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2013 | Book

Reflexive Wissensproduktion

Anregungen zu einem kritischen Methodenverständnis in qualitativer Forschung

Editors: Prof. Dr. Phil C. Langer, Dr. Angela Kühner, Dipl.-Soz. Panja Schweder

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Book Series : Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialpsychologie

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About this book

​In qualitativer Forschung ist eine wachsende Bereitschaft zu bemerken, die eigenen theoretischen Ansprüche reflexiv zu wenden. Wissensproduktion wird zunehmend als Prozess anerkannt, in dessen Verlauf Akteure nicht primär feststehenden Regeln folgen, sondern immer wieder neu methodische Entscheidungen treffen (müssen), die zugleich Implikationen für das produzierte Wissen haben. Manches wird sichtbar (und artikulierbar), anderes nicht. Der Sammelband geht von der Annahme aus, dass qualitative Sozialforschung ihre Akteure mit strukturellen Widersprüchen konfrontiert, sobald diese ihren theoretischen Ansprüchen im konkreten Forschungshandeln „gerecht“ zu werden versuchen. Indem er methodologische Ansätze und Strategien diskutiert, die etwa in den Gender und Postcolonial Studies, der psychoanalytischen Sozialpsychologie und der partizipativen Forschung entwickelt wurden, um mit ihnen produktiv umzugehen, versteht er sich als Beitrag zu einem kritischen und dezentrierten Methodenverständnis in qualitativer Forschung.​

Table of Contents

Frontmatter
Reflexive Wissensproduktion: eine Einführung
Zusammenfassung
Wer sich das Feld qualitativer Forschung heute ansieht, ist mit einer fast unübersichtlichen Vielfalt an methodologischen Ansätzen und methodischen Verfahren konfrontiert.
Angela Kühner, Phil C. Langer, Panja Schweder

