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2023 | Book | 2. edition

Handbuch Organisationstypen

Editors: Maja Apelt, Veronika Tacke

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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About this book

Das Handbuch legt in seiner zweiten Auflage überarbeitete und aktualisierte Darstellungen einer Vielzahl von Organisationstypen aus allen Bereichen der Gesellschaft vor und ergänzt die bisherigen Beschreibungen noch um zahlreiche weitere.

Table of Contents

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Das vorliegende Handbuch stellt eine Serie von Beiträgen zusammen, die sich mit Organisationen je bestimmten Typs beschäftigen. Vorgelegt werden Texte zu Unternehmen, Schulen, Universitäten, Krankenhäusern, Sportvereinen, Verwaltungen, Polizei, Militär, etwas allgemeiner ansetzend auch zu politischen, professionellen, religiösen, Hilfs- und Forschungsorganisationen sowie zu eher besonderen Typen wie Organisationen des Zwangs, der Kriminalität, der Globalität, des Netzwerkes und des Internet.
Maja Apelt, Veronika Tacke
Erratum zu: Handbuch Organisationstypen
Maja Apelt, Veronika Tacke

Teil I

Frontmatter
Das Unternehmen als Organisation. Typische Strukturen und Probleme
Zusammenfassung
Der Text rekonstruiert Unternehmen als einen eigenen Typ von Organisation. Als zentrale Merkmale des Unternehmens werden dabei das hohe Maß an Entscheidungsautonomie, die Zweckmobilität sowie die Refinanzierung über den Verkauf selbst erstellter Leistungen ausgemacht. Zugleich zeigt der Text, dass sich hieraus spezifische – und für den Organisationstyp Unternehmen typische – Problemdynamiken ergeben: Aus der Selbstfinanzierung erwachsen ein Überfinanzierungsdruck und eine Innovationsorientierung. Bearbeitbar werden die mit Innovationen verbundenen Unsicherheiten auf der Grundlage der hohen Entscheidungsautonomie, welche zugleich aber eine eigene Quelle von Unsicherheit darstellt.
Sven Kette
Multinationals, Transnationals, Global Players. Zur Besonderheit grenzüberschreitend operierender Organisationen
Zusammenfassung
Der Beitrag beschreibt mit grenzüberschreitenden Organisationen einen Organisationstyp, der eine zentrale Rolle für Prozesse von Weltvergesellschaftung und für globale Erreichbarkeit spielt. Am Fall von Wirtschaftsorganisationen werden grenzüberschreitend tätige Organisationen als ein Organisationstyp rekonstruiert, der sich durch ein spezifisches Bezugsproblem auszeichnet: ihre Ortsvielfalt und die daraus folgende Potenzierung ihrer gesellschaftlichen Einbettungen. Das Bezugsproblem, auf das hin grenzüberschreitend tätige Organisationen als ein spezifischer Organisationstyp beschrieben werden können, besteht demnach im organisationalen Umgang mit dieser widersprüchlichen pluralen sozialräumlichen Einbettung.
Ursula Mense-Petermann
Genossenschaften
Zusammenfassung
Genossenschaften verschreiben sich der wirtschaftlichen Selbsthilfe und gelten als vielversprechendes Instrument zur Realisierung von weitgesteckten sozialen Zielen. Sie gelten als krisenresistent und werden als der Gesellschaft förderlich ausgewiesen, weil ihre Mitglieder, die immer auch Eigentümer sind, Entscheidungen demokratisch fällen. Unter Heranziehung organisationssoziologischer Überlegungen wird geprüft, wie die demokratische Entscheidungsfindung im internen genossenschaftlichen Alltag praktiziert wird und welche externen Effekte Genossenschaften auf die gesellschaftliche Entwicklung haben. Die Klärung dieser Fragen hilft, die Rolle von Genossenschaften in der Gesellschaft fundiert auszuleuchten. Dabei ist stets zu erwarten, dass Genossenschaften ihren je spezifischen, durch organisationsinterne und -externe Faktoren beeinflussten Weg gehen.
Nadine Arnold
Beratungsorganisationen
Zusammenfassung
Im Unterschied zur Beratung allgemein ist die Beratungsorganisation in der soziologischen Forschung bisher eher unterbelichtet geblieben. Auf der Grundlage managementwissenschaftlicher Literatur über sogenannte Professional Service Firms (PSFs) identifiziert der Beitrag die Typik der Beratungsorganisation in der Wissensintensität der Beratungsdienstleistung und reflektiert Möglichkeiten der Wissensvermittlung im Kontext von Beratung aus organisationssoziologischer Perspektive.
Hannah Mormann
Plattformorganisation
Zusammenfassung
In den letzten Jahren haben sich digitale Plattformen rasant verbreitet. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wie diese Plattformen konzeptionell erfasst werden können. Dieser Handbuchbeitrag nimmt die Vielfalt der aktuellen Debatten auf und bestimmt grundlegende Eigenschaften digitaler Plattformen als eigenständigen Organisationstyp: die Plattformorganisation. Der Beitrag argumentiert, dass stabile und erfolgreiche digitale Plattformen immer die Form einer digitalen Plattformorganisation annehmen, und schlägt konzeptionelle Eckpunkte für diesen Organisationstyp vor.
Stefan Kirchner

