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2017 | Book

Handbuch Empirische Organisationsforschung

Editors: Prof. Dr. Stefan Liebig, Prof. Dr. Wenzel Matiaske, Sophie Rosenbohm

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Book Series : Springer Reference Wirtschaft

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About this book

Das Handbuch gibt einen Überblick über zentrale Methoden der empirischen Organisationsforschung. Ein Schwerpunkt liegt auf den Analysepotenzialen existierender Datenbestände und den Anwendungsfeldern quantitativer sowie qualitativer Erhebungsmethoden in der Organisationsforschung. Durch die Berücksichtigung der methodischen und forschungspraktischen Herausforderungen bei verschiedenen Organisationstypen – z.B. Hochschulen, Krankenhäuser, Unternehmen, Verwaltungen und Parteien – vermittelt das Handbuch ein breites, mit Erfahrungen aus der Praxis der empirischen Organisationsforschung unterfüttertes Methodenwissen.

Table of Contents

Frontmatter

Einleitung

Frontmatter
Methoden der empirischen Organisationsforschung: Ein integrativer Zugang

Dieses Handbuch soll einen möglichst breiten Überblick, gleichzeitig aber auch einen fundierten Einblick in die Methoden der empirischen Organisationsforschung geben. Die empirische Organisationsforschung gehört zu den wenigen sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsfeldern, in denen ein methodenpluraler Zugriff seit Jahrzehnten fest etabliert ist. Ein Grund für dieses selbstverständliche Nebeneinander von am Einzelfall orientierten und verstehenden Methoden und solcher, die auf der Grundlage größerer Stichproben zu (kausalen) Erklärungen kommen wollen, ist zu einem Großteil dem Forschungsgegenstand selbst geschuldet. Besteht doch eine der zentralen Einsichten darin, dass Organisationen aufgrund ihrer unterschiedlichen Zwecke, Umwelten und Abhängigkeiten erheblich in ihren Strukturen und Prozessen variieren. Qualitative Forschungsmethoden sind geeignet, diese jeweiligen Besonderheiten zu identifizieren, zu beschreiben sowie Zusammenhänge aufzudecken und zu verstehen. Zugleich weisen Organisationen aber auch Strukturmuster auf, die innerhalb und auch über einzelne organisationale Felder hinweg ähnlich sind. Diese Gemeinsamkeiten und Regelmäßigkeiten bilden die Grundlage für die Anwendung quantitativer Methoden, denn nur darüber lassen sich Aussagen formulieren, die einer kausalen Erklärung entsprechen können. Welcher methodische Zugriff gewählt wird, ist dann letztlich abhängig von der jeweils zu beantwortenden Forschungsfrage. Genau dieser Grundregel empirischer Forschung folgt dieses Handbuch. Es bietet einen Einblick in nicht-standardisierte, qualitative und standardisierte, quantitative Forschungsmethoden in der Organisationsforschung. Im Vergleich zu der auf Individual- und Haushaltsbefragungen spezialisierten empirischen Sozialforschung steht die empirische Organisationsforschung vor einigen spezifischen Herausforderungen, die sich etwa auf die Auswahl der Untersuchungseinheiten, den Feldzugang und die Datenerhebung beziehen. Dieses Handbuch möchte dem insofern Rechnung tragen, indem es nicht nur in allgemeiner Form verschiedene Methoden vorstellt und beschreibt, sondern auch die aus dem Organisationsbezug folgenden Herausforderungen benennt und Lösungen aus der Forschungspraxis aufzeigt. Es werden deshalb neben Fragen des Datenzugangs und der -erhebung auch Fragen der Datenarchivierung und -aufbereitung, der Sekundärnutzung von Organisationsdaten aber auch der spezifischen Herausforderungen einzelner Organisationstypen wie z. B. Schulen, Krankenhäusern oder dem Militär thematisiert. Damit leistet das Handbuch zugleich einen wichtigen Beitrag zur weiteren methodischen Fundierung der empirischen Organisationsforschung und der Ausarbeitung entsprechender methodischer Standards, wie sie in der Surveyforschung seit längerem etabliert sind.

