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2022 | Book

Wer sehen will, muss spüren

Warum uns manche Serien und Filme berühren und uns andere kaltlassen

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About this book

​Warum berühren uns Serien wie „Game of Thrones“, „Breaking Bad“, „Sex Education“ und Filme wie „Es“, „Sieben“, oder „Mamma Mia!“? Manchmal sind wir gefesselt von einem Film oder einer Serie und vergessen alles um uns herum. Und ein anderes Mal vergeht die Zeit einfach nicht und der Film langweilt uns zu Tode. Wieder andere Filme und Serien können wir gar nicht erst aushalten, weil Gewalt, Ekel, und Demütigungen von Figuren uns unangenehm vereinnahmen und geradezu einschnüren.
In diesem Buch erfahren Sie, wie Filme und Serien uns emotional berühren - oder eben auch nicht. Anhand zahlreicher Beispiele lernen Sie, wie Langeweile, Freude, Angst, Empathie, Ekel, Nervosität, Scham, Schrecken oder Sehnsucht beim Film- und Serienschauen geradezu leiblich spürbar werden. Diese philosophischen Betrachtungen werden jeweils psychologisch eingeordnet, um einen umfassenden Blick auf das ‚Spüren beim Sehen‘ zu erlangen. .
Der InhaltGeschichten verbinden unsGeschichten berühren unsKatharsis nach AristotelesLeibphänomenologieDas Phänomen Binge-WatchingGeschichten wollen erinnert werdenEntladung von Wut und EnttäuschungEntladung von SehnsuchtGeschichten lassen uns trotzdem manchmal kaltGeschichten verändern unsDie Zielgruppe
Personen, die Filme und Serien schauen, Rezensionen/Kritiken lesen, im Alltag über ebenjene mit anderen sprechen

