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Open Access 2023 | Open Access | Buch

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Protest-Aktivist*innen der Umweltschutz-Bewegung im Netz und auf der Straße

Voraussetzungen und Motive für Partizipation

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Über dieses Buch

Dieses Open-Access-Buch untersucht mit Fokus auf einzelne Bürger*innen fallspezifisch und empirisch den Handlungs- und Wirkungszusammenhang von Straßenprotest und Online-Aktivismus im Bereich der Umweltschutz-Bewegung. Eine ganze Bandbreite von Online- und Offline-Protestpraktiken erlaubt es Bürger*innen heutzutage, sich in politische Prozesse einzumischen, Öffentlichkeit für bestimmte Themen zu erzeugen und Politiker*innen und Unternehmen unter Druck zu setzen. Online ist hierbei jedoch nicht zwangsläufig Ersatz für Offline. In vielen Situationen von Protestpartizipation ergänzen sich Elemente beider Sphären. Warum entschließen sich Bürger*innen, ganz spezifischen Praktiken – online wie offline – nachzugehen und anderen Praktiken nicht? Welche Vor- und Nachteile benennen sie für die einzelnen ihnen zur Verfügung stehenden Formate? Die Arbeit steht im Schnittfeld unterschiedlicher politikwissenschaftlicher Forschungsfelder wie der Protestforschung, der politischen Partizipationsforschung und der Forschung rund um das Thema Digitalisierung. Basierend auf 18 Leitfaden-Interviews und einer ausführlichen Analyse werden sechs Typen von Protest-Aktivist*innen gebildet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Open Access

Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Eine ganze Bandbreite von Online- und Offline-Protestpraktiken erlaubt es Bürger*innen, sich in politische Prozesse einzumischen, Öffentlichkeit für bestimmte Themen zu erzeugen und Politiker*innen und Unternehmen unter Druck zu setzen. Dabei reicht die Auswahl der Praktiken von niedrigschwelligen Angeboten wie dem Unterschreiben einer Online-Petition bis zu zeitintensiven Praktiken wie der aktiven Mitarbeit in einer lokalen Ortsgruppe eines Umweltverbandes. Warum entschließen sich Bürger*innen, ganz spezifischen Protestpraktiken – online wie offline – nachzugehen und anderen Praktiken nicht? Welche Vor- und Nachteile benennen die Subjekte für die einzelnen ihnen zur Verfügung stehenden Kanälen und Kommunikationsformaten? Ziel der vorliegenden Arbeit ist, mit Fokus auf einzelne Subjekte, fallspezifisch und empirisch den Handlungs- und Wirkungszusammenhang von Straßenprotest und Online-Aktivismus im Bereich der Umweltschutz-Bewegung zu untersuchen.
Lisa Villioth

Open Access

Kapitel 2. Wandel von Protestpartizipation im Zuge der Digitalisierung
Zusammenfassung
Protest ist vielfältig, spielt sich in unterschiedlichen Räumen ab und deckt eine ganze Bandbreite an Formen, Aufwand und Motivationen ab. Im folgenden Kapitel sollen zentrale Begriffe dieser Arbeit geklärt werden und eine Zusammenfassung des Forschungsstandes zu Protestpartizipation erfolgen. Nach der Definition der Begriffe Protest, Soziale Bewegung, Internet, Social Media und Information and Communication Technologies (ICTs), werden verschiedene Protesträume mit ihren Eigenschaften und Bedeutungen beschrieben: Straße, Massenmedien, Internet und hybride Protesträume. Darauf aufbauend folgt eine Vorstellung von Hybrid-Organisationen und der Strategie des Grassroots-Campaigning, bevor sich der letzte Teil dieses Kapitels dann explizit mit gegenwärtigen Trends in der Protestpartizipation befasst. Hier werden Eigenschaften und gesellschaftliche Konsequenzen von netzbasierter Kommunikation, Social Media und neuen ICTs erläutert und die Kritik des Clicktivism vorgestellt. In Konsequenz ergeben sich im Bereich des zivilgesellschaftlichen Engagements Tendenzen der Niedrigschwelligkeit, Individualisierung, Personalisierung und Kreativität.
Lisa Villioth

