Skip to main content
Top

2022 | OriginalPaper | Chapter

5. Quarantäne als Therapie: Corona-Miniserien

Author : Gabriele Dietze

Published in: Das Virus im Netz medialer Diskurse

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Der Text beschäftigt sich mit Reaktionen auf die Corona-Pandemie in narrativen Fernsehformaten in Deutschland und den USA. Mainstream Formate des Unterhaltungsfernsehens meiden das Thema Covid 19 und verlautbaren offen, dass sie Eskapismus ermöglichen und Wiederholbarkeit gewährleisten wollen. In dieser Lücke sind Nischenprodukte, Corona Mini-Serien wie Drinnen, Ausgebremst oder Social Distance, entstanden. Der Artikel entwickelt, wie über meist traumatisierte weibliche Hauptfiguren Quarantäne als Erzählung über Krisen bewältigende ‚Therapie‘ entwickelt wird.

Dont have a licence yet? Then find out more about our products and how to get one now:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 390 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Maschinenbau + Werkstoffe




 

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Footnotes
1
Eine Ausnahme bildet die Dortmunder Tatort-Folge Heile Welt (WDR, Erstausstrahlung am 21.02.2021), wobei die „Ersterwähnung der Coronavirus-Pandemie im ARD-Sonntagabendkrimi“ allerdings beim Kritiker der ZEIT nur bedingten Gefallen fand (vgl. Dell 2021).
 
2
Inzwischen kann man die komplette Serie auf YouTube sehen, zur Verfügung gestellt von TNT im Rahmen der #Kunstnothilfe, für die zu spenden die Zuschauer*innen aufgefordert werden (vgl. TNT Comedy 2020).
 
3
In der Queer Theory spricht man auch von „reparative reading“ (Sedgwick 1997), zu übersetzen etwa mit „versöhnende Lesart/en“. Allerdings meint die Queer-Theoretikerin Eve Kosofsky Sedgwick damit eher eine subversiv versöhnende Lesestrategie, die sie homophob diskriminierten Menschen anempfiehlt. Ich dagegen verstehe hier unter „heilender Erzählung“ eine Neuformation von Machtdiskursen, die über eine erzählende Sinnstiftung ein tröstendes Neuarrangement durch eine große Krise gegangener Machtverhältnisse anbieten.
 
4
Zum Beispiel ist die Fernsehserie M*A*S*H, erstmals ausgestrahlt zwischen 1972 und 1983, die die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Koreakriegs aus der Perspektive von verzweifelt komischen Chirurgen eines Feldlazaretts behandelt, eine Dramedy. Der Absurdität eines Stellungskriegs gegen den ‚Kommunismus‘ im Nirgendwo mit zwangsverpflichteten zivilen Ärzten, die nichts mehr wollen, als nach Hause zu fliegen, schien nicht anders beizukommen zu sein.
 
5
Es handelt sich um eine Coverversion von Casino der Band The Notwist (veröffentlicht auf dem 2014-er Album Close To the Glass, City Slang).
 
6
In der sogenannten „Wirklichkeit“ passiert das eher nicht, wie die gehäuften Nachrichten über das Anwachsen psychischer Probleme während des Lockdowns aufzeigen. Erste umfassende Ergebnisse zur psychischen Belastung während des (ersten) Corona-Lockdowns in Deutschland findet man in der NAKO-Gesundheitsstudie 2020 (vgl. Peters et al. 2020).
 
7
Im Fremdwörterbuch des Duden findet man beide Bedeutungen nebeneinander: „1. Literaturwissenschaft: Läuterung der Seele von Leidenschaften als Wirkung des [antiken] Trauerspiels [;] 2. Psychologie: das Sichbefreien von psychischen Konflikten und inneren Spannungen durch eine emotionale Abreaktion“ (Duden 2000, S. 697).
 
8
Ausgebildete Drehbuchautor*innen aus den Film- und Fernsehakademien sind natürlich mit diversen Erzähltheorien vertraut.
 
9
Diese seltsame – auch rassistisch interpretierbare – Bildinszenierung kombiniert Heilung mit ‚Wildnis‘ und verweist Beziehungsprobleme damit in den Bereich der ‚Zivilisationsschäden‘. Zur umgekehrten Bedeutung von „heilen“ als „die Wildheit nehmen“ bzw. „zahm und brauchbar machen“ im Kontext rassistischer Machtverhältnisse vgl. Lorey (2007) und Stein (2005).
 
10
Die Rezensions-Plattform Rotten Tomatoes (2020) bewertete die Serie mit 58 % Zustimmung recht niedrig.
 
11
Prominent war bzw. ist die frühe Warnung von Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Anfang Mai 2020: „Frauen werden [eine] entsetzliche Redtraditionalisierung erfahren“ (zitiert nach Anne Will 2020). vgl. dazu aber etwa auch Kohlrausch/Zucco (2020); Etheridge/Spanting (2020); Möhring et al. (2020).
 
