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2018 | Book

Kunsttheorie

Eine ideengeschichtliche Erkundung

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About this book

Dieses essential bietet eine ideengeschichtliche Erkundung des modernen Begriffs von Kunst. Es leistet eine theoretische Unterscheidung zwischen dem alten und neuen Kunstbegriff („Kultwert“ und „Ausstellungswert“) und zeigt zugleich ihre beider Ununterscheidbarkeit im neuen Kultgegenstand der interaktiv-vernetzten Kultur. Es schlägt Positions- und Kursbestimmungen für eine zukünftige Kunst vor, die den imperativen Mächten nicht mehr gehorcht.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Als ‚Kunst‘ gilt zunächst alles das, was nicht natürlich gewachsen, also Produkt von besonderen Herstellungsverfahren ist, die in einem bestimmten menschlichen Vermögen wurzeln. Dieses Vermögen hat im europäischen Raum zunächst Aristoteles als poiēsis formuliert, die in ihrer Komposition (synthesis) die Wirklichkeit um die Dimension des Möglichen und Wahrscheinlichen (kata to dynaton) überbietet. Es ist neben den beiden anderen, nämlich Theorie – bestehend aus den Wörtern theos (Gott) und orasis (Anschauung): Denken als Anschauung des Göttlichen – und Praxis (alltägliches Handeln), die dritte Grundfähigkeit, die den Menschen (als zoon logon echon, wörtlich: das Tier, das Sprache, Rationalität und Vernunft hat) definiert.
Stavros Arabatzis
Kapitel 2. Kunst, ihr Anfang und ihre Geschichte
Zusammenfassung
Die Frage nach der Herkunft des Wortes „Kunst“ führt uns nicht nur in die Renaissance, sondern ebenso auf ihren Ursprung, auf die Antike und ihren Begriff der poiesis, der aisthesis und der technē zurück. So finden wir bereits in den Schriften des Aristoteles eine erste europäische Kulturtheorie formuliert, in der eine Welt konstruiert wird, die später für die westliche Welt schwerwiegende Folgen haben würde. Denn bereits hier wurden im Medium der Philosophie Unterscheidungen getroffen, die dann über das Mittelalter, die Renaissance, die Neuzeit, die Moderne und die Spätmoderne das westliche Denken und die westliche Praxis fundamental bestimmen sollten.
Stavros Arabatzis
Kapitel 3. Kunst als Verherrlichung (doxazein) der Herrlichkeit (doxa)
Zusammenfassung
Die neuen Imperative treten heute nicht mehr bloß als strenge, grobschlächtige Todesmächte auf, vielmehr haben sie sich in der weltweiten Polis in Biomächte, Kontrollmächte, Kommunikations-, Informations-, Ökonomie-, Technologie- oder Psychomächte transformiert. Es handelt sich um ein von der historisch-gesellschaftlichen und kulturellen Bühne verdecktes Arbeits-, Kreativitäts-, Erregungs-, Ausstellungs- und Konsumtionsdispositiv, das heute mit dem Imperativ auftritt: ‚Gestalte!, Sei wahrnehmbar!, Zähle!, Erzähle!, Singe!, Schreibe!, Spreche!, Genieße!, Wolle!, Wünsche!, Konsumiere!, Kaufe!, Optimiere!, Sorge um dich!, Hab Spaß!, Kommuniziere! Oder aber regressiv als kollektiv-mythischer Narzissmus: Seid unabhängig!, Grenzt euch ab!, Schließt euch in der eigenen Identität ab!, Setzt das Wir gegen Sie!‘ Neoliberaler Monokulturalismus und ethnischer Multikulturalismus sind hier nichts anderes als die zwei Seiten desselben Imperativs, in seiner monarchischen und polyarchischen Fassung: der universell-vermittelte, objektive Imperativ (Weltmarktidentität) und der unmittelbare, subjektive Imperativ der kollektiven Identitätszeichen (lokale, kulturelle oder nationale Identitäten). Zwei glorreiche Mächte, die der progressive und regressive Designer mit seiner Verherrlichung (doxazein) aufrecht erhält.
