2002 | OriginalPaper | Chapter
Nation
Author : Bettina Westle
Published in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Included in: Professional Book Archive
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Die Frage der Genese und damit verbunden die der Definition von Nation (N.) ist in der Forschung nach wie vor sehr kontrovers. Die Positionen hierzu lassen sich entlang eines Spektrums von Primordialismus vs. Konstruktivismus ordnen. Den primordialistischen Pol dieses Spektrums bildet die Vorstellung, bei der N. handele es sich um eine gott- oder naturgegebene, vom menschlichen Willen unabhängige, objektive und organische Einheit. Über historische Prozesse der Entwicklung von biologischen Abstammungsgemeinschaften zu Kulturgemeinschaften würde sie aus einem latenten in einen ihrer selbst bewußten Zustand übergehen und einen transzendental begründeten Anspruch auf politische Selbstbestimmung stellen. Der konstruktivistische Gegenpol versteht N. als soziale Erfindung des menschlichen Geistes, die keinerlei festschreibbare objektive Determinanten habe, sondern auf völlig unterschiedlichen Grundlagen beruhen könne. Die für die primordiale Sichtweise zentrale Ethnie wird dabei als Ergebnis einer zumeist interesse- und elitengesteuerten Bewußtseinsbildung angesehen.