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2014 | Book

Marx für SozialwissenschaftlerInnen

Eine Einführung

Authors: Ingrid Artus, Alexandra Krause, Oliver Nachtwey, Gisela Notz, Tilman Reitz, Claudius Vellay, Jan Weyand

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Book Series : Studienskripten zur Soziologie

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About this book

Der Band liefert eine verständliche sowie inhaltlich umfassende Einführung in das Denken von Karl Marx und vermittelt Grundlagenwissen im Studium der Sozialwissenschaften. Zugleich wird eine Brücke geschlagen zwischen den Marxschen Schriften und aktuellen wissenschaftlichen sowie politischen Diskussionen.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
„Lest Marx“ steht neuerdings sogar auf Abfalleimern. Die Empfehlung wird aber auch an angesehenen Orten ausgesprochen. „The Economist“ und „Die Zeit“ widmeten dem noch kurz zuvor abgeschriebenen Verfasser des „Kapitals“ eigene Serien. An den Universitäten gibt es eine Marx-Lesebewegung. Der erste Band des Hauptwerks aus dem Jahr 1867 avanciert zum Beststeller und wurde vor kurzem – ebenso wie das „Kommunistische Manifest“ – von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Es erscheinen Bücher mit dem programmatischen Titel „Wo Marx Recht hat“oder „Marx lesen!“ – und auch das hier vorgelegte Werk reiht sich ein in die Renaissance seiner Kritik der politischen Ökonomie.
Ingrid Artus, Alexandra Krause, Oliver Nachtwey, Gisela Notz, Tilman Reitz, Claudius Vellay, Jan Weyand
2. Leben und Werk von Karl Marx im historischen Kontext
Zusammenfassung
„Gewiß ist Marx anderes und mehr als gelehrter Nationalökonom und Soziologe, ist Philosoph und Prophet, Revolutionär und Begründer der sozialistischen Arbeiterbewegung, ist, wie in diesem Jahrhundert nur Bismarck noch, eine zentrale Gestalt der deutschen Geschichte“ – so würdigte der Historiker Thomas Nipperdey die Lebensleistung von Karl Marx. Und sein englischer Kollege Eric Hobsbawm ist der Ansicht: „In den vergangenen 130 Jahren waren Marx und der Marxismus ein Leitmotiv im intellektuellen Konzert der modernen Welt und besaßen durch ihre Fähigkeit, soziale Kräfte zu mobilisieren, eine wesentliche und zu manchen Zeiten entscheidende Präsenz in der Geschichte des 20. Jahrhunderts“. Doch wer war dieser Mensch, dessen bärtiges Konterfei (nebst Engels, Lenin und je nach Gusto Trotzki, Stalin, Mao-Tse-Tung) als Ikone idealisiert und geradezu religiös verehrt wurde? Das Bild von Marx als Inbegriff staatssozialistischer Wahrheit und Autorität mag nicht recht passen auf jenen Mann, der noch als Vierzigjähriger mit einem Saufkumpan betrunken durch London zog und sich einen Spaß daraus machte, die Laternen auf seinem Weg zu demolieren.
Ingrid Artus
3. Dialektik und historischer Materialismus
Zusammenfassung
Die Philosophie, zu Deutsch die Weisheitsliebe, sucht – zumindest in westlicher Kulturtradition – seit dem Altertum mehr oder weniger systematisch nach Antworten auf die allgemeinsten, die grundsätzlichsten Fragen, die sich die Menschen stellen. Ab einer gewissen Entwicklungsstufe fragt der Mensch nicht mehr nur, wo dieses oder jenes konkrete Ding existiert – etwa ein bestimmter Stein zur Herstellung einer Axt in der Steinzeit –, sondern sucht über die situationsgebundenen konkreten Dinge hinaus zu ergründen, was überhaupt existiert und was es heißt, dass etwas existiert. Die Geschichte der Philosophie kennt eine Vielzahl von Antworten auf solche und viele weitere Grundsatzfragen, mit vielfältigen Bemühungen, sie zu einem System einer umfassenden Weltanschauung zusammenzuführen. Bei Marx denkt man zuerst einmal an Begriffe wie Kapitalismus, Ausbeutung, Krise, Revolution und Kommunismus. Dies wird sich am Ende dieses Kapitels auch als richtig herausstellen, allerdings eingebettet in den viel breiteren Rahmen einer eigenen umfassenden Weltanschauung mit den Hauptmerkmalen universale Geschichtlichkeit, Materialismus und Dialektik und dem Ziel der menschlichen Selbstbefreiung.
Claudius Vellay
4. Klasse, Klassenkampf, Geschichte
Zusammenfassung
Dieses Kapitel erörtert die Begriffe Klasse und Geschichte bei Marx.
Jan Weyand
5. Politik und Ideologie der bürgerlichen Gesellschaft
Zusammenfassung