Stefan Liebig, Wenzel Matiaske, Sophie Rosenbohm

Sekundäranalyse in der Organisationsforschung

Frontmatter
Sekundärdaten für die Organisationsforschung – Datenangebot und Nutzungsmöglichkeiten

Der Beitrag liefert einen Überblick über das Angebot von Sekundärdaten und deren Nutzungsmöglichkeit für die Organisationsforschung. Es werden sowohl die Analyse potenziale von Sekundärdaten gegenüber Daten aus Primärerhebungen beschrieben als auch verschiedene Datenquellen (z. B. prozessproduzierte Daten und Befragungsdaten) dargestellt. Zudem werden Aspekte des Datenschutzes und des Datenzugangs behandelt.

Alexandra Schmucker, Heiko Stüber, Silke Hamann
Angebot und Analysepotenzial von Daten der amtlichen Statistik für die Organisationsforschung

Für die empirisch ausgerichtete Organisationsforschung sind die Mikrodaten der amtlichen Statistik eine wertvolle Quelle. In dem Beitrag werden zuerst die Rahmenbedingungen für die Weitergabe von Einzeldaten der amtlichen Statistik an die Wissenschaft erläutert. Anschließend wird das Datenangebot der Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder vorgestellt. Ausgewählte Datenmaterialien aus den Bereichen Gesundheit, Bildung, öffentliche Verwaltung, dem Betriebs – und Unternehmenssektor werden danach detailliert mit ihren wesentlichen Merkmalen sowie dem möglichen Analysepotenzial für die Organisationsforschung beschrieben. Der Beitrag gibt einen Überblick über die im Frühjahr 2016 verfügbaren Daten. Das Datenangebot wird beständig erweitert und um neu vorliegende Berichtsjahre ergänzt. Das aktuelle Angebot ist im Internet unter www.forschungsdatenzentrum.de zu finden.

Manfred Ehling
Kombinierte Firmenpaneldaten: Datenangebot und Analysepotenziale

Kombinierte Firmenpaneldaten führen Informationen über Betriebe bzw. Unternehmen aus verschieden Quellen und für mehrere Beobachtungszeiträume in einem Datensatz zusammen. Dieses Kapitel zeigt, dass die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland es Wissenschaftlern ermöglichen, sich neben der Nutzung der standardmäßig in den Forschungsdatenzentren der statistischen Ämter bereitgestellten kombinierten AFiD-Panel maßgeschneiderte Datensätze aus dem breiten Angebot der statistischen Ämter und unter Verwendung allgemein zugänglicher Firmendaten aus externen Quellen (wozu auch Daten von kommerziellen Datenanbietern gehören) für Auswertungen in den FDZ erstellen zu lassen. An zahlreichen Beispielen wird gezeigt, dass diese kombinierten Firmenpaneldaten ein hohes und gegenüber isolierten Daten aus nur einer Erhebung deutlich höheres Analysepotenzial aufweisen.

Joachim Wagner
Das IAB-Betriebspanel: (Analyse-)Potenzial und Datenzugang

Das IAB-Betriebspanel ist die umfangreichste Arbeitgeberbefragung in Deutschland. Der Fragebogen deckt ein breites Themenspektrum ab und ist modular aufgebaut. Das Analysepotenzial des Datensatzes ergibt sich einerseits aus der Themenvielfalt und andererseits aus der Datenstruktur. Deskriptive Auswertungen sind ebenso wie multivariate Analysen sowohl im Querschnitt- als auch im Längsschnitt möglich.

Peter Ellguth, Susanne Kohaut, Iris Möller
Linked-Employer-Employee-Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (LIAB)

Die Linked-Employer-Employee-Daten (LIAB) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kombinieren Informationen aus den Befragungsdaten des IAB-Betriebspanels mit administrativen Personendaten aus den Prozessen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Insgesamt gibt es drei verschiedene LIAB-Modelle. Das Querschnittmodell bietet Informationen zu Personen die zum 30. Juni eines Jahres in einem Betrieb beschäftigt waren. Demgegenüber bieten das Längsschnittmodell und das Mover-Modell komplette Erwerbsbiografien von Personen. Beide Modelle unterscheiden sich bei der Auswahl der Betriebe für die Stichprobenziehung. Dieser Beitrag bietet einen Überblick über die aktuell verfügbaren Modelle des LIAB und zeigt deren Zugang und Anwendungsmöglichkeiten im Rahmen der Organisationsforschung auf.