Open Access

Kapitel 3. Methode
Zusammenfassung
Im nun folgenden Kapitel wird die methodische Herangehensweise dieser Arbeit erläutert. Dazu werden zuerst der Mixed-Method-Ansatz vorgestellt und die einzelnen Schritte des Feldzugangs sowie der Materialerhebung beschrieben. In Anlehnung an die Grounded Theory Methode (GTM) wurde hierbei mit einem explorativen und qualitativen Ansatz gearbeitet. Anschließend werden die Faktoren für die Sample-Zusammensetzung erläutert und die Interview-Partner*innen jeweils mit einem Kurzprofil vorgestellt. Danach folgen eine Darstellung der Kategorienbildung nach der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse und eine Ausführung zur Typenbildung. Ziel dieses Kapitels ist es, das methodische Vorgehen der Arbeit nachvollziehbar zu machen.
Lisa Villioth

Open Access

Kapitel 4. Forschungsgegenstand und historische Einordnung
Zusammenfassung
Im nun folgenden vierten Kapitel wird die Geschichte der Umweltschutz-Bewegung in Deutschland mit ihren verschiedenen Entwicklungsphasen skizziert, es werden Ziele und Strategien der Bewegung vorgestellt und Akteure sowie relevante Organisationen benannt. Außerdem wird die gegenwärtige Situation der Umweltschutz-Bewegung mit zuletzt besonders relevanten Protestaktionen und zum Teil neuen Kollektivakteuren beschrieben. Anschließend folgt eine Vorstellung der in der Analyse des Interviewmaterials relevanten Organisationen MoveOn, Campact, Change.org und BUND mit ihren jeweils spezifischen Konzepten, Positionen und Strategien.
Lisa Villioth

Open Access

Kapitel 5. Voraussetzungen und Motive für Protestpartizipation in der Umweltschutz-Bewegung – Empirische Befunde
Zusammenfassung
Bei der Betrachtung der Motive für Partizipation in der Umweltschutz-Bewegung auf der Individualebene einzelner Bürger*innen spielt eine Vielzahl von Komponenten eine wichtige Rolle. Um zu verstehen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, dass sich Individuen zivilgesellschaftlich engagieren, müssen insb. die Ressourcen dieser Personen berücksichtig werden. Zeit, Geld, Bildung, Netzwerke und auch Fähigkeiten zu kommunizieren und organisieren, zählen zu diesen Ressourcen. Darüber hinaus spielt aber auch ihr Bürgerschaftsverständnis eine wichtige Rolle. Ist es die Pflicht eines jeden, sich über Wahlen auf Bundes-, Landes- und Lokalebene hinaus zivilgesellschaftlich zu engagieren? Bedeutet Demokratie ‚von unten‘ mitzugestalten? Auch Emotionen und Affekte beeinflussen die Wahrscheinlichkeit für Partizipation. Wie Bürger*innen aufgewachsen sind und von ihrem Umfeld geprägt wurden, ist ein ebenso wichtiger Faktor wie konkrete Schlüsselmomente und Erfahrungen, die in der Vergangenheit gemacht wurden und das zivilgesellschaftliche Engagement bis heute motivieren.
Lisa Villioth

Open Access

Kapitel 6. Praktiken: Die Protest-Aktivist*innen der Umweltschutz-Bewegung auf der Straße, im Web 1.0 und im Web 2.0
Zusammenfassung
Das nun folgende Kapitel befasst sich explizit mit den einzelnen Protestpraktiken, dem Handlungsrepertoire und der Intensität des Engagements der Interview-Partner*innen. Dazu wird zuerst der Praktiken-Begriff definiert, anschließend auf das Verständnis von Medien als Praktiken eingegangen und dann die Rolle von Medienpraktiken in Sozialen Bewegungen thematisiert. Danach folgt eine Beschreibung der Intensität des Engagements der Interview-Partner*innen. Anschließend werden die einzelnen Praktiken des Handlungsrepertoires der Aktivist*innen dargestellt, wobei eine Unterscheidung in (vorwiegend) Offline- und (vorwiegend) Online-Praktiken vorgenommen wird. Den Abschluss bildet eine Analyse des konkreten Einflusses von Campact und dem BUND auf das Handlungsrepertoire und die Intensität des Engagements der Interview-Partner*innen.
Lisa Villioth

