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2021 | OriginalPaper | Chapter

2. Zentrale Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung in systemtheoretischer Reflexion

Author : Bettina M.E. Benzing

Published in: Gewalt in den Anden

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Kapitel 2 beschäftigt sich mit den für dieses Buch zentralen Begriffen – Frieden, Konflikt, Gewalt –, diskutiert diese interdisziplinär und schlägt eine systemtheoretische Deutung vor. Hierbei wird auch ein grundlegendes und für das bessere Verständnis essentielle Wissen über die Gesellschaftstheorie Niklas Luhmanns vermittelt.

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Footnotes
1
Effekte, die sich auch in einem erweiterten Sicherheitsbegriff widerspiegeln, wie dies die Human Security Literatur zeigt.
 
2
Siehe u. a.: Paris 2001, 2002; Doyle/Sambanis 2006; Duffield 2001, 2007; Lidén 2009; Roberts 2011, 2013; Mac Ginty 2014; Mac Ginty et al. 2019.
 
3
Siehe u. a.: Last 2000; Autesserre 2014; Santschi 2014; Wallensteen 2019) (Last 2000; Autesserre 2014; Santschi 2014; Wallensteen 2019.
 
4
Siehe u. a.: Kollontai 2008; Buckley-Zistel 2009; Bonacker/Buckley-Zistel 2013; Barkan 2016; Girelli 2017; kritisch Millar 2011; Touquet/Vermeersch 2015.
 
5
Wie Luhmann bereits schreibt, können Operationen in sozialen Kontexten weitgehend als Handlungen begriffen werden, in Organisations- und Funktionssystemen geht der Begriff der Operationen über den Handlungsbegriff jedoch hinaus und meint die Kommunikationen, die ein System unternimmt, und die Herausbildung von Strukturen, durch die sich das System von seiner Umwelt abgrenzt.
 
6
Interaktionen, beispielsweise Gespräche, entstehen ad hoc und können genauso schnell wieder zerfallen (abbrechen, enden), weshalb von instabilen Systemen gesprochen wird.
 
7
Rudolph Stichweh listet auch noch Tourismus als ein Funktionssystem, was aber weitgehend abgelehnt wird.
 
8
Differenzierung ist keine Erfindung Luhmanns. Auch Talcott Parsons, Max Weber, Emile Durkheim, und viele andere Soziologen verwenden den Begriff der gesellschaftlichen Differenzierung auf ihre eigene Weise.
 
9
Dieser Blickwinkel ist bereits in der ersten Peacebuilding-‚Generation‘ angelegt. Vgl. hierzu Jean Paul Lederach 1997. Der Ausdruck Peacebuilding-Generationen wurde von Oliver Richmond (2005, 2011) geprägt.
 
10
Luhmann sprach in der Gesellschaft der Gesellschaft selbst noch von einer vierten Ausdifferenzierungsoption, der Unterscheidung in Zentrum und Peripherie, welche ich persönlich allerdings als sekundäre Differenzierungsform klassifiziere (Neves 2007). Die Zentrum-Peripherie-Unterscheidung ist ein umstrittene: die einen klassifizieren sie als einer oder mehrerer primärer Differenzierungsformen zugehörig/untergeordnet, indem Zentrum-Peripherie als räumliche Segregation verstanden wird, wobei die Strukturen des Zentrums komplexer sind als die der Peripherie, andere klassifizieren Zentrum-Peripherie als eigene primäre Differenzierungsform, beispielsweise mit Verweis auf das Römische Reich (Münkler 2007).
 
11
Für weitere Begriffsbestimmung siehe u. a. auch Adler 2019; Kratochwil 2007/2018; Lechner/Frost 2018; Bueger/Gadinger 2014; Adler/Pouliot 2011; ebenso interessant: Martin-Mazé 2017; McCourt 2016.
 
12
Auf diese wird weiter unten im Text noch vertieft Bezug genommen.
 
13
Medialer Einfluss kann auf verschiedene Weise wirken. Zur friedensfördernden Kapazität von Medien siehe Curtis 2000.
 
14
Verweis: In Kapitel 4 wird der Versicherheitlichungsprozess der FARC und des kolumbianischen Alltags durch Álvaro Uribe näher beschrieben, der zu einer weitervertieften Spaltung der Gesellschaft auf der Grundlage politischer Lager führte. Soziale Strömungen, die einen harten Kurs Uribes ablehnten wurden als linksextreme (Castrochavistas) diffamiert, die FARC selbst durch die Bezeichnung als Terroristen delegitimiert und die eigene menschenrechtsverletzende Politik dementsprechend als notwendiges Übel zur Bekämpfung von Terrorismus und zur Wiederherstellung von Sicherheit dargestellt.
 