12
Ich beziehe mich hier auf Antonio Gramscis Begriff der „kulturellen Hegemonie“, der viel zu selten Eingang in Gendertheorien gefunden hat. Hier ein Vorschlag der Politologin Brigitte Rauschenbach: „Gramsci verstand unter kultureller Hegemonie einen Modus der Macht, bei der Gewalt und Konsens, Zwang und Überzeugung, Recht und Freiheit, Staat und Kirche, Politik und Moral ineinandergreifen. […] Auf kein anderes Phänomen passt diese These so gut wie auf die Geschlechterordnung. Die Platzanweisung der Geschlechter muss im Denken, Fühlen und Alltagshandeln instinktiv funktionieren und eingeschrieben sein. Paradoxerweise fühlen sich Menschen umso mehr zu Hause und frei, je unauflöslicher die zivilen, schon längst nicht mehr spürbaren Gängelbande sind, die ihnen seit ihrer Kindheit angelegt wurden. Es ist das Werk der Kulturen, diese paradoxe Freiheit zuwege zu bringen. Kultur ist so gesehen ein Zwang, der zwanglos, wie aus eigenem Impuls als persönliches Einvernehmen im kollektiven Konsens wirkt. Kultur wirkt als Natur“ (Rauschenbach 2005, S. 4, Hervorhebungen im Original). Rauschenbach bezieht sich hierbei auf Gramsci (1992, Heft 6, § 87).
 