Stavros Arabatzis
Kapitel 4. Kunst als ästhetischer Widerstand
Zusammenfassung
Wir sehen also, dass auch die „Aktionen von Theorie und Praxis in einem Netz von Beziehungen und Übertragungen“, von der Deleuze spricht, problematisch genug bleiben, weil in all diesen Aktionen immer noch etwas verborgen bleibt, was seit den Anfängen die Kunst (als poiesis, praxis, aisthesis, technē und hedonē) kontaminiert. Ein imperatives Erbe mit dem sie aber zugleich auch fertig zu werden versucht, indem sie nämlich all diese anfänglichen, ontisch-ontologischen Mächte zu deaktivieren versucht. Eine ontisch-empirische Maschine, die in ihrer Rationalität ebenso die Irrationalität, die Fiktion, den Traum und die Ontologie kennt.
Stavros Arabatzis
Kapitel 5. Kunst als politischer Widerstand
Zusammenfassung
Der Inbegriff des Widerstands müsste heute in der politischen Kunst radikal und neu überdacht werden, und zwar noch jenseits eines pseudokritischen ‚ästhetischen Atheismus‘, der gegen den Aufmerksamkeitsfang des nihilistischen Waren- und Bildkults der kapitalistischen Gesellschaft mit einem Gegen-Aufmerksamkeitsfang reagiert. Eine scheinbar nonkonformistische Kunst, die in politischen Aktionsformen und Diskursen eindringt und so eine Mischung aus Kunst, Event und Demonstration sein will. Denn auch der nonkonformistische Gegen-Aufmerksamkeitsfang, der ästhetisch angeblich gegen den nihilistischen Bildgott des Kapitals angeht, steht eben immer noch im Dienst der alten archischen (mytho-theologischen), imperativen Mächte, die er gerade durch die nonkonformistischen Pseudoaktionen weiter vorantreibt.
Stavros Arabatzis
Kapitel 6. Die Nicht-Nützlichkeit der Kunst als neuer Gebrauch
Zusammenfassung
Wenn es zutrifft, dass heute der planetarische Unwelt-Schöpfer in seinen Dispositiven gefangen ist, also darin per Definition enteignet worden ist, dann dient er mit allen seinen Kräften den monotheistischen und polytheistischen Mächten. Alle Handlungen des sozialen Gesamtakteurs sowie alle redesignten Dinge sind immer zugleich das Resultat von verdeckt arbeitenden Befehlsmaschinen. Imperative, die dann alle Kunst und allen Gebrauch der Dinge konfiszieren, außer Kraft setzen. Wie wäre aber eine Gegenstrategie möglich?
Stavros Arabatzis
Kapitel 7. Positions- und Kursbestimmung für eine neue Kunst des Humanen
Zusammenfassung
Alle schöpferischen, ökonomischen, politischen, technologischen und gestalterischen Bewegungen kommen also in der stasis-Mitte der Kunst (zwischen Kunst und Design, Kunst und Politik, Kunst und Kult) zum Stillstand, während dieser Ort (chōra) in der weltweiten Stadt (polis) zugleich den universellen Bürgerkrieg bedeutet. So markiert heute der oikos (das Haus, die Heimat, die Familie) einer global und national gestalteten Polis einerseits den Konflikt als den permanenten Ausnahmezustand. Andererseits aber den wirklichen Widerstand der Kunst als echten Widerstandsakt, gegen die Kunst des universellen Unwelt-Schöpfers.
Stavros Arabatzis
Backmatter
Metadata
Title
Kunsttheorie
Author
Dr. Stavros Arabatzis
Copyright Year
2018
Electronic ISBN
978-3-658-19589-2
Print ISBN
978-3-658-19588-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-19589-2