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09-07-2012 | Wasserwirtschaft | Schwerpunkt | Article

3. Etappe: Das LIFE Projekt „Lebensader Obere Drau“

Author: Günter Knackfuß

4:30 min reading time

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Am 3. Tag der "Superalp 2012" steht das fließende Wasser im Mittelpunkt der mehrtägigen Tour zur Alpenökologie. Umfangreiche Flussrevitalisierungsmaßnahmen zeigen positive Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt, aber auch auf Hochwasserschutz, Fischerei und Naherholung.

Die 3. Etappe ist dem fließenden Wasser gewidmet. Es geht zum LIFE Projekt „Lebensader Obere Drau“ ins Oberdrautal. Das als Kärntens größte „Naturrückholaktion“ bezeichnete Vorhaben wurde im letzten Jahr erfolgreich abgeschlossen. Das Europaschutzgebiet „Obere Drau“ umfasst einen der letzten frei fließenden Flussabschnitte der Drau mit dem größten inneralpinen Grauerlen-Auwald Österreichs. In dieser Region erfolgten in den Jahren 2006–2011 umfangreiche Flussrevitalisierungen, durchgeführt von der Bundeswasserbauverwaltung Kärnten. Durch die Zusammenarbeit von Schutzwasserwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung sowie Naturschutz konnten 5 Flusskilometer des 68 km langen Drauabschnittes renaturiert, rund 25 ha Flächen im Flussumland angekauft, zahlreiche Augewässer initiiert und Pilotmaßnahmen zur Verbesserung des Geschiebehaushaltes durchgeführt werden. Die Monitoring-Ergebnisse zeigen, dass sich nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt positiv entwickelt, sondern auch Hochwasserschutz, Fischerei und Naherholung von den Flussaufweitungen profitieren.

Charakterisiert wird die Drau als typisch alpiner Gebirgsfluss mit Schotteranlandungen. Früher gab es ein vielfältiges Gewässersystem mit Flussverzweigungen, Seitenarmen und Augewässern, die nur in Resten vorhanden sind. Regulierungstätigkeiten in der Vergangenheit prägten ein stark verändertes Bild: diese war auf Mittelwasserführung ausgelegt und es gab kaum Hochwasserschutzdämme. Dadurch werden bei Hochwässern mit 5- und 10-jährlicher Eintrittswahrscheinlichkeit die großen unbewohnten Umlandgebiete überflutet. Erhalten geblieben sind aber wertvolle Hochwasserrückhalteräume zum Schutz der Siedlungen entlang der Drau. Das LIFE-Projekt unterstützte u.a. eine stabile Drausohle durch Aufweitungen und verstärkten Geschiebeinput, schuf mehr naturnahen, dynamisch geprägten Flusslebensraum und gewässerökologisch verbesserte Nebengewässer sowie dichte Ufergehölzsäume und zusätzliche Augewässer für einen besseren Biotopverbund.

Der Mehrwert der Flussrevitalisierungen für Natur, Erholung, Sicherheit und Regionalwirtschaft wird jetzt mehr und mehr sichtbar: Die Hochwassersicherheit hat sich verbessert, neue Oasen der Erholung sind entstanden und ein Großteil der Projektkosten fließt in regionale Wirtschaftskreisläufe. Für die noch ungelösten Probleme sollen innovative Lösungen erarbeitet werden. So z.B. die Erhöhung des Geschiebeeintrages zur Stabilisierung von Flusssohle und Grundwasserhaushalt, eine verbesserte Information und Besucherlenkung vor Ort und Zusammenarbeit mit den Fachbehörden der Drau-Anrainerstaaten. Das LIFE-Projekt soll - auch im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie - Anregungen für grenzüberschreitende Strategien zur Lösung der wasserwirtschaftlichen und ökologischen Probleme an der Drau geben, z.B. auch für die kroatisch-ungarisch-slowenische Grenzstrecke, wo derzeit Verbauungen, Kiesbaggerungen und Mäanderdurchstiche geplant und durchgeführt werden. Der Projektleiter, Dipl.-Ing. Klaus Michor, meint: „Gegenwärtig sind ca. 20 % der Drau in Kärnten renaturiert, möglich sind weitere 50 %. Alle Umwandlungen der landwirtschaftlich genutzten Flächen zum ausgeweiteten Flussbett geschehen grundsätzlich mit dem Einverständnis der Besitzer“.

