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23-09-2019 | Stresstest | Nachricht | Article

Stresstest zeigt Schwächen kleinerer Banken

Author: Angelika Breinich-Schilly

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Kleine und mittelgroße Banken und Sparkassen in Deutschland sind wenig rentabel. Und die anhaltende Nullzinsphase bremst zusätzlich. Zu diesem Ergebnis kommt der LSI-Stresstest 2019.

Das historisch niedrige Zinsniveau belastet die kleinen und mittelgroßen Institute spürbar. Das hat die Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zusammen mit der Deutschen Bundesbank in ihrem aktuellen LSI (Less Significant Institutions )-Stresstest zur Ertragslage und Widerstandsfähigkeit deutscher Kreditinstitute im aktuellen Nullzinsumfeld herausgefunden. 

Trotz großer Lasten ist die Kapitalisierung "solide"

Das Stressszenario habe zu einer Verschlechterung der harten Kernkapitalquote um 3,5 Prozentpunkte geführt, erläutert Raimund Röseler, Bafin-Exekutivdirektor für Bankenaufsicht, bei der Vorstellung der Stresstest-Ergebnisse in Frankfurt. "Gleichwohl sind die deutschen Institute im Durchschnitt auch im Stressfall solide kapitalisiert", so Röseler. An der Umfrage haben sich rund 1.400 kleine und mittelgroße deutsche Geldhäuser beteiligt, die nach Bafin-Angaben 89 Prozent aller Kreditinstitute in der Bundesrepublik und rund 38 Prozent der aggregierten Bilanzsummen ausmachen.

Die Banken hätten bereits Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Rentabilität ergriffen, heißt es weiter. Dazu gehöre die Weitergabe negativer Zinsen an Kunden, was aktuell vor allem Geschäftskunden und vermögende Privatkunden trifft, erklärt Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling. Auch die Risikobereitschaft sei gestiegen. "Höhere Risiken dürfen jedoch nur in dem Maße eingegangen werden, wie diese auch getragen und risikoadäquat bepreist werden können", warnt Wuermeling.

Für den Stresstest wurden zum einen die institutseigenen Plan- und Prognosedaten ausgewertet. Zum anderen haben die Kreditinstitute für fünf von der Aufsicht vorgegebene Zinsszenarien Ergebnissimulationen für den Zeitraum von 2019 bis 2023 durchgeführt. Dabei gingen die Institute von einer statischen Bilanzannahme aus. So gaben die Kreditinstitute im zweiten Quartal 2019 an, dass sie in fünf Jahren mit einem um 23 Prozent gestiegenen Jahresüberschuss vor Steuern rechnen. Dies entspricht einem Zuwachs ihrer Gesamtkapitalrentabilität von zehn Prozent (2017: minus 16 Prozent). Die positive Prognose basiert auf der Annahme von rund der Hälfte der Institute, dass die Zinsen steigen werden. Banken, die mit einer konstanten Zinsentwicklung kalkuliert haben, rechnen hingegen mit einem Rückgang der Gesamtkapitalrentabilität um zwei Prozent.

Gewinn- und Verlustrechnung neu im LSI-Stresstest

Neu im Stresstest war eine Modellierung der Gewinn- und Verlustrechnung der Banken, die sich an einem vorgegebenen Krisenszenario orientierte. Im dreijährigen Stresshorizont  stehen danach dem Einkommen aus dem Zins- und Provisionsgeschäft erhebliche Einbrüche der Ergebnisbeiträge gegenüber. Dennoch verfügen kleine und mittelgroße Banken nach einem Kapitalrückgang von 3,5 Prozentpunkten auf Sicht von drei Jahren noch immer über eine harte Kernkapitalquote von 13 Prozent und damit über eine solide Kapitalbasis, heißt es weiter.

Über 100 Banken und Sparkassen wurden außerdem zu ihren Kreditvergabestandards im Bereich der Unternehmensfinanzierung befragt. "Der Großteil der Teilnehmer sieht eine Intensivierung des inländischen Wettbewerbs in diesem Segment für den abgefragten Zeitraum von 2015 bis 2018. Damit einher gehen Indikatoren, die auf eine Aufweichung der Kreditvergabestandards schließen lassen", heißt es dazu bei der Bafin. Vor allem die Zahl von Blankokrediten und Krediten mit endfälliger Tilgung ist der Umfrage zufolge bei kleineren Unternehmenskunden deutlich gestiegen. Demgegenüber stehen eine Verkürzung der durchschnittlichen Kreditlaufzeiten und ein zunehmender Anteil bonitätsstarker Kreditnehmer.

Kennziffer als Frühwarnsignal

Die Aufsicht will die im Stresstest aufgedeckten Risiken zur Erstellung von Eigenmittelzielkennziffern nutzen, die als Frühwarnschwelle fungieren. Besonders anfällige Institute sollen danach bereits frühzeitig einer noch intensiveren Aufsicht unterworfen werden.

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