Wolfram Klosterhuber, Jörg Heining
Sekundäranalyse qualitativer Organisationsdaten

Aufarbeitung, (digitalisierte) Archivierung und Sekundäranalyse von Daten aus qualitativen Forschungen sind im deutschsprachigen Raum relativ neu. Der vorliegende Beitrag stellt die sich seit etwa zehn Jahren schnell entwickelnde Forschungslandschaft vor und diskutiert methodische Zugriffe und besondere Herausforderungen, insbesondere bezüglich der Kontextualisierung und Historisierung des Primärmaterials, wobei auch auf die etwas älteren britischen Erfahrungen mit Sekundäranalyse rekurriert wird. Schließlich wird ein Anwendungsfall vorgestellt – die Re-Analyse von arbeitssoziologischen Fallstudien im interdisziplinären Re_SozIT-Projekt.

Peter Birke, Nicole Mayer-Ahuja

Primärerhebung in der Organisationsforschung

Frontmatter
Rechtliche Rahmenbedingungen der Organisationsdatenforschung

Der vorliegende Beitrag adressiert die rechtlichen Rahmenbedingungen mit denen sich Forschende in der empirischen Organisationsforschung auseinandersetzen müssen. Hierzu werden die Rechtsgrundlagen des Datenschutzes als grundlegende Leitlinien für die empirische Organisationsforschung dargelegt und die zentralen Begriffe des Datenschutzes vorgestellt. Daran anschließend werden die notwendigen Voraussetzungen für die Arbeit mit Organisationsdaten illustriert und praktische Handlungsempfehlungen für einen dem Datenschutz entsprechenden Umgang mit Organisationsdaten gegeben. Ergänzend zum Datenschutz bearbeitet der Beitrag auch die juristischen Herausforderungen des Quellenschutzes und diskutiert Handlungsempfehlungen für die Forschungspraxis. Abschließend wird die davon unabhängige aber bislang weitgehend offene Fragestellung diskutiert, inwiefern Organisationsdaten einem Urheberrecht unterliegen.

Matthis Grenzer, Ines Meyer, Heidi Schuster, Tobias Gebel
Forschungsdatenmanagement in der Organisationsforschung

Das Thema Forschungsdatenmanagement rückt seit einigen Jahren sowohl international als auch national verstärkt in den Fokus der empirischen Sozial- und Wirtschaftsforschung. Eine Entwicklung, die auch für die empirische Organisationsforschung und ihre zunehmend komplexer werdenden Datenstrukturen (Paneldaten, Mehrebenen- und Mixed-Methods-Designs, Verknüpfung von Datensätzen und -quellen) von Bedeutung ist. Zudem gewinnt die Frage einer nachhaltigen Nutzung von Forschungsdaten in der Organisationsforschung durch den tendenziell schwieriger werdender Zugang zum Feld und eine sinkende Teilnahmebereitschaft an Relevanz. Auch erwarten zunehmend mehr Forschungsförderer einen strukturierten und nachhaltigen Umgang mit den erhobenen Forschungsdaten. Vor diesem Hintergrund ergeben sich neue Anforderungen an den Schutz, die Dokumentation und die Archivierung von Forschungsdaten. Aus diesem Grund skizziert der vorliegende Beitrag Ansatzpunkte für ein forschungsbegleitendes Datenmanagement in der Organisationsforschung, das eine grundlegende Voraussetzung für eine langfristige und nachhaltige Nutzbarkeit von qualitativen und quantitativen Forschungsdaten ist.

Tobias Gebel, Sophie Rosenbohm
Stichprobenziehung und Feldzugang in Organisationsstudien

Organisationsstudien sehen sich anderen Herausforderungen gegenüber als Personenbefragungen. In diesem Beitrag wird zunächst die Schwierigkeit diskutiert, die Grundgesamtheit und damit auch die Untersuchungseinheiten zu bestimmen. Ist dieses Ziel erreicht, gilt es adäquate Auswahlgesamtheiten zu finden. Es bietet sich an, hierfür Verzeichnisse zu verwenden, aus denen dann in der Regel disproportional geschichtete Stichproben gezogen werden, um die Präzision der Schätzung zu optimieren. Wenngleich die inhaltliche Zielsetzung einer Untersuchung maßgeblich Einfluss darauf hat, welche Zielperson in der Organisation angesprochen wird, sollte – um Nonresponse entgegenzuwirken – auch im Auge behalten werden, dass es wichtig ist, dass diese möglichst über die Autorität, das Wissen und die Bereitschaft zu antworten verfügt.