Kontexte der wissensproduktion

Frontmatter
Die Globalisierung qualitativer Forschung: Ein Beitrag zur Herausforderung angloamerikanischer Dominanz und lokaler Hegemoniediskurse
Zusammenfassung
In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Veröffentlichungen über qualitative Forschung in Ländern außerhalb des „angloamerikanischen Zentrums“ vorgelegt. Viele von ihnen verfahren beschreibend und bieten einen Überblick über die deren Entwicklung in einem bestimmten Land. Erst vor Kurzem begannen qualitativ Forschende in Länder, die oft als Länder der Peripherie bezeichnet werden, eine gemeinsame wissenschaftliche Identität in Relation zum angloamerikanischen Zentrum zu artikulieren, indem sie sowohl dessen Dominanz als auch die gegenwärtige Trennung zwischen Zentrum und Peripherie in Frage stellten. Bis heute waren die Bemühungen, diese Identität weiterzuentwickeln, um die angloamerikanische Dominanz zu überwinden und qualitative Forschung zu „indigenisieren“, jedoch unzureichend. In diesem Beitrag schlage ich einen global informierten und lokal situierten Analyserahmen als ein Mittel der Entwicklung einer globalisierten qualitativen Forschung vor. Hierzu müssen qualitativ Forschende in der Peripherie zugleich der angloamerikanischen Dominanz und den lokalen hegemonialen Diskursen begegnen. In dieser Hinsicht werde ich erörtern, was Forscherende im Zentrum wie in der Peripherie zu einer Verschiebung der gegenwärtigen Arbeitsteilung beitragen können. Die Arbeitsteilung sieht vor, dass im Zentrum Theorie produziert wird, während diese in der Peripherie konsumiert und reproduziert wird. Vor diesem Hintergrund plädiere ich dafür, der Indigenisierung qualitativer Forschung in der Peripherie mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Ping-Chun Hsiung
Kollektives Gedächtnis und selbstreflexive Wissenschaft. Wissenschaftliche Selbstreflexivität vor dem Hintergrund kollektiver Tradierungsprozesse
Zusammenfassung
Die Diskussion um eine transparente Wissensgenerierung und -vermittlung zielt darauf ab, die wissenschaftlichen (Vor-)Annahmen und Prozesse in ihrem Konstruktcharakter sichtbar zu machen und ggf. kritisch zu kommentieren. Sie setzt sich so auch zum Ziel, narrative Muster, die Sachverhalte als vermeintlich ‚normale‘ kennzeichnen, zu entlarven als eben: narrative Muster, die auf bestimmten Wertvorstellungen gegründet sind. In gedächtnistheoretischen Konzepten fällt der Konstruktcharakter von kollektiven Erinnerungen auf, die nach bestimmten Prinzipien weitergegeben werden und dadurch überhaupt zu Wissen werden, das als wichtig aufgefasst wird und durch das Gemeinschaften wie Individuen sich definieren (können). Die Diskussion einer selbstreflexiven wissenschaftlichen Methodik scheint dem Interesse für kollektive Gedächtnisprozesse verwandt: Sie kann als Ausdruck dafür verstanden werden, dass ein tief greifender Wandel unseres Verständnisses von ‚kulturellem Gedächtnis‘ stattfindet, der vor allem im Zusammenhang mit den Zäsuren im 20. Jahrhundert steht. Am Beispiel der gewachsenen Bedeutung des Holocaust als historischem Ereignis stellt der Beitrag die These vor, wie u.a. die Entwicklung des kulturellen Deutungsmusters ‚Trauma‘ einen vielschichtigeren Zugang zu wissenschaftlichen Fakten und deren Darstellung provoziert. Gerade der Holocaust, in hoch rationalisierter Form geplant und durchgeführt, steht für ‚Gegenrationalität‘: Dass wir der rationalen Grundlagen, auf denen wir Erkenntnisse zu gewinnen, Vergangenheit bzw. ‚die Welt‘ zu ordnen und Sinn zu generieren suchen, nicht sicher sein können, dass diese Grundlagen sich mithin als Abgrund erweisen können, diese Erkenntnis dringt immer stärker in die Fundierung von wissenschaftlicher Methodik.
Karolina Rakoczy
Widerstände im Kontext psychoanalytischer Positionen und ihre Bedeutung für eine kritische Sozialforschung
Zusammenfassung
Ausgehend von der Erfahrung im Rahmen der diesem Band zugrunde liegenden Tagungen ließ sich ein Zusammenhang zum Verhältnis von Kritik und strukturell bedingter Position auf der einen, erkenntnistheoretischer Positionierung auf der anderen Seite identifizieren. Das gemeinsame Moment hegemoniekritischer Ansprüche innerhalb einer nach wie vor hierarchisch organisierten Universitätsstruktur und der historischen sowie der gegenwärtigen Lage der Psychoanalyse im wissenschaftlichen als auch im öffentlichen Raum ist in der Dezentrierung bestehender ‚Wahrheiten‘, auszumachen. Die damit einhergehenden ubiquitären Widerstände entäußern sich in einer Marginalisierung der oben genannten Position(-ierungen), die hegemoniale, institutionelle Strukturen entlastet und zugleich stabilisiert. Eine Tagungspraxis als Forum kritischer Wissensproduktion sollte sich damit konfrontiert sehen, sich nicht nur den intersubjektiven Widersprüchen anzunehmen, sondern auch die in letzter Konsequenz unauflösbaren, persistenten innerpsychischen Widerstände anzuerkennen. Nur durch die Berücksichtigung dieser beiden Aspekte lassen sich Marginalisierungsmechanismen aufdecken und zumindest dem Anspruch nach auflösen.
Vesna Glavaški, Constanze Oth

Methodologische ansätze

Frontmatter
Objektive Hermeneutik als Methodologie der Erfahrungswissenschaften von der sinnstrukturierten Welt
Zusammenfassung
Aus der Sicht der objektiven Hermeneutik habe ich mich gegen den Begriff der qualitativen Sozialforschung oder der qualitativen Methoden schon immer – allerdings vergeblich – gewehrt, und zwar aus drei Gründen:
a.
Es handelt sich um eine irreführende Gegensatzbildung von „quantitativ“ und „qualitativ“, denn jede quantifizierende Datenerhebung und -auswertung kommt ohne die in sich qualitative Bestimmung von Merkmalsdimensionen, innerhalb deren messend erhoben wird, nicht aus.
 
