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03-01-2017 | Treasury | Interview | Article

"Das Wiederanlageproblem haben alle institutionellen Anleger"

Author: Stefanie Hüthig

2:30 min reading time

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Interviewee:
Oliver Dräger

ist Senior Investment Consultant bei Faros Consulting in Frankfurt am Main.

Auch institutionelle Anleger stecken bei ihren Wiederanlagen in der Niedrigzinsfalle. Oliver Dräger erläutert im Interview die Bedeutung der Kostenseite im Asset Management.

Springer Professional: Herr Dräger, höher verzinste Wertpapiere laufen kontinuierlich aus. Weil die Zinsen für sichere Wertpapiere anhaltend niedrig sind, haben viele institutionelle Investoren ein Wiederanlageproblem. Welche Gruppen innerhalb der Institutionellen trifft der aktuelle Anlagedruck besonders hart?

Oliver Dräger: Das Wiederanlageproblem haben alle institutionellen Anleger. Am härtesten betroffen sind Versicherungsunternehmen mit hohen Garantiezinsen, die auch künftig vier Prozent an die Versicherungsnehmer zahlen müssen. In Abstufungen trifft die Niedrigzinsfalle aber auch Pensionskassen und Versorgungswerke beziehungsweise deren Versicherte. Denn dort müssen entweder die Leistungen gekürzt oder die Beiträge erhöht werden, oder der Sponsor muss Kapital zuschießen. Betroffen sind auch Stiftungen, die Projekte fördern und für die Finanzierung erwirtschaftete Gewinne ausschütten. Fördermittel werden geringer ausfallen, es sei denn, das Anlageportfolio wird kontinuierlich in andere Assetklassen umgeschichtet.

Editor's recommendation

2017 | Book

Kostentransparenz im institutionellen Asset Management

Dieses Buch gibt einen Überblick über verschiedenste Kostenfaktoren im institutionellen Asset Management in Deutschland, angefangen von der Asset Manager-Fee über Transaktions- & FX-Kosten bis hin zu den Verwahrstellenkosten. 

Viele Banken und Sparkassen müssen aufgrund der Niedrigzinsphase in ihrem Depot A höhere Risiken eingehen. Dies ergaben Recherchen des Bankmagazins. Wie bewerten Sie diesen Umgang der Kreditinstitute mit dem Wiederanlagedruck? 

Dieser Eindruck stimmt. Banken und Sparkassen sind jedoch nicht allein betroffen. Eine Verschiebung hin zu illiquiden Investments, zum Beispiel Immobilien, ist zu beobachten. Jedoch sind auch dort die Einstiegspreise gestiegen und die Renditen gesunken. Banken und Sparkassen sehen sich zunehmend gezwungen, vor allem bei größerem Kassenbestand ihrer Depot-Kunden Negativzinsen weiter zu reichen. Dies ist eine unkomfortable Situation für alle Beteiligten.

Welche Rolle spielen vor diesem Hintergrund die Kosten bei den Investitionen institutioneller Anleger?

Institutionelle Anleger sind gezwungen, ihre Kosten zu beobachten. Die Gesamtkosten der Kapitalanlage können leicht in der Region von einem Prozent der Assets oder mehr liegen. Solange die Erträge bei fünf Prozent lagen, sind die Kapitalanlagekosten nicht zu sehr ins Gewicht gefallen. Bei durchschnittlichen Erträgen von nur mehr zwei Prozent vernichten die Kosten 50 Prozent des Ergebnisses. Es lohnt sich, detailliert zu analysieren. Zu den Kosten gehören nicht nur die Manager-Vergütung, die Verwahrstellen- und KVG-Gebühr. Transaktionskosten und auch Broker-Kosten machen einen erheblichen Teil der Gesamtkosten der Kapitalanlage aus. Der Anleger muss sich fragen, ob die vor Jahren verhandelten KVG- und Verwahrstellengebühren noch marktgerecht sind und ob das "aktiv" gemanagte Mandat tatsächlich eine aktive Rendite nach Kosten erwirtschaftet. Oder ob es nicht semi-passive Strategien sind, für die aber der Preis eines aktiven Mandats zu zahlen ist. Dies sind lediglich Beispiele.

Institutionelle Anleger kennen die Preise ihrer Anbieter, haben aber nicht den breiten und gleichzeitig tiefen Marktüberblick. Der Anbietermarkt ist äußerst intransparent. Nur wenige Beratungshäuser, die sich intensiv mit der Thematik auseinander setzen, sind überhaupt sprechfähig. Es macht sich für den institutionellen Anleger schnell bezahlt, wenn er seine Kapitalanlagekosten, um einige Basispunkte senken kann. Damit ist der Betrag, den ein Berater für seine Dienstleistungen aufruft, schnell eingespart und der Kostenvorteil ist dauerhaft vorhanden.

In welcher Größenordnung können institutionelle Investoren die Rendite ihrer Anlage verbessern, wenn sie auf die Kosten achten?

Das kommt auf das Kostenbewusstsein an. Einspareffekte von zehn bis 40 Prozent sind auf der Kostenseite keine Seltenheit.

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