Josef Hartmann
Linked-Employer-Employee (LEE) Daten in der Organisationsforschung
Datenangebot, Analysepotenziale und Generierung

Verknüpfte Personen-Betriebsdaten bzw. Linked-Employer-Employee-Daten sind eine zunehmend genutzte Grundlage zur Beantwortung einer Reihe von Fragestellungen innerhalb und außerhalb der Organisationsforschung. Der Beitrag beschreibt die Analysepotenziale derartiger Datensätze und stellt die unterschiedlichen Vorgehensweisen zu ihrer Generierung dar. Welche methodischen Herausforderungen sich daraus ergeben, wird am Beispiel von zwei Studien erörtert, die jeweils eine unterschiedliche Vorgehensweise bei der Datenerhebung wählten. In der einen Studie wurde das „Employer-first“ Verfahren angewandt. Dabei wird zunächst eine Stichprobe von Betrieben bzw. Organisationen gezogen, um dann im Anschluss Beschäftigte innerhalb dieser Betriebe zu befragen. Die zweite Studie wählte hingegen den umgekehrten Weg des „Employee-first“ Verfahrens: hier wird mit einer Stichprobe von Beschäftigten gestartet, um daran anschließend deren aktuelle Arbeitgeber (Betrieb) zu befragen. Die methodische Anlage beider Studien und die sich daraus ergebenden Vor- und Nachteile werden detailliert beschrieben und die Nützlichkeit unterschiedlicher LEE-Datenstrukturen für die Organisationsforschung diskutiert. Zusätzlich wird auf Möglichkeiten verwiesen, wie das Analysepotenzial solcher Datensätze weiter ausgebaut werden kann.

Michael Weinhardt, Peter Jacobebbinghaus, Stefan Liebig
Betriebs- und Unternehmenssurveys
Der Surveyprozess und Surveyqualität

Ziel eines jeden Surveys ist die Produktion qualitativ hochwertiger Forschungsdaten und auf diesen Daten beruhender Statistiken. Bei der Planung und Durchführung eines Surveys können jedoch an jeder Stelle im Prozess Fehler entstehen, die die Datenqualität beeinträchtigen. Im vorliegenden Artikel werden die einzelnen Schritte bei der Planung und Durchführung eines Betriebs- und Unternehmenssurveys dargestellt und auf die möglichen Fehler, die auftreten können, hingewiesen. Dabei werden die besonderen Charakteristika von Betriebs- und Unternehmenssurveys im Unterschied zu Individual- und Haushaltssurveys beschrieben sowie Erfahrungen und Befunde aus der Praxis berichtet. Ausgehend von verschiedenen (technischen und nicht-technischen) Konzepten von Surveyqualität wird der Survey als ein Prozess beschrieben, der unter bestimmten Rahmenbedingungen und Restriktionen (u. a. durch die zu befragenden Organisationen oder die Erhebungspraxis) stattfindet. Surveyqualität ist stets vor dem Hintergrund der jeweiligen Ziele, Zwecke und Restriktionen eines Surveys zu beachten, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Ger Snijkers, Alexia Meyermann
Standardinstrumente in der Organisationsforschung

In der Organisation- und Betriebsforschung gibt es bislang keine allgemein anerkannten Standards für die Entwicklung von Fragebögen oder Messinstrumenten. In diesem Kapitel geht es deshalb zum einen um Basismerkmale, die ein Fragebogen beinhalten sollte, um sein Auswertungspotenzial optimal ausschöpfen zu können. Zum anderen plädieren wir für eine Qualitätssicherung von Messinstrumente durch kognitive Pretests, die sowohl Hinweise auf formale als auch inhaltliche Probleme von Fragen liefern können.

