2005 | OriginalPaper | Chapter
Expertise und Politik im Widerstreit? Entscheiden unter dem Vorsorgeprinzip
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Die Politik suchte in schwierigen Entscheidungen seit jeher den Rat von Experten. In letzter Zeit ist jedoch das Einvernehmen darüber, welche Rolle diesem Rat eigentlich zukommt, brüchig geworden. Das bis in die 1980er Jahre vorherrschende wissenschafts- und expertenzentrierte Selbstverständnis wissenschaftlicher Politikberatung erodierte nicht zuletzt im Zuge von Auseinandersetzungen über die Ursachen von Umweltschäden und Gesundheitsrisiken (Beck 1986). Insbesondere die Frage nach den Folgen von „Risikotechnologien“ wie der Kernenergie oder der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen führte zu heftigen Kontroversen. Einander widersprechende wissenschaftliche Gutachten über Zusammenhänge zwischen möglichen Folgen und ihren Ursachen und die zunehmende Kritik seitens neuer sozialer Bewegungen führten nicht selten in scheinbar unauflösliche Pattsituationen. Typischerweise handelte es sich um Fragen, in denen die Unsicherheit über die Folgen groß, die postulierten Schäden erheblich und die Interessen substantiell waren (Funtowicz 2001). In anderen Fällen war ein Zusammenhang zuweilen erst dann anerkannt worden, als unübersehbare Schäden eingetreten waren; dann war es für Gegenmaßnahmen aber zu spät — zahlreich sind die Beispiele, bei denen Folgen erst mit großer Verzögerung bestimmten Auslösern zugeordnet werden konnten (Harremoes et al. 2002). In anderen Fällen wurden zunächst Effekte postuliert, die dann nicht oder in ganz anderer Form eintraten.