Teil II

Frontmatter
Politische Organisationen: Parteien, Parlamentsfraktionen, Verbände, Bewegungsorganisationen
Zusammenfassung
Parteien, Parlamentsfraktionen, Verbände und Bewegungsorganisationen haben es mit drei ähnlichen Organisationsproblemen zu tun. Sie lassen sich als Probleme der Mobilisierung, der Kontribution und der Delegation begreifen. Dabei geht die Bearbeitung von zwei dieser Anforderungen zulasten der jeweils dritten. Diese Perspektive erlaubt es, von einem empirisch feststellbaren Typus der politischen Organisation zu sprechen. Der Typus wird zudem auf einen bestimmten sozialen Erfahrungsbereich hin konkretisiert. Organisationen können demnach als politisch bezeichnet werden, wenn sie primär darauf ausgerichtet sind, Einfluss darauf zu nehmen, dass, wie und durch wen Verantwortung für offene gesellschaftliche Probleme übernommen werden soll (und sie ich möglicherweise selbst für die Verantwortungsübernahme in Position bringen).
Thomas Hoebel, Dorte Fischer
Internationale Regierungsorganisationen
Zusammenfassung
Internationale Regierungsorganisationen werden von Mitgliedsstaaten für die formalisierte Herstellung weltpolitischer Entscheidungen gegründet. Nationalstaatliche Verwaltungen sind insofern nicht nur „Mitglieder“, sondern zugleich auch die primär zu betreuende Umwelt von internationalen Regierungsorganisationen. Aus diesem ambivalenten Verhältnis ergeben sich typische Folgeprobleme im Hinblick auf die Entscheidungsfähigkeit, Sichtbarkeit und Autonomie dieses besonderen Organisationstyps.
Ramy Youssef
Organisation(en) der öffentlichen Verwaltung
Zusammenfassung
Dieser Beitrag arbeitet die Spezifik von Verwaltungen als besonderen Organisationstypen heraus. Verwaltungen werden typischerweise und orientiert an Weber als Prototypen von Organisationen angesehen. Das erschwert die Aufgabenstellung. Ankerpunkte für die Beobachtung der Verwaltung als Organisationstypus sind die Besonderheit ihres Entscheidens, das Verhältnis zu Politik und Öffentlichkeit, die Etappen von Verwaltungsreformen und die Frage, ob in der Veränderungsresistenz möglicherweise eine Spezifität von Verwaltungen liegen könnte.
Maja Apelt, Philipp Männle
Gerichte als Organisationen?
Zusammenfassung
Obwohl es vielfältige Versuche gibt, gerichtliches Entscheiden sozialwissenschaftlich zugänglich zu machen, fehlt es bislang nahezu gänzlich an organisationssoziologischen Betrachtungen der Gerichte. Dafür gibt es vermutlich zwei Gründe, einen gegenstandsbezogenen und einen theoretischen: Die rechtliche Verfasstheit der Gerichte und die herausgehobene Stellung der Richter hindern Gerichte daran, „normale“ Organisationen zu sein. Deswegen kann die Kerntätigkeit der Gerichte – das Entscheiden von Rechtsfällen – auch nicht allein mit organisationssoziologischen Mitteln beschrieben werden, sondern muss rechtssoziologische Überlegungen miteinbeziehen. Der Beitrag skizziert eine solche Forschungsperspektive und deutet Forschungsfragen an, die Anhaltspunkte für eine Organisationssoziologie der Gerichte bieten könnten.
Rolf Nichelmann, Patrick Wöhrle
Die Organisation Polizei
Zusammenfassung
Der Artikel beschreibt die Polizei als einen eigenständigen Organisationstyp, indem Spezifika der Organisation identifiziert werden. In einem ersten Schritt wird die Geschichte der Organisation rekonstruiert, bevor anschließend auf die Struktur der Organisation ebenso wie auf ihre Aufmerksamkeitsdisposition sowie aktuelle Reformversuche durch digitale Technologien eingegangen wird. Abschließend werden Organisationsprobleme identifiziert, bevor ein Fazit gezogen wird.
Henrik Dosdall
Militärische Organisationen – Streitkräfte, private militärische Unternehmen und Guerilla-Truppen
Zusammenfassung
Die Spezifik militärischer Organisationen als Organisationstypus lässt sich aus der Bestimmung von Kriegen als Trias von „Gewalt + Organisation + Legitimation“ ableiten. Der Kern des Typs liegt entsprechend zum einen darin, die Fähigkeit zum organisierten Kampf zu entwickeln, d. h., bei seinen Mitgliedern die Fähigkeit zu erzeugen, Gewalt strategisch einzusetzen und diese auch selbst zu ertragen, und zum anderen, die Etablierung dieser Fähigkeit und ihren Einsatz auch zu legitimieren. Der Beitrag arbeitet darüber hinaus die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Subtypen militärischer Organisationen – reguläre Streitkräfte, private militärische Organisationen und Guerilla – heraus. Die Unterschiede liegen darin, wie sie sich legitimieren und finanzieren, wie sie ihr Personal akquirieren und ausbilden, und welche Bedeutung militärische Symbole und Rituale haben.
Maja Apelt