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung: Filme und Serien berühren uns
Zusammenfassung
Filme und Serien bringen uns zum Lachen und zum Weinen. Wir wollen uns verstecken, weil wir uns ängstigen, wir erschrecken uns derart, dass unser Puls bis in den Rachen steigt und Schluckbeschwerden verursacht, manche Szenen halten wir kaum aus, weil Gewaltbilder oder Szenen größter Ungerechtigkeit auf uns eindringen. Serien und Filme berühren uns manchmal derart, dass wir tiefe Trauer empfinden oder in ein tiefes Loch fallen, wenn die nächste Staffel noch auf sich warten lässt oder der Film auf einmal zu Ende erzählt ist. All diese Momente des Sehens machen uns unmittelbar betroffen. Nicht im Sinne einer Denkerfahrung, d. h. weil wir wissen, dass etwas besonders gewaltvoll, lustig, traurig oder ungerecht ist, sondern weil wir diese Momente des Sehens leiblich spüren. Umso nachhaltiger wirken Filme und Serien auf uns, wenn wir unmittelbar leiblich von ihnen betroffen sind. In der Neuen Phänomenologie, einer Disziplin der Philosophie, spricht man dann von einem leiblich-affektiven Betroffensein. Etwas kann uns leiblich so sehr treffen, dass wir in dessen Bann geraten und uns unwillkürlich danach richten oder vielleicht sogar abrupt davon anwenden wollen, weil das, was wir spüren, so angenehm oder unangenehm ist.
Wiebke Schwelgengräber
2. Empathie und die Lust daran erleben
Zusammenfassung
Im zweiten Kapitel lege ich die Theorie des sogenannten Bewegtseins zugrunde. Wir treten freiwillig in den Kunstraum des Films oder der Serie und wollen bewegt sein: Wir wollen Angst verspüren, lachen, weinen, uns ekeln usw. In diesem Zusammenhang gehe ich auch auf empathisches Bewegtsein ein und erkläre dies an verschiedenen Situationen aus den britischen Serien Life on Mars und Ashes to Ashes.
Wiebke Schwelgengräber
3. Im Wechselbad der Gefühle: Facetten des Lachens und Weinens
Zusammenfassung
Lachen und Weinen sind die wohl zentralsten Gefühlsäußerungen, die wir beim Sehen von Serien und Filmen an uns beobachten können. Im dritten Kapitel beantworte ich anhand der Filme Little Miss Sunshine und Dancer in the Dark die Frage, wie es sich anfühlt, zu lachen und zu weinen und wie wir diese Regungen als Entladungen des affektiven Betroffenseins empfinden.
Wiebke Schwelgengräber
4. Filme, die uns abstoßen – Filme, die wir aushalten
Zusammenfassung
Das vierte Kapitel steht ganz im Zeichen von Filmen und Serien, die wir abstoßend finden, aber vielleicht trotzdem schauen. Am Film Ring gehe ich auf Ekel, Schreck und Angstlust ein. Ich erkläre weiterhin, warum wir uns ängstigen, warum wir bestimmte Bilder abstoßend finden und wie wir uns dabei fühlen. Auch die Frage, warum wir uns an Gewaltszenen gewöhnen, versuche ich zu beantworten. Zudem gehe ich am Beispiel von Game of Thrones auf demütigende und entwürdigende Situationen ein, die wir als Zuschauer irgendwie aushalten oder auch nicht. Auch Langeweile stößt ab. Sicherlich haben Sie schon Filme und Serien gesehen, in denen Sie angespannte und geladene, pure Langeweile verspürt haben. Nicht das entspannte Zurücklehnen, sondern geradezu ein Auflehnen gegen diesen einen Film oder diese eine Serie macht sich leiblich breit. Daher beschreibe ich in diesem Kapitel auch die einengende, sich ziehende Langeweile und mögliche Gründe dafür.
Wiebke Schwelgengräber
5. Flucht aus dem Alltag
Zusammenfassung
Dass wir Filme und Serien aus eskapistischen Gründen sehen, weil wir also dem Alltag entfliehen möchten, ist kein Geheimnis. Der leiblich gespürten Enge des Alltags zu entkommen und die leibliche Weite zu suchen und zu finden und die Empfindung des Vergessens in dieser Weite auszumachen, ist Ziel des fünften Kapitels. Dazu gehe ich auch auf die Phänomene des Multitaskings und des Binge Watching ein. Verschiedene Filme und Serien ziehe ich beispielhaft in diesem Kapitel heran: Mamma Mia!, Suits, Lost, Lucifer, Haus des Geldes usw.
Wiebke Schwelgengräber
6. Filme und Serien, die zu Ende sind
Zusammenfassung
Tiefe Traurigkeit, wenn ein grandioser Film oder eine tief beeindruckende Serie zu Ende geht, kann uns erfassen und lange Zeit nicht loslassen. Es fühlt sich an, als würde man in ein tiefes Loch fallen. Wir versuchen, die Geschichte, das Gesehene, die Atmosphäre zu erinnern, zu behalten, ihr nachzuspüren. Diese leiblichen Regungen beschreibe ich im sechsten Kapitel beispielhaft an den Serien Ashes to Ashes und Battlestar Galactica.
Wiebke Schwelgengräber
7. Der Sehnsucht nachspüren
Zusammenfassung
Filme und Serien lösen in uns tiefe Sehnsüchte aus, z. B. die Sehnsucht geliebt und festgehalten zu werden, die Sehnsucht nach Weite, die Sehnsucht nach Empfindungen, oder die Sehnsucht nach Sehnsucht. Dafür nutze ich im siebten Kapitel u. a. die Theorie der sogenannten Bewegungssuggestion. Dahinter steht die Idee, dass bestimmte Dinge Bewegungen andeuten (suggerieren), die wir leiblich empfinden können. Ganz klassisch spüren wir das an Musik. Der Rhythmus deutet Bewegungen an, fröhliche Musik etwa ist eher nach vorne gerichtet. Aber auch Häuser (z. B. von Friedensreich Hundertwasser) können Bewegungen suggerieren, denen wir leiblich nachgehen, ohne sie körperlich tatsächlich auszuführen (vgl. Schmitz 2005, S. 38 & 46). Wir schwingen gleichsam leiblich mit. Die Sehnsucht, um auf das Thema des siebten Kapitels zurückzukommen, kann als eine Bewegung des Sich-Streckens nach etwas, wonach wir uns sehnen, gesehen werden. Exemplarisch verdeutliche ich dies am Film Ewige Jugend.
Wiebke Schwelgengräber
8. Filme und Serien können uns verändern
Zusammenfassung
Dass Geschichten uns verändern können, ist die These meines achten Kapitels. Ich denke, dass wir durch das Schauen von Filmen und Serien – so wie aus Büchern übrigens auch – einen breiteren Horizont für Gründe und Handlungsweisen von Figuren erhalten und feststellen können, dass in der ein oder anderen Geschichte ein Teil von uns selbst steckt. Und ich denke, dass wir auch einen Blick für uns selbst dadurch gewinnen können, wenn wir die leiblichen Regungen beim Filmschauen ernst nehmen und diesen auch im Alltag eine wichtige Bedeutung beimessen. In diesem Kapitel diskutiere ich drei Thesen mit Bezug zum Film- und Serienschauen: 1. Der Mensch ist ein historisches und narratives Wesen. 2. Der Mensch ist ein leibliches Wesen. 3. Der Mensch ist ein fühlendes Wesen.
Wiebke Schwelgengräber
9. Ein kleiner Ratgeber für das Sehen von Filmen und Serien
Zusammenfassung
Im letzten Kapitel schlage ich einige Möglichkeiten für eine gelungene, selbst geschaffene Film-/Serien-Atmosphäre vor.
Wiebke Schwelgengräber
Backmatter
Metadata
Title
Wer sehen will, muss spüren
Author
Wiebke Schwelgengräber
Copyright Year
2022
Electronic ISBN
978-3-658-37300-9
Print ISBN
978-3-658-37299-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-37300-9