Open Access

Kapitel 7. Einstellungen zu Straßenprotest und Netzaktivismus
Zusammenfassung
In den vorangegangenen Kapiteln wurden bereits die Einstellungen der Interview-Partner*innen zu ihren Mitbürger*innen, ihrer eigenen Rolle als Bürger*in, dem Begriff von Mitgliedschaft usw. erläutert. An dieser Stelle folgt nun der explizite Fokus auf die Unterscheidung zwischen Straße und Netz – d. h. zwischen Aktivitäten, die (überwiegend) offline stattfinden und solchen, die (überwiegend) im Netz praktiziert werden. Denn um Motive für die Partizipation an Protestpraktiken einordnen und deuten zu können, müssen neben oben genannten Einstellungen und individuellen Ressourcen auch Einschätzungen berücksichtigt werden, für wie sinn- und wirkungsvoll Straßen- und Netzprotest gehalten werden, welche Vor- und Nachteile die Interview-Partner*innen in den verschiedenen Protestformen sehen und wie sie sich zur Kritik am Clicktivism äußern.
Lisa Villioth

Open Access

Kapitel 8. Typen von Protest-Aktivist*innen
Zusammenfassung
Die nun folgende Typenbildung hat das Ziel, alle bisher thematisierten Aspekte zusammenzuführen und basierend auf den Ressourcen, Bürgerschaftsverständnissen, Motiven, Mitgliedschaftsverständnissen, Empfindungen kollektiver Identität, konkreten Praktiken und Einstellungen zu Straßen- und Netzprotest der interviewten Bürger*innen drei grobe Typen von Protest-Aktivist*innen zu skizzieren. Diese unterscheiden sich insb. bzgl. ihrer ausgeübten Protestpraktiken und darin, wie intensiv sie das Netz in ihre Partizipation einbinden. Denn ein wichtiges Ergebnis der vorliegenden Analyse ist, dass alle Interview-Partner*innen in der Nutzung des Internets Vorteile für zivilgesellschaftliches Engagement sehen. Wie im vorangegangenen Kapitel ausführlich beschrieben, versteht ein Großteil der Interview-Partner*innen Netz und Straße als wertvolle Ergänzung zueinander. Da sich keine der Bürger*innen den Vorteilen des Internets komplett verschließt, zeichnen sich zwar alle drei Typen durch digitale Praktiken aus, unterscheiden sich jedoch in der Extensität dieser. Entsprechend liegt der Fokus der nun folgenden Typisierung insb. auf Praktiken und in den anderen Kategorien vorkommenden Faktoren, die diese Praktiken beeinflussen.
Lisa Villioth

Open Access

Kapitel 9. Wandel von Bürgerschaft? Ein Fazit zur Online- und Offline-Protestpartizipation
Zusammenfassung
Ziel dieser Arbeit war es, Folgen der Digitalisierung für die politische Protestpartizipation am Beispiel der Umweltschutz-Bewegung zu diskutieren und individuelle Voraussetzungen und Motive von Bürger*innen für eine Partizipation herauszuarbeiten. Dabei lag der Fokus insb. auf Ressourcen, Emotionen und Affekten, den konkreten Online- und Offline-Praktiken und den persönlichen Einstellungen der Individuen zu Straßenprotest, Online-Aktivismus und der Kritik des Clicktivism, sowie zum Verständnis von Bürgerschaft. Durch die Zusammensetzung des Samples mit älteren und jüngeren Interview-Partner*innen konnte untersucht werden, wie sich einerseits die konkreten Protestpraktiken einzelner Bürger*innen über die Jahrzehnte verändert haben, die früher nur Offline-Möglichkeiten zur Verfügung hatten und nun sowohl online als auch offline agieren können, und andererseits Digital Natives auf die Möglichkeit reagieren, sich sowohl im Netz als auch auf der Straße bzw. in Organisationen einbringen zu können. Die Erkenntnisse aus der Analyse des Interviewmaterials decken sich mit vielen in der bisherigen Literatur beschriebenen Forschungsergebnissen. Die vorliegende Arbeit kann jedoch auch relevante und notwendige Ergänzungen zum Thema beitragen und schlägt Überarbeitungen früherer Konzepte mit Blick auf die Auswirkungen der Digitalisierung vor. In der bisherigen Forschung nicht ausreichend berücksichtigt wurde z. B. das Thema Frustrationstoleranz.
Lisa Villioth
Backmatter
Metadaten
Titel
Protest-Aktivist*innen der Umweltschutz-Bewegung im Netz und auf der Straße
verfasst von
Lisa Villioth
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-40532-8
Print ISBN
978-3-658-40531-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40532-8