Peter Ellguth, Susanne Kohaut
Qualitative Interviews in der Organisationsforschung

Die Durchführung von qualitativen Interviews ist eine der wichtigsten Methoden der Datenerhebung in der Sozialforschung. Im Beitrag werden die methodologischen Grundlagen, die wichtigsten Interviewverfahren und Auswertungsstrategien im Hinblick auf Einsatz und mögliche Fragestellungen in der Organisationsforschung vorgestellt. Darüber hinaus werden die Analysepotenziale qualitativer Interviews für die Organisationsforschung diskutiert und anhand eines Beispiels vorgeführt. Abschließend werden datenschutzrechtliche und forschungsethische Limitierungen des Einsatzes von Interviews diskutiert.

Matthias Klemm, Renate Liebold
Mixed Methods in der Organisationsforschung

Der Beitrag stellt den Einsatz von „Mixed Methods“ in der Organisationsforschung als einen Ansatz dar, mit dessen Hilfe grundlegende Begrenzungen und Methodenprobleme quantitativer und qualitativer Methoden durch Stärken der jeweils anderen Methodentradition ausgeglichen werden können. Dabei möchten wir zeigen, wie methodologische und inhaltlich-theoretische Argumente für eine Kombination qualitativer und quantitativer Methoden speziell im Feld der Organisationsforschung ineinandergreifen: ausgehend vom aktuellen Stand der soziologischen und organisationstheoretischen Theoriediskussion werden wir dabei die komplementären Stärken und Schwächen qualitativer und quantitativer Methoden im Umgang mit „Strukturen begrenzter Reichweite“ diskutieren, welche den Gegenstandsbereich der Organisationsforschung kennzeichnen. Abschließend werden verschiedene Möglichkeiten zur Kombination qualitativer und quantitativer Methoden in der Form unterschiedlicher Mixed Methods-Designs dargestellt.

Udo Kelle, Bettina Langfeldt, Florian Reith
Doing Mixed Methods: Methodenintegrative Ansätze in der Organisationsforschung

Der Beitrag gibt einen praxisorientierten Überblick zu den Möglichkeiten der Methodenintegration in der Organisationsforschung, der Forschende bei der Planung und Durchführung von methodenintegrativen Forschungsdesigns unterstützt. Basierend auf den eigenen Forschungserfahrungen, wird erörtert, (a) wie ein Mixed-Methods-Design geplant und dargestellt werden kann, (b) wie Mixed-Methods-Ansätze genutzt werden können, um praktische Probleme sowohl beim quantitativen und qualitativen Sampling als auch bei der quantitativen und qualitativen Datenerhebung zu minimieren und (c) wie eine integrative Dateninterpretation durchgeführt werden kann.

Andrea Hense, Franziska Schork
Fallstudien in der Organisationsforschung

Fallstudien sind in der Organisationsforschung eine häufig verwendete Forschungsstrategie, da sie der Komplexität von Organisationen in besonderer Weise gerecht werden und flexibel einsetzbar sind. Der vorliegende Beitrag führt ein in die Charakteristika, Einsatzfelder und Analysepotenziale von Fallstudien. Der Schwerpunkt des Beitrags liegt allerdings auf Hinweisen zur praktischen Umsetzung von Fallstudien in und mit Organisationen: etwa auf der Herstellung des Organisationszugangs oder der Durchführung von Fallstudien im Spannungsfeld von unterschiedlichen Akteuren und Umwelterwartungen (organisationale Kooperationspartner, Forschungsförderung, Scientific Community).

Jessica Pflüger, Hans J. Pongratz, Rainer Trinczek
Beobachtungen in der Organisationsforschung

Bei einer wissenschaftlichen Beobachtung werden sinnlich wahrnehmbare Tatbestände zielgerichtet, geplant, systematisch und kontrolliert erfasst. Beobachtungen lassen sich nach dem Grad der Systematisierung, ihrer Offenheit, dem Grad der Teilnahme des Beobachters, dem Ort und der Zeit, den handelnden Personen und der technischen Ausstattung unterscheiden. In der Organisationsforschung werden systematische Beobachtungen spätestens seit dem 18. Jahrhundert angewandt und aktuell in unterschiedlichen Feldern wie z. B. der Arbeitsanalyse, der Personalauswahl und der Leistungsbeurteilung eingesetzt. Dem Beobachter oder der Beobachterin kommt im Beobachtungsprozess eine zentrale Rolle zu, denn diese sind das „fehleranfällige Messinstrument“, das durch Beobachtungsverfahren und -trainings unterstützt werden kann.