15
Der Unterschied des Beobachters erster und zweiter Ordnung wird am besten anhand der Bewertung einer Situation verdeutlicht. Betrachtet man beispielsweise, wie oben bereits erwähnt, eine ‚friedliche‘ Situation, in der sich der Beobachter erster Ordnung befindet, kann dieser nicht exakt den Gegenbegriff zu dieser Situation bestimmen, da er die Situation selbst nur schwer deuten kann. Ein Beobachter zweiter Ordnung hingegen kann aufgrund der äußeren Betrachtung der Situation bestimmen, ob diese im Gegensatz zu einer unfriedlichen, feindlichen, lauten, usw. steht. Beobachtung erster wie zweiter Ordnung bezieht sich sowohl auf psychische als auch soziale Systeme (vgl. Fuchs 2012). Beobachtungen können auch weitere Ordnungszahlen erreichen, wenngleich Luhmann in den meisten Fällen bei der Unterscheidung zwischen erster und zweiter Ordnung bleibt – eine Ausnahme bildet hier ein Text von Luhmann (1995) zu einem rechtlichen Argument.
 
16
Die von Bonacker beschriebene organisierte Gewalt definiert sich durch Gewaltformen, die von einer Organisation ausgehen und die eine Organisation ausübt. Es bezieht sich nicht auf Gewaltphänomene, die in der Regel als organisierte Kriminalität oder eben allgemeiner organisierte Gewalt beschreibt. Es wird daher dem Begriff der organisationalen Gewalt den Vorzug gegeben. In einem früher erschienenen Artikel schreibt Bonacker ferner, dass in der unterschiedlichen Betrachtungsperspektive auf Gewalt – ob als Interaktions- Organisations- oder Gesellschaftsgeschehen – die eigentliche Crux der Beschreibung des Phänomens läge (Bonacker 2002: 31). Die gleichzeitige Betrachtung aller drei Ebenen erscheint folglich als unerlässlich, um Gewalt in seiner Gänze zu verstehen.
 
17
Perseguidos por Pablo Escobar, ein Zusammenschluss mehrerer staatlicher wie illegaler Akteure zur Verfolgung und Tötung Pablo Escobars.
 
18
Konflikte verschiedner Ausprägung können repräsentativ für soziale Systeme mit einem Potential für Gewaltkommunikation genannt werden.
 
19
Vgl. hierfür auch Waldmann (2002), der von einer ‚Ansteckungskraft‘ von Gewalt spricht. Als ursächlich für den ansteckenden Charakter von Gewalt nennt er ein Security dilemma, das zu einer strukturell-offenen Ausgangssituation für die beteiligten Akteure führe und diese in Konkurrenz stelle sowie „Rache- und Vergeltungsmotive und handfeste materielle Interessen“, welche gleichbedeutend mit Bürgerkriegsökonomien seien (Waldmann 2002: 381; vgl. auch Kurtenbach/Lock 2004).
 
20
In Mexiko wie in Kolumbien wurden und werden Opfer regelrecht im Kontext ihrer ‚begangenen Straftaten‘ her- und hingerichtet. Die komplette Zerstückelung der Opfer hat symbolischen Charakter für die vollständige Auslöschung des Opfers, als hätte es nie existiert. Es gibt aber auch Formen des Präsentierens, die weit sichtbarer sind, so zum Beispiel die s.g. kolumbianische Krawatte, bei der den Opfern die Kehle durchgeschnitten und die Zunge aus dem Hals gezogen wird. Hier versteckt sich der Code, dass das Opfer zur falschen Zeit oder bei dem falschen Menschen den Mund aufgemacht hat, weshalb er zum Schweigen gebracht wurde. Aber auch ‘einfach' erschossene Opfer, die an einer vielbefahrenen Straße am Straßenrand platziert werden, dienen der Warnung jener, die vorbeifahren, vorsichtig zu sein und zu registrieren, welche Machtakteure aktiv sind.
 
21
Die Erzeugung größtmöglichen Schreckens und Illegitimität der Gewalt beim weltgesellschaftlichen Audit bietet Daesh gleichzeitig die Möglichkeit höchste Zustimmung und Legitimität bei seinen Unterstützern zu erzeugen, da diese sich meist durch eine ablehnende Haltung internationaler (westlicher) Normen auszeichnen.
 
Metadata
Title
Zentrale Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung in systemtheoretischer Reflexion
Author
Bettina M.E. Benzing
Copyright Year
2021
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36285-0_2