Der Transfer erfolgte durch eine viereinhalb stündige Bahnfahrt nach Bozen.

In der Hauptstadt Südtirols präsentierte den Teilnehmern der „Superalp 2012“ Dr. Artur Kammerer den Naturpark Schlern-Rosengarten. Er umfasst eine Fläche von 6.796 ha, befindet sich in den westlichen Südtiroler Dolomiten und gehört zum UNESCO Welt-Naturerbe. Dieser Naturpark bildet mit dem Landschaftsschutzgebiet Seiser Alm, der größten Hochalm Europas mit 55 km², eine naturräumliche Einheit. Santner und Euringer, die beiden höchsten Erhebungen, gelten als Wahrzeichen Südtirols. Der Naturpark umfasst die Gemeinden Kastelruth, Völs und Tiers sowie das imposante Massiv des Rosengarten. Eingerahmt wird der Schlern von Nadelholzmischwäldern. Die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt findet hier beste Voraussetzungen. Typisch für die Wälder rings um den Schlern sind der Fichtenkreuzschnabel und die Alpenweidenmeise. Doch auch Gemse, Steinadler und Alpendohlen sind keine Seltenheit. Auf der Floraseite gedeihen Krokusse und Alpenrosen, Goldprimeln und Alpengrasnelken.

Aus wasserwirtschaftlicher Sicht werden die Kulturelemente wie Wassersysteme, Drainagen und alte Wassermühlen erhalten. Für die Süßwasser-Lebensräume wurden Managementpläne erstellt. Ansonsten gelten die strengen italienischen Bestimmungen für Trinkwasserschutzgebiete, die z.B. Gülleausbringung grundsätzlich verbieten. Bei speziellen Ableitungen sind zusätzliche Genehmigungen der Fachbehörden erforderlich.

Empfohlen wird von den Naturschützern eine alpine Wanderung rund um den Rosengarten. Gestartet wird von der Bergstation des Liftes Laurin hinauf zur Kölner Hütte (2.337 m). Über den Pfad Nr. 550 wird der “Pas de le Coronele” (Tschagerjoch) auf 2.630 Metern erreicht. Am Gipfel angekommen, genießt man den zauberhaften Ausblick auf die Rotwand, den Rosengarten und das Val di Fassa im Trentino.

Hintergrund: Protokoll „Naturschutz und Landschaftspflege“

Das 1994 beschlossene Protokoll orientiert als Teil der Alpenkonvention darauf, internationale Regelungen zu treffen, um Natur und Landschaft zu schützen, zu pflegen und, soweit erforderlich, wiederherzustellen. Es geht um funktionsfähige Ökosysteme, ursprüngliche Landschaftselemente und wildlebende Tier- und Pflanzenarten einschließlich ihrer natürlichen Lebensräume. Die Eigenart und Schönheit der Natur- und Kulturlandschaft gilt es in ihrer Gesamtheit dauerhaft zu sichern sowie die hierfür erforderliche Zusammenarbeit zu fördern.

ausführliche Informationen zur Sanierung und Revitalisierung von Altwässern enthält der gleichnamige Beitrag aus dem Buch Flussaltwässer - Ökologie und Sanierung von Volker Lüderitz, Uta Langheinrich und Christian Kunz.

1. Etappe: Süßwasserfeuchtgebiet Zelenci und Wurzenpass
2. Etappe: Schutz des Bergwaldes, Renaturierungsmaßnahmen und eine erfolgreiche Grünbrücke
4. Etappe: Braunbären in den Alpen und umweltverträglicher Tourismus
5. Etappe: Berglandwirtschaft und Feuchtgebiete in den Rätischen Alpen
6. Etappe: Wölfe in den Alpen
7. Etappe: Nachhaltige ländliche Entwicklung

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