Heiner Dunckel
Dokumentenanalyse in der Organisationsforschung

Die Dokumentenanalyse wird in der Organisationsforschung häufig verwendet, meist jedoch nur ergänzend zu anderen Methoden und eher am Rande. Der Beitrag diskutiert die Vorteile, Nachteile und Grenzen der Dokumentenanalyse als einer nicht-reaktiven Methode der Datenerhebung sowie als Instrument zur qualitativen und quantitativen Analyse von Textdokumenten, wobei zwischen Inhaltsanalyse, Kontextanalyse und Wirkungsanalyse unterschieden wird.

Werner Schmidt
Diskursanalyse in der Organisationsforschung

Der Beitrag bietet einen grundlegenden Überblick über diskursanalytische Orientierungen und Perspektiven in der Organisationsforschung. Entlang der Achsen Sprachgebrauch – Ordnung des Diskurses und Deskription – Kritik werden zunächst grundlegende gegenstandsbezogene und normative Orientierungen der Diskursforschung benannt. Anschließend erfolgt eine Darstellung von Rhetorik, Gesprächsanalyse, Narrationsanalyse und kritischer Diskursanalyse als vier weitverbreiteten Perspektiven diskursanalytischer Forschung. Ein Überblick über methodische Schritte und methodische Besonderheiten diskursanalytischer Forschung beschließt den Beitrag.

Ronald Hartz, Gabriele Fassauer
Analyse von Gruppen in Organisationen

Viele Aufgaben werden in Organisationen von Gruppen bearbeitet. Dabei herrscht der Optimismus vor, dass Gruppen insbesondere komplexe Probleme effizienter als Einzelpersonen bearbeiten können. Doch immer wieder scheitern Gruppen und erreichen ihre Ziele nicht. Um diese Gruppenprozesse zu verstehen und ihnen präventiv begegnen zu können, ist die Sammlung von Informationen über die Zusammenarbeit wichtig. In diesem Kapitel werden gruppendiagnostische Ansätze und Beispiele aus der Sozialpsychologie dargestellt, mit denen Informationen über Gruppen in Organisationen gesammelt werden können. Es wird auf verschiedene Verfahrensklassen wie Fragebögen, Beobachtungsverfahren und sonstige Informationsquellen eingegangen und deren Vor- und Nachteile diskutiert. Es werden spezifische Instrumente aus den Verfahrensklassen hinsichtlich ihres theoretischen Hintergrunds, der psychometrischen Qualität und der praktischen Anwendbarkeit vorgestellt. Damit erhalten Leserinnen und Leser einen breiten Überblick, wann welches Instrument mit welchen Konsequenzen eingesetzt werden kann.

Carsten C. Schermuly, Franziska Schölmerich
Evaluation von und in Organisationen

Ziel einer Evaluation ist die systematische Bewertung von Sachverhalten auf der Grundlage wissenschaftlicher Daten zur Vorbereitung wichtiger Entscheidungen. Evaluationen sind feste Bestandteile des Programmanagements und haben in diesem Kontext auch Bedeutung für Organisationen als Auftraggeber, Durchführer oder Objekt solcher Evaluationen. Hinzu kommen in den letzten Jahren verstärkt auch Selbstevaluationen und Systemprüfungen, bei denen Organisationen als Ganzes untersucht werden.

Wolfgang Meyer

Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationstypen

Frontmatter
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Schulen

Gegenstand dieses Beitrags ist eine Einführung in die quantitativ ausgerichteten Datenerhebungsmethoden zur Erforschung der Organisation Schule. Ausgehend von einer Beschreibung der Funktionen und Aufgaben der Organisation Schule werden die für dieses komplexe Forschungsfeld angepassten Methoden der Datenerhebung vorgestellt und die damit verbundenen forschungspraktischen Herausforderungen sowie rechtlichen Anforderungen bei der Datenerhebung an Schulen diskutiert. Die Möglichkeit der Auswertung von Sekundärdaten zur Erforschung der Organisation Schule wird am Ende des Beitrags thematisiert.

