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25-05-2022 | Nachhaltigkeit | Schwerpunkt | Article

Klimawende aus der Pole-Position

Author: Michaela Paefgen-Laß

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Bis zur Mitte des Jahrhunderts sollen die weltweiten Emissionen heruntergefahren werden. Deutschland will im Jahr 2045 klimaneutral sein. Teuer wird das für alle, doch Deutschlands Voraussetzungen sind besonders günstig.

Hitzerekorde. Starkregen, der ausgetrocknete Böden zur Kapitulation zwingt. Vom Hochwasser überschwemmte Dörfer. Durch Wasserknappheit bedrohte Landwirtschaft. Das sind Ausschnitte einer Welt im Wandel, deren Auswüchse sich verschlimmern, wenn die Ziele Netto-Null-Teibhausgasemissionen sowie eine auf 1,5 Grad reduzierte Erderwärmung bis 2050 nicht erreicht werden. Doch die Klimabilanz nach unten zu drücken, ist eine teure Angelegenheit.

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Wie teuer die Klimawende wirklich ist

Bis 2050 rechnet McKinsey rund um den Erdball mit Investitionsausgaben für Sachanlagen von rund 275 Billionen Dollar. Das macht rund 9,2 Billionen Dollar pro Jahr, wie die Analyse der voraussichtlichen Entwicklungen in den 69 Ländern vorrechnet, die 85 Prozent der weltweiten Gesamtemissionen verursachen. Allerdings, und das sind die guten Nachrichten der Studie "The net-zero transition - What it would cost, what it could bring", die vor Beginn des Ukraine-Kriegs erstellt wurde, fällt der größte Batzen der jährlichen Gesamtinvestitionen auf Ersatzinvestitionen in Höhe von 5,7 Billionen Dollar. Nur 3,5 Billionen Dollar sind echte Zusatzinvestitionen. 

Noch günstiger ist die Ausgangslage in Deutschland, einem der Hauptverursacher von Treibhausgas-Emissionen innerhalb der EU. Aus der Vorgängerstudie "Net-Zero-Deutschland" geht nämlich hervor, dass bis 2045 nur eine von sechs Billionen Euro zusätzlich in grüne Sachgüter investiert werden muss. Darunter fallen etwa klimafreundliche  Anlagen und Wärmetechnik oder Elektrofahrzeuge. Bei den übrigen fünf Billionen Euro handelt es sich um Ersatzinvestitionen für die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur. 

Die Klimawende ist in Deutschland bezahlbar

Die Autoren der aktuellen Analyse heben weitere positive Aspekte hervor, die der deutschen Wirtschaft den Weg zur Klimaneutralität erleichtern dürften. Im Gegensatz zu schwächeren Staaten mit hohem Landwirtschaftsanteil sowie einer großen Abhängigkeit vom Export fossiler Brennstoffe gilt Deutschland als export- und dienstleistungsstark - und wohlhabend. Effizientere Betriebsabläufe durch Dekarbonisierung und die Schaffung neuer Märkte für emissionsarme Güter könnten weiteres Wachstum begünstigen. Teuer wird es für deutsche Unternehmen aber dann, wenn die Klimawende verschleppt wird und sie den Risiken von Klimaextremen ausgeliefert sind.

Zentrale Ergebnisse und Forderungen der Studie sind:

  •  Bis 2050 ist weltweit mit 275 Billionen Dollar Gesamtinvestitionen zu rechnen.
  •  Zwischen 2026 und 2030 sind die größten Investitionen erforderlich.
  • Auch am Arbeitsmarkt werden bis 2050 Umschichtungen erwartet: Bis zu 200 Millionen Arbeitsplätze könnten weltweit entstehen, während 185 Millionen wegfallen.
  • Deutschland profitiert von seiner Wirtschaftsstruktur und seiner geografischen Lage.
  • Länder mit niedrigem Einkommen und großen fossilen Brennstoffressourcen sind am stärksten betroffen.
  • Weltweit sind Haushalte mit niedrigem Einkommen von kurzfristig steigenden Strompreisen und Anschaffungskosten für emissionsarme Produkte wie neue Heizungen oder Elektroautos stark gefordert.
  • Regierungen und Wirtschaft müssen zum Erreichen der Klimaziele enger kooperieren, Planungs- und Investitionskosten müssen verlängert werden.
  • Unternehmen sind zu Sofortmaßnahmen wie der Weiterentwicklung von Dekarbonisierungsplänen für Scope-1- und Scope-2-Emissionen sowie die Ausdehnung der Pläne auf Emissionen der Bereichs drei aufgefordert.

Beim Klima drängt die Zeit

Auf allen wirtschaftlichen und sozialen Ebenen ist ein Weiter-so keine ernsthafte Option, schlussfolgern die Studienautoren. "Es bleibt nicht viel Zeit", warnt auch Springer-Autor Hans-Michael Ferdinand und fordert Unternehmen angesichts der Klimakrise auf,  Werte zu schaffen. Kritisch nimmt er das zunehmende Auseinanderdriften von Ethik, Politik und Ökonomie  wahr. Dem "economic approach", so fürchtet er, werde zunehmend jedes menschliche und unternehmerische Verhalten untergeordnet, nur "um die vermeintliche Effizienz der Wirtschaft, respektive die gewinnorientierte Kapitalverwertung sicherzustellen" (Seite 215). 

Diesem Trend stellt er die gesamtgesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (CSR) gegenüber, die danach strebt, gesellschaftliche, soziale und ökologische Belange zu hören und in ihre ökonomischen Interessen zu integrieren: "(...) es geht um eine gerechte Verteilung dieser Freiheits- und Lebenschancen zwischen heute lebenden Menschen und zukünftigen Generationen – und womöglich nicht nur in Sachen Klimaschutz, sondern auf weiteren Handlungsfeldern, wie der sozialen Sicherheit" (Seite 218).

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