Weichenstellung für eine zukunftsweisende Mobilität

Auszug

Eine zukunftsweisende Energiepolitik muss nachhaltig sein und Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit und Ressourcenschonung gleichwertig berücksichtigen. Energiepolitische Programme in Deutschland waren oftmals auf einzelne Schwerpunkte konzentriert. Heute steht der Klimaschutz, initiiert durch den von Klimawissenschaftlern prognostizierten Temperaturanstieg aufgrund von CO₂-Emissionen, im Fokus der Energiepolitik. Die Bundesregierung hat dazu das Ziel einer vollständig regenerativen "All-Electric Society" offensichtlich fest ins Auge gefasst. Da der regenerative Anteil am Endenergieverbrauch in Deutschland derzeit bei etwa 15 % liegt und ein sprunghaftes Anwachsen aufgrund mangelnder Voraussetzungen in den nächsten Jahren kaum zu erwarten ist, stellt sich die Frage, wie berechtigt diese dogmatisch vertretene Zielsetzung tatsächlich ist. Auch die Stromerzeugung und damit der Betrieb von Elektrofahrzeugen erfolgt nicht CO₂-frei, sondern ist mit 527 g/kWh (2016) belastet. Es ist höchste Zeit, kritisch über die aktuelle Energiepolitik zu diskutieren und eine innovative, technologieoffene Strategie zu fordern. Im Hinblick auf eine zukunftsweisende Mobilität wird die Leistungsfähigkeit der Energiespeicher in Sachen Energiedichte, Kosten, Lebensdauer, Handling etc. maßgeblich über den Antrieb entscheiden. Dabei sind Kohlenwasserstoffe für den mobilen Einsatz nach wie vor unübertroffen und ermöglichen eine durchgängige Fahrzeugverfügbarkeit, weshalb der Verbrennungsmotor nicht in Frage gestellt werden sollte. Die weltweit anerkannte deutsche Technologiekompetenz im Bereich der Verbrennungsmotoren muss daher im Sinne einer ressourcenschonenden und emissionsarmen Technik weiterentwickelt werden. Dazu zählt neben der Optimierung der Motoren und der Abgasnachbehandlung insbesondere eine stufenweise Hybridisierung, mit der unter konsequenter Einhaltung einer geringen Fahrzeugmasse das technisch erreichbare Verbrauchseinsparpotenzial erschlossen werden kann. Diskussionen über Ausstiegszenarien sind kontraproduktiv und verunsichern junge Menschen, sich einem technischen Studium zu widmen, das sich mit Verbrennungskraftmaschinen befasst. Neben der Weiterentwicklung des Antriebs bieten alternative Kraftstoffe oder regenerativ erzeugte Kraftstoffanteile ein hohes Potenzial zur Schadstoff- und Klimagasreduzierung, da sie auch in Bestandsfahrzeugen zur Anwendung kommen können. Die schnelle Wirksamkeit ist deshalb um Größenordnungen höher einzustufen als eine Technik, die erst neu eingeführt werden muss. Um den Einsatz alternativer Kraftstoffe voranzutreiben, haben sich in der Fuels Joint Research Group (FJRG) Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen zusammengeschlossen mit dem Ziel, Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Kraftstoffkomponenten, dem Motor und dem Motorenöl, der innermotorischen Emissionsentstehung sowie der Abgasnachbehandlung zu untersuchen. Es liegt an den Verantwortlichen aus der Politik, den Weg für eine zukunftsweisende Energiepolitik und Mobilität zu ermöglichen und die richtigen Weichen dafür zu stellen - die Zeit dafür ist jetzt. …