Oliver Böhm-Kasper, Pia Gausling
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Hochschulen

Der Artikel stellt die speziellen Herausforderungen der Datenerhebung, aber auch Möglichkeiten der Sekundärdatenanalyse in der Organisation Hochschule vor. Zuerst wird die Besonderheit des Organisationstyps Hochschule im Vergleich zu anderen Organisationstypen anhand der Differenzierung nach Entscheidungsdurchsetzung innerhalb der Organisation diskutiert. Daraus ergibt sich eine weitere Besonderheit der Hochschule, nämlich zwei verschiedene Mitgliedschaftstypen von zum einen Beschäftigten und zum anderen Studierenden. Anschließend werden zwei spezielle Probleme angesprochen, die sich daraus ergeben, dass die Forscherinnen und Forscher selbst Mitglieder der beforschten Organisation sind. Als Formen der Datenerhebung werden quantitative und qualitative Erhebungen differenziert. Für die quantitative Primärdatenerhebung werden Beispiele zu drei Mitgliedschaftsgruppen gegeben (Professorinnen und Professoren, Nicht-Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und Studierende). Bei der quantitativen Sekundärdatenauswertung werden sowohl Datensätze des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, des Nationalen Bildungspanels u. a. vorgestellt als auch Daten, die im Kontext von Bibliometrie, Self-Assessment und Evaluation gewonnen werden. Da auch im Bereich der Hochschulforschung die non-response wächst, werden die zuletzt genannten Daten als eine mögliche Alternative zur Primärdatenerhebung diskutiert. Bei der qualitativen Datenerhebung werden (international) vergleichende Fallstudien vorgestellt sowie die Methode der Eigenethnografie.

Uwe Wilkesmann
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Organisationen der Sozialversicherung

Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über Forschungsstrategien und Herausforderungen bei der organisationssoziologischen Analyse von Sozialversicherungsorganisationen. Im Anschluss an die Einleitung wird zunächst eine kurze Einführung in die Merkmale von Sozialversicherungsorganisationen gegeben: Inwieweit können sie als ein eigenständiger Organisationstyp verstanden werden? Im daran anschließenden Hauptteil werden die typischen Forschungsdesigns, Fragen des Feldzugangs, Erhebungsdesigns und Fragen der Sekundärdatennutzung besprochen.

Martin Brussig
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Krankenhäuser

Die organisationalen Besonderheiten des Krankenhauses in Form von unterschiedlichen Autoritätshierarchien, das Spannungsverhältnis zwischen Profession und Organisation sowie Veränderungs- und Wandlungsprozesse im Gesundheitswesens, die auf die Organisation und ihre Akteure einwirken, machen das Krankenhaus zu einem interessanten empirischen Forschungsobjekt. Die empirische Forschung zum Krankenhaus zeichnet sich durch eine Vielfalt an empirischen Zugängen aus. Die frühe Dominanz qualitativer Forschung wird zunehmend durch quantitative Erhebungen und methodenintegrierenden Verfahren ergänzt.

Maximiliane Wilkesmann
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Öffentliche Verwaltung

Der Beitrag befasst sich mit der öffentlichen Verwaltung als Gegenstand der Organisationsforschung. Er umreißt die Spezifika dieses Forschungsgegenstandes und diskutiert typische Merkmale und Probleme des Feldzugangs sowie der Datenerhebung in der Verwaltungsforschung. Darüber hinaus werden konkrete Datenbestände und Untersuchungen vorgestellt und zwei besonders verbreitete Untersuchungsverfahren näher erläutert (standardisierte Befragungen und leitfadengestützte halbstandardisierte Interviews).

Markus Seyfried, Sylvia Veit
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Bundeswehr

Organisationsforschung zur Bundeswehr findet vor allem in ressorteigenen Einrichtungen als Auftragsforschung statt. Die verwendeten Methoden und Techniken unterscheiden sich dabei prinzipiell nicht vom gängigen Repertoire der Erforschung anderer, ziviler Organisationstypen. In Reaktion auf eine neue sicherheits- und militärpolitische Lage seit Ende des Kalten Krieges hat sich die Analyse multinationaler militärischer Organisationen als ein neuer Forschungsschwerpunkt militärbezogener empirischer Organisationsforschung herausgebildet.

