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04-02-2021 | Verwaltungsmanagement | Kommentar | Article

Verwaltung schwächelt beim Homeoffice

Author: Anja Schüür-Langkau

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Unternehmen müssen ihren Beschäftigten mehr Homeoffice ermöglichen. In der öffentlichen Verwaltung wird die neue Verordnung jedoch oft nicht umgesetzt. Es fehlt an IT-Infrastruktur, digital affinen Führungskräften und einem entsprechenden Rechtsrahmen.  

Seit Mittwoch vergangener Woche sind Unternehmen dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten, wo immer es geht, ins Homeoffice zu schicken. Das sieht die Corona-Arbeitsschutz-Verordnung vor, die am 27. Januar in Kraft getreten ist. "Wenn keine zwingenden betrieblichen Gründe dagegensprechen, müssen Arbeitgeber ihren Beschäftigten Homeoffice anbieten", so Arbeitsminister Hubertus Heil bei der Vorstellung der Verordnung. Die Maßnahme soll dabei helfen, die Corona-Ansteckungsgefahr weiter zu reduzieren. 

Homeoffice-Pflicht kaum kontrollierbar

Die meisten Unternehmen haben mit der Umsetzung der Verordnung keine Probleme. Einer Studie des Ifo-Instituts aus dem November vergangenen Jahres zufolge, ist 84 Prozent der befragten Firmen die Umstellung leichtgefallen. Der Anteil der Firmen mit Beschäftigten, die regelmäßig von zuhause aus arbeiten, stieg in der Corona-Krise von 51 auf 76 Prozent. Ob die Verordnung dazu beiträgt, den Homeoffice-Anteil in den Unternehmen deutlich zu erhöhen, bleibt abzuwarten. Denn zum einen sind Beschäftigte nicht verpflichtet, das Homeoffice-Angebot anzunehmen und zum anderen gibt es Medienberichten zufolge nicht wenige Unternehmen, die versuchen, die Verordnung zu umgehen und auf die Präsenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Firma bestehen. 

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Umsetzung konkret angehen

Wenn mit konkreten Massnahmen der digitale Wandel in einer öffentlichen Verwaltung bewältigt werden soll, dann handelt es sich meistens um ein umfangreicheres Changeprojekt. In diesem Kapitel werden unterschiedliche Ansätze vorgestellt, wie ein wie ein solches Changeprojekt gelingen kann. 

Dennoch ist die sogenannte Pflicht letztlich eine Bitte, die darauf beruht, dass sich die Unternehmen freiwillig an die Vorgaben halten. Kontrollen wird es voraussichtlich schon rein aus praktischen Gründen nicht geben. Dafür fehlen schlicht Personal und Kapazitäten.

Öffentliche Verwaltung ist kein Vorbild

Hinzu kommt, dass die öffentliche Verwaltung nicht wirklich mit gutem Vorbild vorangeht. Denn in vielen Ämtern und Behörden herrscht nach wie vor eine Präsenzkultur. Im ersten Lockdown im März 2020 arbeiteten nur 37 Prozent der Beschäftigten auf Kommunalebene im Homeoffice, so ein Ergebnis der Untersuchung "Verwaltung in Krisenzeiten". Auf Landesebene waren es 55 Prozent und auf Bundesebene immer hin 67 Prozent. Im Umkehrschluss heißt das: Jeder vierte Verwaltungsangestellte musste täglich ins Büro. Die Situation hat sich nicht verbessert. Im Gegenteil. Umfragen deuteten darauf hin, dass Ende 2020 deutlich weniger Menschen im Homeoffice waren als im Frühjahr.

Klar ist, dass sich nicht alle behördlichen Aufgaben zuhause erledigen lassen, doch der Anteil könnte deutlich erhöht werden, wenn die Verwaltungsspitze das Thema vorantreibt und nicht blockt. Von den rund 4,8 Millionen im öffentlichen Dienst sind 27 Prozent über 55 Jahre. Damit liegt auch der Anteil der älteren Führungskräfte, die ohne Digitalisierung und in stark hierarchischen Strukturen aufgewachsen sind, der öffentlichen Verwaltung deutlich höher als in den Unternehmen. Für viele ist es schwierig, Kontrolle abzugeben.

Führungskräfte fürchten Kontrollverlust

Ein weiterer Grund ist, dass vor allem in den Kommunen vielfach die benötigt IT-Infrastruktur fehlt, um die Verwaltungsaufgaben im Homeoffice zu bewältigen. Zudem fehle oft auch der Rechtsrahmen, um Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger vollständig digital zu erbringen, kritisiert Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds.  Das Problem dabei ist, dass eine rechtssichere Personenidentifikation im Netz noch nicht möglich ist.

Die öffentliche Verwaltung muss daher sowohl die Digitalisierung als auch den Kulturwandel noch konsequenter als bisher vorantreiben, um beim Thema Homeoffice mit gutem Beispiel voranzugehen. Denn klar ist: Auch nach der Pandemie ist eine Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten weder sinnvoll noch zukunftsweisend.  

Alle tagesaktuellen Beiträge rund um die Corona-Krise finden Sie hier.

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