Teil III

Frontmatter
Sozialverwaltungen
Zusammenfassung
Sozialverwaltungen wie Jugendämter und Jobcenter teilen gemeinsame organisationale Herausforderungen: Sie operieren mit breiten Handlungsspielräumen, haben nicht nur punktuell, sondern auch fallförmig mit Bürger*innen zu tun und sind in vielen Bereichen auf die Koproduktion von Leistungen angewiesen. Fachkräfte sind in ihrer Professionalität oft in enge bürokratische Strukturen eingebunden. Schließlich operieren Sozialverwaltungen unter widersprüchlichen Umwelterwartungen, denen sie nur bedingt entsprechen können. Diese geteilten Problemkomplexe erhöhen die Komplexität, die regulär in Sozialverwaltungen bewältigt wird. Sie ermöglichen es, Sozialverwaltungen trotz ihrer Heterogenität als Organisationstyp zu konturieren und ihre Besonderheiten in Rechnung zu stellen.
Stefanie Büchner
Organisationen der Hilfe
Zusammenfassung
Organisationen der Hilfe dienen der Bereitstellung personenbezogener Unterstützung, (meist) auf Basis politisch genormter Rahmenvorgaben mit dem Ziel der (Re-)Integration bestimmter Zielgruppen in das gesellschaftliche Leben. Im Unterschied zu anderen Typen der formalen Organisation weisen sie eine Reihe von Besonderheiten auf. Diese haben mit dem Gegenstand der ausgeübten Tätigkeiten (z. B. partiell ergebnisoffene Interventionen) und speziellen externen Erwartungen (z. B. universelle Verfügbarkeit, professionelle Ausrichtung; zuletzt auch: betriebswirtschaftliche Berechenbarkeit) zu tun. Daraus resultieren spezifische Routinen und Herausforderungen im Hinblick auf interne Entscheidungs- und (Re-)Strukturierungsprozesse.
Ingo Bode
Rettungsorganisationen
Zusammenfassung
Feuerwehren, Rettungsdienste und Organisationen der technischen Hilfeleistung werden als Rettungsorganisationen bzw. als Organisationen der Notfallrettung beschrieben. Als (relativ) autonome Sozialsysteme sind sie darauf spezialisiert, Personen und Dinge aus Notsituationen zu befreien. Um mit allen erwartbaren und nicht-erwartbaren Notfällen umgehen zu können, bilden Rettungsorganisationen ein besonderes Verhältnis zwischen Rigidität und Flexibilität ihrer Strukturen aus. Sie weisen erstens eine Unterspezifizierung von Zwecken und Wenn-Dann-Regeln auf. Komplementär dazu zeichnen sie sich zweitens durch eine ausgeprägte Spezifizierung und Differenzierung von vertikalen und horizontalen Kommunikationswegen und durchgehend hochqualifiziertes Personal aus. Diese Strukturen werden drittens begleitet von einer Kultur der kollektiven Achtsamkeit. Als Folge dieser besonderen Strukturen und Organisationskultur wird Rettungsorganisationen viertens häufig ein hohes Maß an autonomer Bewertung zugestanden.
Michael Grothe-Hammer
Die Organisation der Versicherung
Zusammenfassung
Während Privat- und Sozialversicherungen meist als Gegensatz diskutiert werden, weist dieser Beitrag darauf hin, dass allen Versicherungsorganisationen zwei Bezugsprobleme zu eigen sind: Erstens geht es primär um Schadensersatz und nicht um Schadensvermeidung. Und zweitens bündeln Versicherungen Risiken und Ressourcen, statt individuelle Finanzvorsorge (z. B. Sparen) zu betreiben. Der Beitrag erläutert zunächst die grundlegenden Organisationsstrukturen, die sich auf diese zwei Probleme zurückführen lassen. Der Blick auf Gemeinsamkeiten wird anschließend ergänzt und kontrastiert durch eine vergleichende Diskussion der Spezifika von Unternehmen, Vereinen und Verwaltungen als unterschiedliche Organisationstypen des Versicherns.
Vera Linke