Politik hat nicht nur für Marxisten viel mit Täuschung zu tun. Einerseits scheint der reale Handlungsspielraum der Machthabenden (und derer, die sie ablösen wollen) trotz aller Versprechen sehr klein zu sein - bis zu dem Punkt, an dem der Satz „There is no alternative“ plausibel klingt. Andererseits kann man gerade dann, wenn Entscheidungen als allgemein notwendig oder allgemein nützlich dargestellt werden, verdeckte Sonderinteressen vermuten. Marx bietet einen Ansatz, um solche Phänomene strukturell zu erklären: Für ihn ist Politik abhängig von einer Produktionsweise, in der bestimmte (Klassen-)Interessen zwangsläufig über andere dominieren, und ein klares Bewusstsein von diesem Zusammenhang wird durch Ideologie verhindert. Die Bedingungen sind entgegen seiner revolutionären Hoffnungen bei uns nicht wesentlich anders als im 19. Jahrhundert: Man kann die in großen Teilen der Welt herrschende Politik weiter bürgerlich nennen.
Tilman Reitz
6. Arbeit, Lohnarbeit und Industriearbeit
Zusammenfassung
Der Gesellschaft geht die Arbeit aus. So lauteten die vielfach – und bis heute – geteilten Diagnosen von Sozialtheoretikerinnen und Sozialtheoretikern wie Hannah Arendt (Vita Activa oder Vom tätigen Leben, 1981) oder André Gorz (Arbeit zwischen Misere und Utopie, 1999) in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch trotz immenser Arbeitslosigkeit und der Erscheinung, dass immer mehr Menschen durch Maschinen ersetzt werden: der Irrtum könnte nicht größer sein. Die Bedeutung der Erwerbsarbeit für die Vergesellschaftung im Kapitalismus hat nicht ab-, sondern zugenommen. Noch nie in der Nachkriegsgeschichte gingen mehr Menschen einer Lohnarbeit nach, die gesamte Erwerbsbevölkerung war nie größer. Kurzum: Die Lohnarbeit geht nicht auf ihr Ende zu, sie hat erst richtig begonnen.
Oliver Nachtwey
7. Kritik der Politischen Ökonomie – Wachstum als Imperativ kapitalistischen Wirtschaftens
Zusammenfassung
Dieses Kapitel setzt sich mit der Wachstumsdynamik kapitalistischer Ökonomien auseinander. Was in kapitalistischen Gesellschaften wächst, ist der Geldreichtum derjenigen, deren Vermögen die Potenz haben, gewinnbringend investiert zu werden. Lohnarbeit hat dabei die Rolle, für möglichst wenig Lohn bei möglichst hoher Arbeitsleistung einen möglichst großen Beitrag zu diesem Vermögenswachstum zu leisten - die Lohnabhängigkeit derjenigen, die selbst kein Kapital haben, wird also ausgebeutet. Inwiefern dieses Kapitalwachstum tatsächlich zwingend ist und wie damit die wachsende Ausbeutung der Lohnarbeit einhergeht, soll im Folgenden erläutert werden.
Alexandra Krause
8. Zur feministischen Kritik des marxistischen Arbeitsbegriffs
Zusammenfassung
In diesem Beitrag soll danach gefragt werden, welche Rolle die Geschlechterfrage in den Werken von Karl Marx spielt oder ob der Mann Marx gegenüber der Geschlechterdiskriminierung ebenso blind war wie die meisten seiner Zeitgenossen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen der Arbeitsbegriff und die feministische Kritik daran. Dabei stellt sich auch die Frage, ob es denn wirklich wichtig ist, ob Marx die Hausarbeit in seinen Analysen berücksichtigt hat oder nicht, und wenn er es nicht hat, ob das theorierelevant ist. Dennoch: Bei dem Marxschen moralisch-politischen Imperativ geht es in Theorie und politischer Praxis darum, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (MEW 1, S. 380). Dieser Grundsatz gilt auch heute als geeignetes Kriterium für die Bewertung von Gesellschaftstheorie und politischen Praxen emanzipatorischer Bewegungen. In diesen strategischen Grundsatz müsste – gäbe es keine Mängel im Lehrgebäude von Marx – auch die Frauenunterdrückung einbezogen sein.
Gisela Notz
9. Die grenzenlose Selbstverwertung des Kapitals – wie Marx die Globalisierung antizipierte
Zusammenfassung
Mit der Debatte rund um den Begriff „Globalisierung“ und den Auseinandersetzungen um deren Auswirkungen erlebte Karl Marx eine erstaunliche Wiederauferstehung. Er schaffte es in der ZDF-Fernsehshow „Unsere Besten“ im Jahr 2003 auf Platz drei der wichtigsten Deutschen (nach Konrad Adenauer und Martin Luther), und Der Spiegel attestierte ihm, im Kommunistischen Manifest korrekt die Globalisierung vorhergesagt zu haben. Tatsächlich lesen sich einige Passagen in Marx’ Werk, die zu seinen Lebzeiten oft eher eine Prognose als eine Gegenwartsanalyse waren, wie eine Beschreibung der heutigen weltwirtschaftlichen Dynamik. Am eindringlichsten sind sicher die berühmten Sätze im Kommunistischen Manifest, in denen Marx und Engels davon schreiben, dass die Bourgeoisie auf der Suche nach ausgedehnteren Absatzmärkten „über die ganze Erdkugel“ jage, um sich überall „einzunisten“, und dabei traditionelle Formen von Produktion und Konsum verdränge. Eine Rekonstruktion von Marx’ Aussagen zum Thema „Globalisierung“ scheint insofern ein lohnendes Unterfangen zu sein.
Florian Butollo
Backmatter
Metadata
Title
Marx für SozialwissenschaftlerInnen
Authors
Ingrid Artus
Alexandra Krause
Oliver Nachtwey
Gisela Notz
Tilman Reitz
Claudius Vellay
Jan Weyand
Copyright Year
2014
Electronic ISBN
978-3-531-18865-2
Print ISBN
978-3-531-15894-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-18865-2