Bei M&A-Prozessen sind zahlreiche Aspekte zu beachten, damit ein Deal tatsächlich erfolgreich wird. Eine Studie zeigt, dass das Einbeziehen der Finanzfunktion den Prozess entscheidend beeinflussen kann.
M&A-Prozesse können in diesem Jahr für viele Unternehmen existenziell von großer Bedeutung sein. Gerade wenn Unternehmen aufgrund der Coronakrise ins Straucheln gerade, kann es zu Notverkäufen kommen. Für andere Unternehmen wiederum kann sich die Chance bieten, durch neue Deals die eigene Marktposition zu verbessern. Und auch aufgrund einer Unternehmensnachfolge können sich Veränderungen ergeben. Doch wie stellt man sicher, dass eine Transaktion tatsächlich zu einem positiven Ergebnis führt?
Transaktionen verlaufen erfolgreicher
Die Beratungsgesellschaft Pwc hat in einer Studie den Einfluss der Finanzfunktion auf den Erfolg einer M&A-Transaktion untersucht. Das Ergebnis legt offen, dass 87 Prozent der Transaktionen erfolgreich verlaufen, wenn die Integration oder Separation der Finanzfunktion gelingt. "Die Größenordnung und Komplexität der Transaktion sowie ihre Folgewirkungen und die resultierenden Unsicherheiten sorgen bereits dafür, dass M&As zu den anspruchsvollsten Handlungsmöglichkeiten gehören, über die Unternehmen in marktwirtschaftlichen Systemen verfügen“, stellen Andreas Horsch und Jutta Stumpf-Wollersheim in ihrem Buchkapitel "Rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Analyse von Mergers & Acquisitions" (Seite 3) fest. Es können sich beispielsweise zahlreiche Fragen ergeben rund um
- Unternehmensbewertung
- Finanzierung
- Unternehmens- und Wachstumsstrategie
- Steuerliche Folgen
- Rechtliche Fragen, beispielsweise im Bereich des Kartellrechts.
Frühzeitige Planung ist wichtig
Die Finanzfunktion kann hier bereits im Vorfeld wichtige Impulse geben. "Das planerische Antizipieren von potentiellen Stolperschwellen, die Bestimmung der von der jeweiligen Seiten mit dem Prozess verfolgten Ziele und die Kenntnis darüber, welche Folgen für die jeweiligen Prozesspartei mit der Annahme oder dem Verwerfen bestimmter Handlungsalternativen während des (Verhandlungs-)Prozesses verbunden sein können, ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Abschluss eines Unternehmensverkaufs“, erklären Stefan Gottgetreu, Hans Peter Leube, Moritz Petrikowski, Patrick Sinewe, David Witzel und Oliver Zöll in ihrem Buchkapitel "Vorbereitungen beim Unternehmensverkauf" (Seite 1). Ihrer Ansicht nach ist "Planung das halbe Leben". Die Ergebnisse der Pwc-Studie bestätigen diese Annahme, gerade im Hinblick auf die Finanzabteilung.
Prozesse werden schneller gemeistert
"Die Finanzfunktion ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Transaktion. Wenn sie ihre Aufgaben im Rahmen einer Fusion, Übernahme oder einem Carve-out gut meistert, verlaufen neun von zehn Deals erfolgreich," stellt Christian Jöhnk, Partner im Bereich Delivering Deal Value bei Pwc Deutschland, fest. Interessant ist, dass auch bei 51 Prozent der Fälle mit erfolgreicher Finanzintegration die Transaktionen schneller als geplant umgesetzt wurden. Wer also Finanzexperten bei einer Transaktion miteinbezieht, kann den Prozess erheblich beschleunigen. Pwc analysiert jedoch auch, dass ein methodischer Ansatz für eine erfolgreiche Integration oder Separation der Finanzfunktion relevant ist. Die Studie zeigt außerdem, wie wichtig es ist, die Finanzfunktion bereits frühzeitig einzuschalten: 79 Prozent der Transaktionen verliefen erfolgreich bei einer Einbindung noch vor Abschluss eines Deals. Im Gegensatz dazu sank die Erfolgsquote in Fällen, in denen die Finanzfunktion in der Vorbereitungsphase weniger oder sogar gar nicht eingebunden war, auf 54 Prozent.
Pwc-Experte Christian Jöhnk begründet dies wie folgt: "Die Finanzfunktion ist in der Regel exzellent im Unternehmen vernetzt, da sie sowohl im Tagesgeschäft als auch bei langfristigen Projekten mit den unterschiedlichsten Bereichen zusammenarbeitet – von der Budgetierung bis hin zur Berichterstattung. Das macht sie zur idealen Drehscheibe, um alle transaktionsbezogenen Aktivitäten im Vorfeld eines Deals vorzubereiten und zu koordinieren.
Positiver Effekt auf den ROI
Einen entscheidenden Einfluss hat die Finanzfunktion im Rahmen eines Transaktionsprozesses auf den Return on Investment (ROI):
- Wurde die Finanzfunktion erfolgreich integriert oder separiert, konnten 62 Prozent der Befragten ihre Ziele in Bezug auf den ROI übertreffen, nur sechs Prozent haben ihre Ziele verfehlt.
- Wurde die Finanzfunktion nicht erfolgreich integriert oder separiert, konnten nur 35 Prozent den erwarteten ROI erreichen, 30 Prozent haben die Ziele verfehlt.
Die Studienergebnisse verdeutlichen einmal mehr, wie wichtig es ist, Transaktionen frühzeitig zu planen und Finanzexperten in den Prozess miteinzubeziehen.