Teil IV

Frontmatter
Professionelle Organisation
Zusammenfassung
Die professionelle Organisation ist eine egalitäre Form der Handlungskoordination und Kontrolle, die sich historisch zunächst im Gegensatz zu, aber auch in Verbindung mit der hierarchischen, bürokratischen Organisationsweise entwickelt hat. Mit ihr waren zum einen theoretische Hoffnungen auf eine zwanglose Form der Sozialintegration verbunden, andererseits aber wurde in ihr ein Mittel zur Monopolisierung von Arbeitsfeldern gesehen. Seit den 1980er Jahren ist vor allem die Verbindung der professionellen Form mit der ökonomisch-managerialen Gestaltung von Organisationen untersucht worden. Gegenwärtig wird die Möglichkeit einer neuen konnektivistischen Variante professioneller Organisation diskutiert.
Thomas Klatetzki
Das Krankenhaus als Organisation
Zusammenfassung
Krankenhäuser sind komplexe Organisationen, in denen verschiedene Funktions-, Organisations- und Professionslogiken aufeinandertreffen. Aus deren Wechselbeziehungen entstehen typische organisationale Konflikte und Unsicherheiten, die der Beitrag anhand der Unterscheidung von technischen, manageriellen und institutionellen Organisationsstrukturen nachzeichnet. Diese Grundprobleme müssen aufgrund vielfältiger Veränderungen der Finanzierungsformen, des Einflusses von Krankenhaus- und Kostenträgern, der Gesundheits-, Professions- und Wissenschaftspolitiken, der Leistungs- und Qualitätsbewertung sowie der Wettbewerbsbedingungen zwischen den Krankenhäusern immer wieder neu bearbeitet werden. In der fragilen Ausbalancierung dieser verschiedenen Anforderungen der internen und externen Umwelt zeigt sich die Typik des Krankenhauses als Organisation.
Christopher Dorn
Die Schule als Organisation
Zussamenfassung
Die Schule wird organisationssoziologisch im Rekurs auf die soziologische Systemtheorie als spezieller Organisationstyp beschrieben. Gesellschaftlich gesehen ist die Schule Erziehungsorganisation, kann also dem Erziehungssystem der Gesellschaft zugerechnet werden. Ihre Organisationstypik erhält sie aber erst im Spannungsverhältnis aus spezifischer Umweltabhängigkeit (insbesondere durch ihre Bindung an einen staatlichen Souverän) und gleichzeitiger Autonomie (insbesondere im Hinblick auf den erziehenden Unterricht als professioneller Interaktion).
Thomas Drepper, Veronika Tacke
Der Organisationstyp der Universität
Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich mit den organisatorischen Besonderheiten der Universität, wie sie die Organisationssoziologie beschrieben hat. Am Fall der deutschen Universität zwischen 1809 und heute wird vorgeführt, wie diese Besonderheiten die Universitätsentwicklung geprägt haben. Im Zentrum steht der Organisationsbegriff. Wurde die Universität noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts als Institution dargestellt, setzte sich spätestens in den 1960er Jahren die Beschreibung als Organisation durch. Mit der Organisation wird die Universität Teil der Reform öffentlicher Einrichtungen, die auf Effizienz, Transparenz und Rechenschaft abstellt und eine sogenannte „Organisationswerdung der Universität“ vorantreibt. Die Entwicklung bis heute wird anhand der aktuellen Forschungsliteratur übersichtsartig dargestellt.
Michael Huber
Forschungsorganisationen
Zusammenfassung
Forschung findet heute in verschiedenen organisationalen Kontexten statt, darunter fallen zum Beispiel Universitäten, Industrielabore, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, think tanks, Regierungsbehörden, Forschungsverbünde. Der Beitrag richtet den Fokus auf das Problem der Organisation der Forschung – eine offene Tätigkeit voller Überraschungen – und behandelt zentrale strukturelle Merkmale verschiedener Forschungsorganisationen. Anschließend wird gefragt, inwiefern organisationale Aspekte die Wissenschaftsentwicklung in der modernen Gesellschaft (mit)prägen.
Cristina Besio, Frank Meier

