Haushalte verbrauchen viel Energie. "Private Haushalte tragen mit mehr als 60 % zum gebäudebezogenen Endenergieverbrauch bei. Energetisch besteht erhebliches Einsparpotenzial bezüglich der Nutzung, aber auch der Erzeugung von Energie", bilanziert dies Springer Gabler-Autorin Astrid Schultze in ihrem Buchkapitel Die Wohnungswirtschaft und ihr Beitrag zur Energiewende auf Seite 202.
Deswegen sind Haushalte auch einer der Schlüsselpunkte für das Gelingen der Energiewende. Wie nun können die Haushalte zum Gelingen der Energiewende im Bereich der elektrischen Energie beitragen?
Mieter haben's schwer
Zuerst: Mieter haben es deutlich schwerer, die Energiewende zu Hause zu stemmen, als Hausbesitzer. Sie können maximal einen Ökostromtarif abschließen. Beim Installieren von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien sind sie aber von ihren Verwaltern und Eigentümern abhängig. Doch auch mit dem Ökostrom ist das so eine Sache. Nach dem Portal Stromauskunft existieren lediglich sieben Versorger deutschlandweit, die wirklichen Ökostrom anbieten und nicht nur Graustrom, der mittels CO2-Zertifikaten "ergrünt".
Wohneigentümer hingegen haben einen deutlich größeren Spielraum. Steht die umfassende energetische Sanierung eines Gebäudes ohnehin an, wäre im Zuge dessen zu überlegen, ob das Gebäude nicht auch gleich mit Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien ausgestattet werden könnte. Ein Beispiel hierfür ist etwa eine Erneuerung des Daches mit gleichzeitiger Installation einer Photovoltaik-Anlage (PV). Aus dieser wiederum könnten bei größeren Gebäuden Mieterstrommodelle entwickelt werden, die auch aufgrund der neuen Gesetzgebung mit dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) und dem Mieter-Strom-Gesetz (MieterStromG) gefördert werden.
Noch eine weitere Aktualisierung der Gesetzgebung fördert innovative Technologien: Durch die Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) rückt der Primärenergiefaktor eines Hauses stärker in den Fokus. Erneuerbare Energien werden durch diesen dimensionslosen Faktor begünstigt, ebenso effiziente Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) inklusive Brennstoffzelle sowie Wärmepumpen. Diese Technologien stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Strom- und Wärmemarkt her und sind unverzichtbarer Teil der Sektorkopplung, ohne die die Energiewende nicht gelingen kann.
Gerade die KWK sowie die PV eigenen sich für die Eigenstromversorgung in Häusern. Gelingt deren Einführung massenhaft, reduziert sich die Notwendigkeit eines Netzausbaus, da die zumindest in Haushalten erzeugte Energie vor Ort erzeugt und verbraucht und nicht von den großen Energieerzeugungsanlagen im Osten und Westen (Braunkohle) und Norden (Windkraft) aufwändig quer durch die Bundesrepublik transportiert werden muss. Auch die Strompreise, die wohl weiter steigen werden, sind ein wichtiges Argument für diese Lösung. In einigen Gegenden Deutschlands ist es heute schon wirtschaftlich, den eigenen Strombedarf zu großen Teilen mittels dieser Technologien selbst zu decken.
Investitionskosten noch sehr hoch
Dennoch: Auch bei der eigenen Stromerzeugung und deren Nutzung direkt vor Ort gibt es nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile. Dafür sprechen sicherlich die größere Unabhängigkeit von Dritten und der von denen vorgegebenen Preisentwicklung. Eine höhere Versorgungssicherheit lässt sich so vor Ort ebenso erreichen.
Doch der selbst erzeugte PV-Strom kann noch mehr: "Diese Regelung der Anlage sorgt dafür, dass der erzeugte Strom der PV-Anlage zunächst direkt im Haushalt selbst verbraucht wird, um den Strombezug aus dem Netz zu minimieren. Erst wenn zeitgleich kein Strom benötigt wird und PV-Strom vorhanden ist, werden die Überschüsse für den späteren Eigenverbrauch in Batterien gespeichert oder über den Heizstab oder Wärmepumpen im Wärmespeicher in thermische Energie gewandelt", beschreiben die Springer Vieweg-Autoren Michael Sterner und Ingo Stadler eine sektorkoppelnde Möglichkeit auf Seite 781 ihres Buchkapitels Speicherintegration zur Kopplung unterschiedlicher Energiesektoren.