Systematische Investitionsplanung

Die Investitionsplanung stellt bei Maschinenbauunternehmen einen besonders wichtigen Bereich dar. Das Tempo des technologischen Fortschritts, die erhöhte Produktdynamik (kürzere Produktlebenszyklen) und die veränderte Marktdynamik (Verschiebungen in den traditionellen Märkten, zunehmende Internationalisierung) erfordern eine langfristig angelegte Investitionsstrategie zur Sicherung der Unternehmenszukunft. Durch entsprechende Investitionen müssen zum einen die Kosten niedrig gehalten werden (z.B. durch Rationalisierung, Automatisierung,usw.) und zum anderen die Märkte gesichert werden (z.B. durch kundennahe Fertigung, Auslandsinvestitionen,usw.).

Für die Beurteilung von Investitionsprojekten werden vorwiegend die traditionellen Methoden der Wirtschaftlichkeitsrechnung angewandt, darunter besonders die Kapitalwertmethode und die interne Zinsfuß-Methode. Bei der Kapitalwertmethode wird der Kapitalwert der Investition als die Differenz zwischen den abgezinsten Netto-Rückflüssen des Projektes und dem Kapitaleinsatz berechnet. Der Kapitalwert muß positiv sein, damit das Projekt als vorteilhaft beurteilt werden kann. Bei der internen Zinsfuß-Methode wird der Zinsfuß bestimmt, bei dem die Summe der Projektrückflüsse gleich dem angelegten Kapital (Maschinen, Land, Gebäude, usw.) ist. Dieser Zinsfuß stellt einen Grenzwert dar, bei dem das Projekt weder zu einem Verlust noch zu einem Gewinn führt (diese Situation wird als auch break-even-point bezeichnet). Falls dieser Zinsfuß höher als der betriebsübliche Kalkulationszinsfuß liegt, kann die Investition als vorteilhaft beurteilt werden. Eine genauere Beschreibung dieser Methoden kann der Fachliteratur entnommen werden /19/ /20/ /22/.

Bevor das Planungssystem für die globale Investitionsanalyse, das Gegenstand dieser Arbeit ist, vorgestellt wird, soll zuerst in diesem Kapitel die wissenschaftliche Grundlage, worauf das Planungssystem basiert, erläutert werden.

Nachdem im vorgehenden Kapitel die zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Instrumente analysiert wurden und sich dabei die Simulationstechnik als geeignetes Verfahren herausstellte, kann nun in diesem Kapitel die eigentliche Aufgabe — Entwicklung einer globalen Planungssystematik für Auslandsinvestitionen — in Angriff genommen werden. Die Investitionssimulation stellt das wichtigste wissenschaftliche Hilfsmittel dieser Planungssystematik dar.

In diesem Kapitel sollen die wichtigsten Kriterien für die Planung verschiedener Investitionsbereiche (z.B. Marketing, Produktion, Beschaffung usw.) gezeigt und dabei die Vorteile der globalen Betrachtungsweise hervorgehoben werden. Die Reihenfolge richtet sich nach Bild 17.

Jede Investition ist mit Ungewißheiten und Risiken verbunden. Die minimalen Anforderungen an das Projekt in bezug auf Rentabilität und anderen Indikatoren können nur im Zusammenhang mit dem Investitionsrisiko ⁶⁹⁾ festgelegt werden: Je höher das Risiko, desto höher soll z.B. die Rentabilität liegen. Besonders Auslandsinvestitionen sind oft mit einem höheren Ungewißheitsgrad als Inlandsinvestitionen behaftet, so daß bei deren Planung die Risikoanalyse eine Schlüsselstellung einnehmen sollte. Der in dieser Arbeit vorgeschlagene Modellierungsansatz ist dafür besonders gut geeignet.

In den vorhergehenden Kapiteln ist eine umfassende Systematik für die Investitionsplanung eines Maschinenbauunternehmens vorgestellt, systemtheoretisch formuliert, in ihre wichtigsten Teilbereiche zerlegt und anhand von mehreren Anwendungsfällen illustriert worden. In diesem Kapitel soll nun die methodische Grundlage dieser Systematik, die Investitionssimulation, einer kritischen Überprüfung ihrer praktischen Anwendbarkeit unterzogen werden.

Die Investitionsplanung stellt bei Maschinenbauunternehmen einen lebenswichtigen Bereich dar. Die Konkurrenzfähigkeit der Produkte ist in hohem Maße von (Rationalisierungs-) Investitionen, die die Produktionskosten niedrig halten sollen, abhängig. Auch die Innovationsgeschwindigkeit wird zum großen Teil von Investitionen bestimmt (stark innovative japanische Unternehmen definieren sogar die Forschungs- und Entwicklungsausgaben als Investitionen, nicht als Kosten). Zuletzt ist auch die Sicherung der Märkte in vielen Fällen nur durch Investitionen erreichbar (z.B. überwindung von protektionistischen Exporthemmnissen durch Auslandsinvestitionen). Um all diesen kritischen Funktionen gerecht zu werden, ist eine systematische Planung des gesamten Investitionsprozesses des Unternehmens unerläßlich.

Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Simulationssystem IPSS (Investment Planning Simulation System) ist z.Z. auf einer Rechenanlage Digital VAX 11/780 (Betriebssystem VAX/VMS V3.0) implementiert. Grundsätzlich ist die Anwendung auf jedem Rechner möglich, wobei aber eine Anpassung an die jeweilige Maschinenwortlänge erforderlich ist, um eine Beeinträchtigung der Lösungsgenauigkeit zu verhindern.