Teil V

Frontmatter
Religiöse Organisationen
Zusammenfassung
Der Beitrag thematisiert das – insbesondere in der deutschsprachigen Religionssoziologie stark vernachlässigte – Verhältnis von Religion und Organisation. Er geht dabei erstens den unterschiedlichen Zugängen der Religionssoziologie zur Organisationsthematik nach und sichtet zweitens organisationstypologische Verortungen der Religion. Drittens widmet er sich der auffälligen ‚Untypik‘ religiöser Organisationen, die sich auf eine der Religion wesensfremde, ja zum Teil inkompatible Logik moderner Organisationen zurückführen lässt. Der Beitrag beleuchtet viertens den religiösen Kontext der USA, der sich in vielerlei Hinsicht als organisationsträchtiger und -affiner präsentiert, und verlängert den organisationssoziologischen Blick auf Religion schließlich ins Globale, wo er auf unterschiedliche weltreligiöse Dispositionen und Anlässe zur Organisationsbildung trifft.
Martin Petzke, Hartmann Tyrell
Organisationen der Kunst
Zusammenfassung
Organisationen der Kunst zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine Spannung zwischen künstlerischen Werten und anderen gesellschaftlichen Logiken aushalten und organisieren. Diese Spannung wird oft durch die Differenzierung der Organisation in künstlerische und unterstützende Bereiche gelöst und die „formale“ und „verwaltende“ Organisationsseite der Kunst wird „unsichtbar“. Weiteres Merkmal von Organisationen im Bereich der Kunst ist die temporäre Kopplung von Profession und Organisation. Organisationen übernehmen dabei die kontinuierliche Organisation von Rahmenbedingungen, während die Professionellen künstlerische Innovationen produzieren, ohne sich zu sehr in organisationale Abhängigkeiten zu verstricken. Dies weist darauf hin, dass sich Organisationen der Kunst vornehmlich über Temporalstrukturen steuern, um nicht das Innovationspotenzial von Kunst zu sehr zu konditionieren.
Victoria von Groddeck
Der Sportverein als Organisation
Zusamenfassung
Sportvereine stellen bis heute die dominante Organisationsform des Sporttreibens in Deutschland dar. Aus einer akteur- und systemtheoretischen Perspektive lassen sie sich als Interessenorganisationen beschreiben, deren spezifische Strukturen durch vage und diffuse Programme und Kommunikationswege gekennzeichnet sind, die eine Dominanz des Personals und der Organisationskultur bedingen, was den Sportverein vielfach als träge und veränderungsresistente Organisation erscheinen lässt. Der Beitrag arbeitet diese Strukturbesonderheiten von Sportvereinen heraus, um die Eigentümlichkeit dieses Organisationstypus zu kennzeichnen.
Carmen Borggrefe, Klaus Cachay, Ansgar Thiel
Der Verein – eine Organisation?
Zusamenfassung
Eine erschöpfende Definition des Organisationstyps Verein scheint eher schwierig, was auch daran zu erkennen ist, dass Begriffsvorschläge wahlweise zu weit oder zu eng gefasst sind. Nicht zuletzt aus diesem Grund, so lässt sich vermuten, sind Vereine aus dem Blickfeld der Organisationssoziologie verschwunden. Um das fachliche Interesse neu zu beleben, wird in diesem Beitrag – bisherige Erkenntnisse synthetisierend – eine Minimaldefinition von Vereinen vorgestellt: Diese weisen in der Regel die Strukturmerkmale Zweckidentifikation, demokratische Entscheidungsstruktur, Minimalformalität und Geselligkeit auf. Unschärfen der Bestimmung und Abgrenzung sowie auch Folgeprobleme werden dabei produktiv gewendet: denn Vereine kombinieren auf empirisch variantenreiche Art und Weise heterogene und mithin widersprüchliche Strukturelemente. Die im Beitrag herausgearbeitete Heuristik kann neben der Analyse von Vereinen auch Studien zu anderen Organisationstypen bereichern, sofern diese einzelne oder mehrere vereinstypische Strukturelemente aufweisen.
Kaspar Molzberger, Leopold Ringel

