen und zwar für alle Zeiten2). Das ist ein Spezialfall aus einer weit größeren Klasse von Modellen. Das erste Modell dieser Art — und auch jetzt noch der beste Ausgangspunkt für Optimalitätsuntersuchungen — ist das Modell von Ramsey [1928], Tatsächlich hätte die neoklassische Wachstumstheorie 30 Jahre früher hier starten können; aber damals fand der Artikel keinen Widerhall. Er war offensichtlich für die Mehrzahl der damaligen Ökonomen mathematisch zu schwierig. In der Zwischenzeit gibt es eine ganze Reihe von Arbeiten auf diesem Gebiet3).
Wilhelm Krelle
Kapitel 13. Lineare Wachstumsmodelle
Zusammenfassung
In den vorhergehenden Kapiteln (mit Ausnahme der dogmengeschichtlichen Kapitel 2 und 3) haben wir Arbeit und Kapital als langfristig substituierbar angesehen, waren also von einer neoklassischen Produktionsfunktion mit technischem Fortschritt ausgegangen, und haben auf dieser Basis alle wichtigen ökonomischen Größen endogen erklären können. Insbesondere das 10. und 11. Kapitel zeigten aber dann, daß dieser an sich für langfristige Betrachtungen so überzeugende Ansatz auf Grenzen stieß, sobald die Zweisektoren-Einteilung einer Wirtschaft überschritten wurde. Bei mehr als zwei Sektoren braucht ein Gleichgewicht s -Wachs tum nicht zu existieren, sobald der technische Fortschritt in den Sektoren verschieden ist oder die Einkommenselastizität der Nachfrage nach den Gütern nicht mehr Eins ist. In diesen Fällen kommt man zu analytisch nicht mehr handhabbaren Systemen, und man ist auf numerische Lösungen angewiesen. Diese hängen aber in der Regel wesentlich von den Parameterwerten ab. Man muß sie möglichst richtig haben, also ökonometrisch schätzen. Damit sind wir dann bei ökonometrischen Prognosesystemen angelangt. Das ist ein Feld für sich und nicht Thema dieses Buches.
Wilhelm Krelle
Kapitel 14. Schlußbetrachtungen: Phantasie und Wirklichkeit in der Wachstumstheorie
Zusammenfassung
Die neoklassische Wachstumstheorie hat sich ziemlich von Anfang an der hartnäckigen Opposition einer kleinen Gruppe von Nationalökonomen gegenüber gesehen, die geistig und meist auch örtlich um Joan Robinson in Cambridge/England angesiedelt war.1 Man wird sich zunächst wundern, warum gerade diese Wachstumstheorie auf solche Widerstände stoßen sollte und nicht die übrigen hier dargestellten Theorien, die doch ebenfalls sehr stark und in vieler Hinsicht viel stärker als die neoklassische Wachstumstheorie von der Wirklichkeit abstrahieren. Doch bevor wir hierauf eingehen, sind einige methodologische Vorbemerkungen am Platz.
Wilhelm Krelle
Backmatter
Metadata
Title
Theorie des wirtschaftlichen Wachstums
Author
Wilhelm Krelle
Copyright Year
1988
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-10442-2
Print ISBN
978-3-662-10443-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-10442-2