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06-04-2017 | Bankstrategie | Nachricht | Article

Graben Digitalunternehmen Banken das Wasser ab?

Author: Stefanie Hüthig

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Der diesjährige Bankentag beschäftigt sich nicht nur mit der Geldpolitik und der Regulierung, sondern auch mit neuen Wettbewerbern. Die Meinungen, ob Digitalkonzerne und Fintechs eine Konkurrenz für Geldhäuser sind, gehen aktuell auseinander.

Während sechs von zehn Deutschen davon überzeugt sind, dass Kundendaten bei Banken vor dem missbräuchlichen Zugriff Dritter gut oder sehr gut geschützt sind, glauben das von Fintechs lediglich 17 Prozent, von Unternehmen wie Google, Amazon und Facebook sogar nur zehn Prozent. Dies ergab eine Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) anlässlich des 21. Deutschen Bankentags am 5. und 6. April 2017 in Berlin. Demnach könnten sich lediglich drei Prozent der Befragten einen Wechsel vorstellen, wenn eines der großen Internetunternehmen in Deutschland Bankdienstleistungen anbieten würde.

Kunden zeigen sich zunehmend wechselwillig

Doch die Wechselbereitschaft von Bankkunden nimmt laut einer repräsentativen Befragung des Marktforschungs- und Beratungsinstituts You Gov unter 3.000 Bankkunden ab 18 Jahren zu, nicht zuletzt aufgrund der neuen Regelungen zur Vereinfachung des Anbieterwechsels sowie der Diskussion um die Gebühren für Abhebungen an Geldautomaten. So habe sich der Anteil der Bankkunden, die innerhalb eines Jahres ihre Hauptbankverbindung umgezogen haben, nahezu verdoppelt und liegt derzeit bei zehn Prozent, Tendenz steigend. Innerhalb der kommenden zwölf Monate planten acht Prozent konkret und weitere 16 Prozent, die Hauptbankverbindung zu wechseln oder ein Girokonto zu eröffnen. Da für die Hälfte der potenziellen Wechsler niedrigere Kontogebühren Hauptgrund für den Umzug sind, sind meist Direktbanken mit ihren günstigen Angeboten das Ziel.

Der BdB sieht keinen Widerspruch zwischen dem Ergebnis seiner Befragung und der You Gov-Studie. Kunden nutzten zwar gerne "eine schicke App", glaubt BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Die Kunden seien aber nicht bereit, mit ihrer Hauptbankverbindung zu einem der Internetkonzerne zu gehen, verweist er auf die Umfrage seines Hauses.

Betroffene halten Disruption für undenkbar

Mathematiker und Springer-Autor Professor Gunter Dueck dürfte nicht Kemmers Meinung sein. Bei der Eröffnungsfeier des neuen Standorts des IT- und Software-Anbieters Arxes-Tolina erklärte er, wie Start-ups eine Branche nach der anderen auf den Kopf stellen, während etablierte Player lange dabei zusehen, etwa Handelsunternehmen dem heutigen Versandriesen Amazon. Wem "das Fell brennt", der halte es für "undenkbar", dass das eigene Geschäft gefährdet ist. Auch Regulierung schützt nicht zwangsläufig vor dem Wandel: So könne der Versand des Rezepts in Papierform an Internetapotheken über ein einfaches Barcode- oder QR-Code-System obsolet werden.

Mittlerweile ist den etablierten Finanzdienstleistern die Gefahr durch Start-ups bewusst. Laut einer Umfrage der von Pricewaterhouse Coopers (PwC) unter rund 1.300 Managern weltweit räumen inzwischen 88 Prozent ein, dass sie Marktanteile an Fintechs verlieren werden. Deshalb suchen sie den Schulterschluss. In Deutschland kooperieren bereits sieben von zehn Finanzinstituten mit den jungen Gründern.

Geldpolitik und Regulierung hemmen Innovationen

Anlässlich des Bankentags kritisierte Hans-Walter Peters, Präsident des BdB und Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der Privatbank Berenberg, dass Kreditinstitute derzeit viel Geld an anderer Stelle ausgeben müssen, das sie lieber in kundennahe Projekte investieren würden. Die Negativzinsen der Notenbank EZB kosteten Europas Geldhäuser hochgerechnet auf ein Jahr mehr als fünf Milliarden Euro. Dazu kämen hohe Kosten durch die Regulierung. Allein die Finanzmarktrichtlinie Mifid II erhöhe die IT-Kosten der Berenberg Bank 2017 um 20 Prozent.

Entsprechend erwartet BdB-Hauptgeschäftsführer Kemmer, dass der Druck auf die Personalkosten und -stände noch eine Zeit erhalten bleibt. Nicht überall in den Instituten werde aber der Personalstand sinken. Je nach Geschäftsmodell könnte er in einigen Bereichen sogar steigen.

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