b.
Man kann zwar den Begriff der quantifizierenden Methoden als Bezeichnung für eine stark eingeschränkte Gruppe von Methoden in den Sozialwissenschaften benutzen, aber die dann übrig bleibende Gruppierung pauschal und unspezifisch als „qualitativ“ zu bezeichnen, läuft auf den Misch-Masch einer Residualbestimmung hinaus, unter der, wie ich zu zeigen versuchen werde, sich auf irreführende Weise wissenschaftstheoretisch höchst heterogene Methoden versammeln.
 
c.
Es empfiehlt sich, was selten präzise eingehalten wird, zwischen Methoden der Datenerhebung und der Datenauswertung scharf zu unterscheiden. Nur wenn das der Fall ist, wird man dem gerecht, dass die beiden Klassen von Methoden unabhängig voneinander variieren können. Bei allen beschreibenden Verfahren der Datenerhebung, z. B. den ethnographischen (wie der Name schon sagt), lassen sich, weil die Beschreibungen von intelligenten Subjekten durchgeführt werden und immer schon eine gegenstandsspezifische Interpretation enthalten, die im Grunde eine Dateninterpretation ist, Datenerhebung und Dateninterpretation bzw. -auswertung nicht mehr auseinanderhalten. Daraus resultiert eine vermeidbare, die methodische Geltungsüberprüfung einschränkende Zirkelhaftigkeit.
 
Ulrich Oevermann
Diskursive Subjektfiguren und ideologische Fantasie. Zur Möglichkeit einer ‚immanenten Kritik‘ im Rahmen einer praxeologischen Wissenssoziologie
Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert das Konzept hegemonialer Subjektfiguren im Rahmen einer praxeologischen Wissenssoziologie, die grundlagentheoretisch zwischen einem habituell verankerten impliziten und explizit-reflexiven Wissen differenziert. Davon ausgehend lässt sich ein Feld zunächst begrifflicher Analysen aufspannen, in welchem das Konzept der diskursiven Subjektfigur und ihr Verhältnis zu reflexiven Wissensstrukturen einerseits sowie habituell-impliziten Wissensstrukturen andererseits zu bestimmen ist. Nach der Diskussion dieses Verhältnisses sind Möglichkeiten der Kritik an Subjektivierungsprozessen in den Blick zu nehmen. Auch dies im Kontext der praxeologischen Wissenssoziologie, der es als eine Grundlagentheorie der qualitativ-rekonstruktiven Sozialforschung nicht möglich ist, bestimmte Subjektfiguren selbst (als solche) infrage zu stellen, da sie keinen normativen Bezugspunkt kennt. Es lassen sich hingegen die zuvor ausgearbeiteten Relationen von Subjektfiguren zu reflexiven Wissensstrukturen und zu habituell-impliziten Wissensstrukturen insofern problematisieren, als dass die Möglichkeit einer ‚immanenten Kritik‘ aufscheint, wenn sich etwa Widersprüche und Paradoxien in der Aneignung und Aushandlung von Subjektfiguren ergeben, die der Beitrag als ideologische Fantasien diskutiert.
Alexander Geimer
Chancen einer interpretativen Repräsentation von Forschung: die Fallvignette als „Reflexive Account“
Zusammenfassung
In dem Beitrag wird der Frage nach der angemessenen Vermittlung von Forschungsergebnissen in der interpretativ verfahrenden qualitativen Forschung nachgegangen. Dabei wird die Fallvignette als „reflexive account“, das die Darstellung von Forschungsbefunden mit einer Reflexion der grundlegenden Beziehungsdynamik in der Forschungssituation engführt, anhand eines konkreten Beispiels aus einer empirischen Studie zu HIV vorgestellt und unter Bezug auf die internationale Methodenliteratur und (ethno-)psychonalytische Konzepte theoretisch begründet. Abschließend werden forschungspraktische Anwendungsbezüge der Fallvignette als innovative Darstellungsweise reflexiver Wissensproduktion in qualitativer Forschung diskutiert.
Phil C. Langer