Teil VI

Frontmatter
Weltverbesserungsorganisationen
Zusammenfassung
Weltverbesserung ist sinngemäß in den Selbstbeschreibungen zahlreicher Organisationen zu finden. Als Weltverbesserungsorganisationen sind in diesem Beitrag philanthropische Organisationen angesprochen, die mit sehr großem finanziellen Engagement zur Lösung der größten gesellschaftlichen Probleme beitragen wollen. In der Regel stehen die Gründungspersönlichkeiten (Gates, Soros, Zuckerberg etc.) im Fokus. Damit wird übersehen, dass Weltverbesserung in solchen Organisationen kleingearbeitet wird, um dann größere Wirkungskreise zu ziehen. Hierzu machen sie von Mitteln Gebrauch, die für Stiftungen, die nicht mit philanthropischen Organisationen zusammenfallen, rechtlich unmöglich wären. Es lohnt sich, so die leitende These, sich für das Organisieren von Weltverbesserung soziologisch zu interessieren. Das Weltveränderungspotenzial wird erst in und durch Organisationen hergestellt.
Marc Mölders
Obskure Organisationen – Logen, Zünfte, Clubs
Zusammenfassung
Obskure Organisationen hüllen sich in einen Schleier der Verschwiegenheit. In der Regel als Verein organisiert, werden darunter beispielsweise Männerbünde wie Logen und Zünfte oder exklusive Clubs verstanden. Formal liegen die Ziele solcher obskuren Organisationen oftmals im Bereich der Wohltätigkeit, der Traditionspflege oder der Aufrechterhaltung lokaler Brauchtümer. Dennoch gilt für das organisationale Innenleben das Gebot der Diskretion. Mitglied wird man auf Einladung und erst nach sorgfältiger Prüfung und Bewährung. Dies weist auf eine Diskrepanz zwischen formaler Zielformulierung und tatsächlichen Organisationspraktiken hin oder ist zumindest ein Indiz für multiple Funktionen, die obskure Organisationen für ihre Mitglieder haben. Obskure Organisationen ermöglichen intime und vertrauensvolle Netzwerke der Mitglieder, wo ohne die Organisationen keine wären.
Roman Gibel
Kriminelle Organisationen
Zusammenfassung
Kriminelle Organisationen sind relativ dauerhafte, nach außen geschlossene und intern gegliederte Gebilde. Mit der arbeitsteiligen Her- oder Bereitstellung illegaler Waren und Dienstleistungen haben sie zumeist eine dezidiert wirtschaftliche Komponente. Gleichwohl greifen verbreitete transaktionskostentheoretische Erklärungen krimineller Organisationsbildung zu kurz, da die Spezifika der Illegalität ökonomisch gedacht gegen die Ausbildung vertikal integrierter Organisationen sprechen. Wir zeigen am Beispiel der sizilianischen Mafia, dass kriminelle Organisationen sich nur dann behaupten können, wenn sie sich nicht primär als wirtschaftliche Unternehmen, sondern vor allem als politische Institutionen konstituieren.
Axel T. Paul, Benjamin Schwalb
Metadata
Title
Handbuch Organisationstypen
Editors
Maja Apelt
Veronika Tacke
Copyright Year
2023
Publisher
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-39559-9
Print ISBN
978-3-658-39558-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-39559-9

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