Literature
go back to reference Ahmed, S. (2010): The Promise of Happiness. Durham: Duke University Press. Ahmed, S. (2010): The Promise of Happiness. Durham: Duke University Press.
go back to reference Aristoteles (1997): Poetik. Griechisch/Deutsch. Stuttgart: Philipp Reclam jun. Aristoteles (1997): Poetik. Griechisch/Deutsch. Stuttgart: Philipp Reclam jun.
go back to reference Bausinger, H. (1984): Alltag, Technik, Medien. In: Sprache im technischen Zeitalter 89, S. 60–70. Bausinger, H. (1984): Alltag, Technik, Medien. In: Sprache im technischen Zeitalter 89, S. 60–70.
go back to reference Beck, U./Beck-Gernsheim, E. (1990): Das ganz normale Chaos der Liebe. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. Beck, U./Beck-Gernsheim, E. (1990): Das ganz normale Chaos der Liebe. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
go back to reference Benjamin, J. (1993): Die Fesseln der Liebe. Psychoanalyse, Feminismus und das Problem der Macht. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag. Benjamin, J. (1993): Die Fesseln der Liebe. Psychoanalyse, Feminismus und das Problem der Macht. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.
go back to reference Boccaccio, Giovanni (2008): Das Dekameron. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. Boccaccio, Giovanni (2008): Das Dekameron. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.
go back to reference Brandstetter, G. (2013): „On research“. Forschung in Kunst und Wissenschaft – Herausforderungen an Diskurse und Systeme des Wissens. In: Peters, S. (Hg.): Das Forschen aller. Artistic Research als Wissensproduktion zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. Bielefeld: transcript-Verlag, S. 63–72. Brandstetter, G. (2013): „On research“. Forschung in Kunst und Wissenschaft – Herausforderungen an Diskurse und Systeme des Wissens. In: Peters, S. (Hg.): Das Forschen aller. Artistic Research als Wissensproduktion zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. Bielefeld: transcript-Verlag, S. 63–72.
go back to reference Butler, J. (1997): Excitable Speech: A Politics of the Performative. Abingdon/New York: Routledge. Butler, J. (1997): Excitable Speech: A Politics of the Performative. Abingdon/New York: Routledge.
go back to reference Dietze, G. (1997): Hardboiled Woman. Geschlechterkrieg im amerikanischen Kriminalroman. Hamburg: eva – Europäische Verlagsanstalt. Dietze, G. (1997): Hardboiled Woman. Geschlechterkrieg im amerikanischen Kriminalroman. Hamburg: eva – Europäische Verlagsanstalt.
go back to reference Dietze, G. (2021/i. E.): Corona-TV. In: APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte 3–4/2021, S. 284–287. Dietze, G. (2021/i. E.): Corona-TV. In: APuZ – Aus Politik und Zeitgeschichte 3–4/2021, S. 284–287.
go back to reference Duden (2000): Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. Mannheim: Dudenverlag. Duden (2000): Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. Mannheim: Dudenverlag.
go back to reference Eschke, G./Bohne, R. (2018): Bleiben Sie dran! Dramaturgie von TV-Serien. Köln: Herbert von Halem Verlag. Eschke, G./Bohne, R. (2018): Bleiben Sie dran! Dramaturgie von TV-Serien. Köln: Herbert von Halem Verlag.
go back to reference Foucault, M. (1978): Ein Spiel um die Psychoanalyse. Gespräch mit Angehörigen des Département de Psychoanalyse der Universität Paris/Vincennes. In: ders.: Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Berlin: Merve Verlag, S. 118–175. Foucault, M. (1978): Ein Spiel um die Psychoanalyse. Gespräch mit Angehörigen des Département de Psychoanalyse der Universität Paris/Vincennes. In: ders.: Dispositive der Macht. Über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Berlin: Merve Verlag, S. 118–175.
go back to reference Gramsci, A. (1992): Gefängnishefte. Kritische Gesamtausgabe. Band 4 (Hefte 6–7). Hg. von K. Bochmann u. W. F. Haug unter Mitwirkung von P. Jehle. Hamburg: Argument Verlag. Gramsci, A. (1992): Gefängnishefte. Kritische Gesamtausgabe. Band 4 (Hefte 6–7). Hg. von K. Bochmann u. W. F. Haug unter Mitwirkung von P. Jehle. Hamburg: Argument Verlag.
go back to reference Illouz, E. (2003): Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus. Frankfurt am Main/New York: Campus. Illouz, E. (2003): Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus. Frankfurt am Main/New York: Campus.
go back to reference Kelleter, F. (Hg.) (2014): Populäre Serialität: Narration – Evolution – Distinktion. Zum seriellen Erzählen seit dem 19. Jahrhundert. Bielefeld: transcript-Verlag. Kelleter, F. (Hg.) (2014): Populäre Serialität: Narration – Evolution – Distinktion. Zum seriellen Erzählen seit dem 19. Jahrhundert. Bielefeld: transcript-Verlag.
go back to reference Lovink, G. (2019): Digitaler Nihilismus. Thesen zur dunklen Seite der Plattformen. Bielefeld: transcript-Verlag.CrossRef Lovink, G. (2019): Digitaler Nihilismus. Thesen zur dunklen Seite der Plattformen. Bielefeld: transcript-Verlag.CrossRef
go back to reference Lyotard, J.-F. (1994): Das postmoderne Wissen. Ein Bericht. Wien: Passagen Verlag. Lyotard, J.-F. (1994): Das postmoderne Wissen. Ein Bericht. Wien: Passagen Verlag.
go back to reference Marafioti, M. (2005): Post-Decameron Plague Treatises and the Boccaccian Innovation of Narrative Prophylaxis. In: Annali d’Italianistica 23, S. 69–87. Marafioti, M. (2005): Post-Decameron Plague Treatises and the Boccaccian Innovation of Narrative Prophylaxis. In: Annali d’Italianistica 23, S. 69–87.
go back to reference Morreall, J. (2009): Comic Relief: A Comprehensive Philosophy of Humor. Hoboken/Malden/Oxford: Wiley-Blackwell.CrossRef Morreall, J. (2009): Comic Relief: A Comprehensive Philosophy of Humor. Hoboken/Malden/Oxford: Wiley-Blackwell.CrossRef
go back to reference Radway, J. A. (2009): Reading the Romance: Women, Patriarchy, and Popular Literature. Chapel Hill: University of North Carolina Press. Radway, J. A. (2009): Reading the Romance: Women, Patriarchy, and Popular Literature. Chapel Hill: University of North Carolina Press.
go back to reference Reckwitz, A. (2017): Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne. Berlin: Suhrkamp Verlag. Reckwitz, A. (2017): Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne. Berlin: Suhrkamp Verlag.
go back to reference Sedgwick, E. K. (1997): Paranoid Reading and Reparative Reading; or, You’re so Paranoid, You Probably Think This Introduction is About You. In: dies. (Hg.): Novel Gazing: Queer Readings in Fiction. Durham: Duke University Press, S. 1–37. Sedgwick, E. K. (1997): Paranoid Reading and Reparative Reading; or, You’re so Paranoid, You Probably Think This Introduction is About You. In: dies. (Hg.): Novel Gazing: Queer Readings in Fiction. Durham: Duke University Press, S. 1–37.
go back to reference Stein, R. M. B. (2005): Schwarze Frauen im Kontext kolonialer Pflegetraditionen oder von der Alltäglichkeit der Vergangenheit. In: Auma [Eggers], M. M. et al. (Hg.) Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Münster: Unrast Verlag, S. 189–202. Stein, R. M. B. (2005): Schwarze Frauen im Kontext kolonialer Pflegetraditionen oder von der Alltäglichkeit der Vergangenheit. In: Auma [Eggers], M. M. et al. (Hg.) Mythen, Masken und Subjekte. Kritische Weißseinsforschung in Deutschland. Münster: Unrast Verlag, S. 189–202.
go back to reference Warner, M. (1985): Monuments and Maidens: The Allegory of the Female Form. New York: Atheneum Books. Warner, M. (1985): Monuments and Maidens: The Allegory of the Female Form. New York: Atheneum Books.
go back to reference Wimbauer, C./Motakef, M. (2020): Prekäre Arbeit, prekäre Liebe. Über Anerkennung und unsichere Lebensverhältnisse. Frankfurt am Main/New York: Campus. Wimbauer, C./Motakef, M. (2020): Prekäre Arbeit, prekäre Liebe. Über Anerkennung und unsichere Lebensverhältnisse. Frankfurt am Main/New York: Campus.
Metadata
Title
Quarantäne als Therapie: Corona-Miniserien
Author
Gabriele Dietze
Copyright Year
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36312-3_5

Premium Partner