Forschungspraktische reflexionen

Frontmatter
Wie kritisch ist die rekonstruktive Sozialforschung? Zum Umgang mit Machtverhältnissen und Subjektpositionen in der dokumentarischen Methode
Zusammenfassung
Qualitative respektive rekonstruktive Methoden werden ob ihres kritischen Umgangs mit Objektivitätsansprüchen und den Bemühungen um Einbezug von Subjektivität bevorzugt in (gesellschafts-)kritischer Wissensproduktion eingesetzt. Zu fragen ist, wie dabei mit Machtverhältnissen und Subjektpositionen umgegangen wird. Dieser Frage soll im folgenden Beitrag insbesondere mit Bezug auf die dokumentarische Methode als einem der etablierten Verfahren qualitativer Methodik nachgegangen werden. Dabei orientiert sich die Darstellung an konkreten Problemstellungen der eigenen Forschungsarbeit. Es werden sowohl produktive Momente der dokumentarischen Methode als auch Fallstricke für eine kritische Wissensproduktion in den Blick genommen. Im Anschluss werden Versuche der praktischen Auseinandersetzung mit den angesprochenen Kritikpunkten angedeutet.
Katharina Hametner
Methodologische Reflexivität oder die Reflexion der Methode?
Zusammenfassung
Der Begriff Reflexivität wird in der jüngeren sozialwissenschaftlichen und wissenschaftstheoretischen Diskussion in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. Das weit verbreitete Verständnis der methodologischen Reflexivität weist auf Fähigkeiten des Beobachtens und Darstellens hin und mündet in dem Appell, sich der eigenen Wahrnehmungs-, Denk- und Bewertungsmuster sowie des eigenen Erlebens und Handelns als Forschende bewusst zu werden und Selbstaufmerksamkeit, Sensibilität, Empathie sowie Reflexionsbereitschaft zu entwickeln. Im vorliegenden Beitrag wird die methodologische und metatheoretische Reflexivität nicht in Bezug auf die Forschungssubjekte, sondern hinsichtlich der Explizierung und Erweiterung der methodologischen Annahmen am Beispiel der Konversationsanalyse diskutiert. Die Reflexion der konversationsanalytischen Vorgehensweise durch die Systemtheorie, wie sie von Hausendorf unternommen wird, ermöglicht, die Gespräche zum Übergang in die weiterführenden Schulen als geschlossene Interaktionssysteme zu konstruieren und hinsichtlich der Widerspiegelung von Makrostrukturen bzw. in Hinblick auf die Frage zu beobachten, wie diese als Wissensbereiche von Akteuren in Anspruch genommen werden. Solchen methodologischen Prämissen kommt eine besondere Bedeutung zu, wenn es sich zu diesem Beispiel um die Verteilung von Bildungschancen im Kontext des professionellen Handelns in der Organisation Schule handelt. Die Ergebnisse solcher Beobachtungen haben als Reflexionswissen für die Lehrkräfte Bedeutung. Diese Reflexion basiert in diesem Fall nicht auf den persönlichen Eigenschaften der Forschenden, sondern auf den theoretischen Unterscheidungen bezüglich der Definition des Gegenstandes sowie auf den Unterscheidungen, welche die Methode bzw. den Beobachtungsvorgang betreffen. Aus der systemtheoretischen Perspektive konstituieren standpunkt-und methodenabhängige Beobachtungen erst den scheinbar objektiven Gegenstand für den Betrachtenden. So erschaffen die Forschersubjekte nicht die Wirklichkeit, sondern haben zu einer unerkennbaren Wirklichkeit einen vermittelten Zugang, der offensichtlich sowohl durch bewusste als auch unbewusste Entscheidungen geprägt ist. Sie lassen sich jedoch nicht durch den Anspruch der Forscherreflexivität einlösen.
Yeşim Kasap Çetingök
Forschungspraktische Zwischenräume. Von methodologischen Ansprüchen und praktischen Widersprüchen
Zusammenfassung
In diesem Beitrag spreche ich über methodologische Ansprüche, die mich in meiner Forschung begleitet haben, über Bemühungen um ihre Realisierung und entstandene Wirklichkeiten. Mein Forschungsprojekt ist angesiedelt im Schnittfeld von außerschulischer und schulischer Bildungsarbeit, die sich thematisch mit Vielfalt, Demokratie und Diskriminierung beschäftigt. Ich führte eine subjektwissenschaftliche Begleitung eines Projektes durch, welches an mehreren Grundschulen mit dem Anti-Bias-Ansatz (Anti-Diskriminierungsansatz) und dem Betzavta-Konzept (Demokratielernprogramm) arbeitete. Nach einer knappen Vorstellung meines Forschungsprojektes und der methodologischen Rahmungen greife ich Überlegungen und Fragen aus einer ausführlichen Forschungsreflexion auf, die sich auf die Ansprüche Reflexivität und Partizipation beziehen. Ich diskutiere bewusst nicht nur erfolgreiche, sondern gerade auch suchende und widersprüchliche Erfahrungen. Dabei leitet mich der Gedanke, dass die Thematisierung von Erfahrungen, die als Scheitern erlebt wurden, zu einer Klärung dessen beitragen kann, was mit den formulierten Ansprüchen Reflexivität und Partizipation gemeint ist, und wie diese method(olog)isch berücksichtigt werden können.
Bettina Schmidt