Gregor Richter
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Interessenorganisationen

Der Artikel thematisiert die grundlegenden Dimensionen der sozialwissenschaftlichen Forschung zu Interessenorganisationen (Mitgliedschafts-, Einfluss- und Leistungserbringungslogik) und die einschlägigen Methoden der empirisch-analytischen Forschung (Netzwerkanalyse, Inhaltsanalyse, Prozessanalyse). Er stellt die Besonderheiten gegenüber der sonstigen Organisationsforschung in das Zentrum seiner methodisch-pragmatischen Überlegungen. Diese bestehen auf der Seite der Forschenden insbesondere in einer verbreiteten normativ-lobbykritischen Voreinstellung der Forschenden, die eine spezifische Herausforderung für die Entwicklung valider und reliabler Forschungsdesigns ist. Auf der Seite der Forschungsobjekte, also der Interessenorganisationen, sind aufgrund der strategischen Sensibilität von Daten und Texten insbesondere Zugangsprobleme zu organisationsinternen Informationen und deren Selektivität von erheblicher Bedeutung. Der Artikel bietet neben der entsprechenden Problembeschreibung pragmatische Hinweise für die Feldforschung.

Detlef Sack
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Parteien

Die Parteienforschung ist eine interdisziplinäre und theoretisch wie methodisch vielfältige Forschung. Der Beitrag stellt relevante Methoden vor, die sich zur empirischen Erforschung von Parteien eignen und diskutiert Probleme aus der praktischen Forschungsarbeit. Dabei zeigt er die Relevanz der theoretischen Interdisziplinarität wie der Methodentriangulation qualitativer und quantitativer Daten für die Erstellung eines umfassenden Bildes politischer Parteien auf.

Jasmin Siri, Thorsten Faas
Methoden und Daten zur Erforschung spezieller Organisationen: Multinationale Unternehmen

Im Fokus des Artikels stehen drei zentrale methodologische Problemstellungen der Forschung über multinationale Unternehmen: erstens die Auswahl des Untersuchungsfeldes und Fragen des Feldzugangs bei der Forschung, zweitens die Sicherung der Äquivalenz der eigenen Begriffe und Indikatoren in einem multinationalen und multikulturellen Forschungskontext sowie drittens die Bildung von und Kooperation in multinationalen Forschungsteams. Der Artikel stellt kurz die Grundzüge der Forschungsliteratur über multinationale Unternehmen dar und diskutiert dann die relevante methodologische Literatur aus der Organisations- und Arbeitssoziologie, Betriebswirtschaft und Wirtschaftsgeographie.

Martin Krzywdzinski

Analyseverfahren in der Organisationsforschung

Frontmatter
Analyseverfahren in der empirischen Organisationsforschung

Der Beitrag diskutiert zunächst, wie sich die Forschungstrias aus Gegenstandsbereich „Organisation“, Forschungsfrage und Sozialtheorie auf die Auswertung auswirkt sowie wie die Auswertung in den gesamten Forschungsprozess eingebettet ist und insbesondere welche Effekte Fall- und Feldabgrenzung bzw. Abgrenzung der Grundgesamtheit sowie Datenerhebung allgemein auf die Auswertung haben. Danach stellt der Beitrag einige besonders für die Organisationsforschung geeignete Auswertungsverfahren vor, namentlich aus der quantitativen Sozialforschung drei multivariate Verfahren – Clusteranalyse, hierarchische lineare Mehrebenenanalyse (HLM) und strukturelle Netzwerkanalyse (SNA) – sowie zwei qualitative Verfahren – die qualitative Inhaltsanalyse und die sozialwissenschaftliche Hermeneutik (hermeneutische Wissenssoziologie). Anhand eines Beispiels wird für jedes Verfahren dessen theoretisches Potenzial diskutiert.

Dzifa Ametowobla, Nina Baur, Maria Norkus
Metadata
Title
Handbuch Empirische Organisationsforschung
Editors
Prof. Dr. Stefan Liebig
Prof. Dr. Wenzel Matiaske
Sophie Rosenbohm
Copyright Year
2017
Electronic ISBN
978-3-658-08493-6
Print ISBN
978-3-658-08492-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-08493-6