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25-03-2024 | Unternehmenskredit | Im Fokus | Article

Banken fragen mehr Nachhaltigkeitsdaten bei KMU ab

Author: Angelika Breinich-Schilly

3:30 min reading time

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Banken adressierten 2023 das Thema Nachhaltigkeit bei 16 Prozent der Mittelständler im Kreditprozess. Zwar waren kleine Betriebe weniger oft betroffen als größere. Doch der Informationsbedarf der Institute steigt - schon aufgrund der Regulierung. 

Seit Jahren treibt die Europäische Union (EU) den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft voran. Regulierungsgrundlage dieses grünen Wandels ist die 2020 verabschiedete EU-Taxonomie. Banken und andere Finanzdienstleister sollen einen Teil der hierfür nötigen Mittel bereitstellen. Zu den zentralen Reformen zählen deshalb der "Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums" und die "Strategie zur Finanzierung einer nachhaltigen Wirtschaft", die 2021 beschlossen wurde. "Diese verfolgen [...] speziell das Ziel, KMU einen besseren Zugang zu nachhaltigen Finanzierungslösungen zu ermöglichen", erläutern Hans-Christian Brauweiler und Christian Berger die Hintergründe der Nachhaltigkeitsstandards in der Kreditvergabe im Firmenkundengeschäft. 

Green Asset Ration gilt seit Anfang 2024

Seit Jahresbeginn müssen Kreditinstitute in der EU die Green Asset Ratio (GAR) als neue Reporting-Kennziffer offenlegen. "Sie soll das Nachhaltigkeitsprofil eines Kreditinstituts reflektieren, in dem dargelegt wird, welcher Anteil der Bankbilanz ökologisch-nachhaltigen Kriterien im Sinne der EU-Taxonomie genügt", schreiben die Experten von KfW Research in ihrem "Fokus Volkswirtschaft" von Ende Februar 2024. 

Die umfassendere Berichterstattung beziehungsweise Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen durch Finanzunternehmen - spezifiziert in der seit Januar 2023 gültigen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) - ist ein Kernelement der europäischen Strategie zur Etablierung eines nachhaltigen Finanzsystems", heißt es in dem Report.

Das bedeutet, dass Banken und Sparkassen im Rahmen des Kreditprozesses Nachhaltigkeitsrisiken stärker berücksichtigen müssen. Wie, das hat die Finanzaufsicht Bafin in der aktuellen Novelle der "Mindestanforderungen an das Risikomanagement", kurz MaRisk, geregelt. Diese geben "einen ganzheitlichen Rahmen für das Management aller wesentlichen Risiken vor". 

Mehr Nachhaltigkeitsabfragen bei KMU

In der Praxis sollen Finanzdienstleister Unternehmen bei Kreditanfragen oder in Kundengesprächen um entsprechende Informationen und Daten zur Nachhaltigkeit ihrer Geschäftstätigkeiten anfragen. Hierbei geht es laut der KfW-Research-Experten unter anderem um 

Bereits für das Jahr 2023 ermittelte die Förderbank in ihrem Mittelstandspanel vereinzelt entsprechende Abfragen - auch bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Im Rahmen einer Sonderbefragung im Herbst vergangenen Jahres berichteten 16 Prozent der KMU, dass im Zuge von Kreditverhandlungen das Thema Nachhaltigkeit adressiert wurde. 

Betriebsgröße ist noch entscheidend

Ob die Bank oder Sparkasse nach Nachhaltigkeitsdaten fragte, hing allerdings stark von der Größe des Betriebes ab: Von den Kleinstunternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten berichteten nur zwölf Prozent davon. Von den Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten musste fast die Hälfte (45 Prozent) Rede und Antwort zum Thema Nachhaltigkeit stehen. Hintergrund sind die regulatorischen Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die CSRD unterscheidet laut Bafin nach Unternehmensgröße und Kapitalmarktorientierung. Die Pflicht gilt ab

  • 1. Januar 2024 für Unternehmen, die bereits der Pflicht zur nichtfinanziellen Erklärung unterliegen,
  • 1. Januar 2025 für alle anderen großen Unternehmen,
  • 1. Januar 2026 für kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen und
  • 1. Januar 2028 für bestimmte Unternehmen aus Drittstaaten mit relevantem EU-Bezug.

Informationsbedarf von Banken steigt

In das Reporting der Kreditinstitute - spezifisch in die GAR - werden laut KfW Research aktuell nur jene Unternehmen mit einbezogen, die einer CSR-Berichtspflicht unterliegen. Kredite von kleinen und mittleren Unternehmen bleiben zunächst ausgenommen. 

Mit fortschreitendem Implementierungsprozess der neuen regulatorischen Vorgaben hinsichtlich Nachhaltigkeitsberichterstattung einerseits und Erfassung von Nachhaltigkeitsrisiken im Kreditprozess andererseits wird sich der Informationsbedarf der Finanzinstitute weiter erhöhen", so die KfW-Research-Experten.

Datenabfrage erlaubt aktivere Beratung 

Für Brauweiler und Berger sind mit der Erhebung entsprechender Informationen im Rahmen der von der Aufsicht geforderten Kundengespräche große Chancen verbunden. "Diese Daten können als Grundlage für weitere Beratungsmodule genutzt werden und auf diese Weise Cross-Selling-Potenziale aufzeigen", erklären die Springer-Autoren. Durch einen aktiv gestalteten Beratungsprozess im Rahmen der Transformationsbegleitung der Betriebe könne die Kundenbeziehung der Banken weiter gestärkt werden.

In diesem Zusammenhang sei auch der langfristige Charakter, den nachhaltige Investitionen für die Unternehmen darstellen, zu berücksichtigen. Da diese in der Regel mit langfristigen Finanzierungen unterlegt sind, "können die Banken ihre Kunden auf diese Weise langfristig an ihr Haus binden".

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