Herausforderungen der vermittlung

Frontmatter
Kritische Methodologie an der Universität. Überlegungen aus studentischer Perspektive
Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden aus studentischer Perspektive Erfahrungen mit der Organisation und Realisation zweier Panels der dem Band zugrunde liegenden Tagung reflektiert. Daraus geht exemplarisch hervor, dass der Anspruch auf (Selbst-)Reflexivität in qualitativer empirischer Sozialforschung im Hinblick auf ihre Methoden in wissenschaftlicher Kommunikation produktiv bearbeitet werden kann. Dahingegen führt die Formulierung eines Anspruches auf gesellschaftliche Kritik als methodische Implikation zu uneindeutigen und widersprüchlichen Positionierungen. Deshalb wird zunächst auf mögliche Kritikmodelle verwiesen, um anschließend Beispiele kritischer Methodologie in aktueller Sozialforschung zu umreißen. Weiterhin wird die Vermittlung eines Kritikbegriffs in der soziologischen Methodenausbildung an der Universität diskutiert, wobei die eigene akademische Sozialisation als Hintergrund dient. Dem Postulat Adornos folgend, soziologische Methoden sollten in Einheit mit dem Forschungsgegenstand entwickelt werden, wird für die Einbindung einer gesellschaftskritischen Haltung in die Methodenlehre plädiert, um kritische Theorie und ihre empirische Forschungspraxis miteinander zu verknüpfen.
Alexandra Ivanova
Reflexion als Verführung? Fünf Thesen zu den Ambivalenzen des Reflexivitätsanspruchs in qualitativer Forschung und Methodenausbildung
Zusammenfassung
Der folgende Beitrag stellt einen Versuch dar, dem im Titel und der Einleitung des Bandes formulierten Anspruch auf Reflexivität in der Wissensproduktion gerecht zu werden, indem dieser Anspruch auf den vielfältigen Rekurs auf den Reflexivitätsbegriff in qualitativer Sozialforschung – und auch im Sammelband selbst – einer (selbst-)kritischen Betrachtung unterzogen werden soll. Er gründet auf der Lektüre der Beiträge und ihrer Diskussion mit den Autor*innen sowie Gesprächen mit Kolleg*innen am Institut für Soziologie der Goethe- Universität Frankfurt. Er spiegelt die Ambivalenz der Herausgeber*innen des Sammelbandes wider, die Bedeutung einer reflexiven Haltung in der qualitativen Sozialforschung zu lancieren und zugleich einem gewissen Unbehagen an den Folgen von als entgrenzend wahrgenommener Reflexionsweisen Raum geben zu wollen. Die dazu formulierten Thesen, die letztlich auf die Frage einer angemessenen Vermittlung von Reflexivität als Haltung in der qualitativen Methodenausbildung hinauslaufen, sind mitnichten vollends zu Ende gedacht, sondern als durchaus kontroverse, vorläufige Diskussionsansätze zu verstehen.
Panja Schweder, Phil C. Langer, Angela Kühner
Backmatter
Metadata
Title
Reflexive Wissensproduktion
Editors
Prof. Dr. Phil C. Langer
Dr. Angela Kühner
Dipl.-Soz. Panja Schweder
Copyright Year
2013
Publisher
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-03112-1
Print ISBN
978-3-658-03111-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-03112-1