2008 | OriginalPaper | Chapter
Zwischen selbstbestimmter sozialer Teilhabe und fürsorglicher Ausgrenzung Lebenslagen und Lebensbedingungen von Menschen, die wir behindert nennen
Author : Eckhard Rohrmann
Published in: Handbuch Armut und Soziale Ausgrenzung
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Es existiert kein allgemein anerkannter Begriff von Behinderung als Erscheinungsform menschlichen Daseins. Nicht einmal innerhalb einschlägiger Fachdisziplinen ist es gelungen, sich auf ein für das jeweilige Fach verbindliches Behinderungsverständnis zu einigen. Derjenigen Disziplin, die unter Bezeichnungen wie Heil-, Sonder-, oder Behindertenpädagogik neuerdings auch als Integrationsoder Rehabilitationspädagogik firmiert, ist es nicht einmal gelungen, eine einheitliche Fachbezeichnung zu finden. Deswegen wird hier darauf verzichtet, eine Übersicht über die in der einschlägigen Literatur vorfindbaren Behinderungsdefinitionen zu präsentieren, sondern den Fokus auf Entwicklungen, Kontinuitäten und Diskontinuitäten desjenigen Behinderungsverständnisses richten, welches jeweils nationalen und internationalen Behinderten-, Sozial-und Bildungspolitiken zugrunde liegt, denn dieses prägt vor allem die Praxis im Umgang mit Menschen, die wir behindert nennen und damit in entscheidendem Maße auch die Lebensbedingungen der Betroffenen. Dabei wird zu zeigen sein, dass einerseits nationale und internationale Behindertenpolitik seit mittlerweile mehreren Jahrzehnten bestimmt wird von einem zunehmend an den Menschenrechten orientierten und auf soziale Teilhabe und Selbstbestimmung gerichteten Behinderungsverständnis, diese richtungweisende Entwicklung jedoch andererseits, namentlich in Deutschland, in anderen Ländern ist es teilweise anders, konterkariert wird durch Beharrlichkeiten vor allem in der nach wie vor sozial ausgrenzenden und paternalistischfürsorglich ausgerichteten Sozial-und Bildungspolitik.