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2016 | Book

Websites & Sightseeing

Tourismus in Medienkulturen

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About this book

Der vorliegende Band versammelt Beiträge, die untersuchen, wie touristische Erfahrungen medial verarbeitet werden, Medieninhalte und -formen die touristische Erfahrung prägen und welche Interaktionsordnungen und Erlebensstrukturen sich hieraus ergeben.

Beim Reisen werden Annäherungen und Entfernungen verhandelt, innerhalb der Medienkommunikation auch. Diese Gemeinsamkeit wird in den neuen Medienkulturen besonders offensichtlich, wirft aber Fragen auf, wie die Vielfalt touristischer Praktiken und die Anwendung von Kommunikationsmedien in Bezug zueinander stehen. Der Band konzentriert sich auf den Zusammenhang von medial generiertem Wissen und kopräsenten Interaktionen im Rahmen von touristischen Reisen und bietet einen Beitrag zur differenzierten soziologischen Gegenwartsdiagnose.

Table of Contents

Frontmatter
Einleitung: Zum Verhältnis von Websites und Sightseeing
Zusammenfassung
Die Moderne ist eng verbunden mit der Idee der Wahrnehmung und der Interpretation von Bewegung Es sind die sich wandelnden Beziehungsstrukturen, die raschen Veränderungen des sozialen Lebens und die Erweiterung der materiellen und organisatorischen Möglichkeiten durch die Technik, die die Moderne einläuten und gleichzeitig zur Analyse dieser sozialen Prozesse veranlassen Bewegungen der Modernisierung umfassen gleichermaßen soziale Mobilität, worunter klassische Auf- und Abstiegsprozesse sowie Entgrenzungen von Gesellschaftsschichten gefasst werden, zeitliche Mobilität, die sich in der Entwicklung von spezifischen Verlaufsmustern und Be- oder Entgrenzungen von Zeithorizonten zeigt, sowie räumliche Mobilität von Körpern und Zeichen.
Kornelia Hahn, Alexander Schmidl
Medien auf Reise. Repräsentationen von Anwesenheit und Abwesenheit
Zusammenfassung
Wer reist, bewegt sich von einem gewöhnlichen Aufenthaltsort weg. Im Alltagsverständnis definiert dabei die körperliche Abwesenheit von diesem Ort die Aktivität des Reisens ebenso wie die nur temporäre Anwesenheit am Reiseort. Gerade im touristischen Reisen wird in Kulturen der Sesshaftigkeit eine spezifische räumliche, zeitliche und soziale Organisation des Körpers betont.
Kornelia Hahn
„Ich reise, also blogge ich“
Wie Reiseberichte im Social Web zur multimodalen Echtzeit-Selbstdokumentation werden
Zusammenfassung
Michael Klemms analysiert die kommunikative Praxis des Reiseblogs, die sich aus der engen Kopplung zwischen dem Erleben und dem Erzählen von Reisen in Medienkulturen ergibt. Im Gegensatz zu früheren Reiseberichten, die im Anschluss an die Reise veröffentlicht wurden, besteht insbesondere bei Bloggern beinahe eine Synchronizität zwischen diesen Abschnitten und für das Publikum ein Gefühl des Miterlebens, wenn die Blogger ihre Reiseerfahrungen unmittelbar oder zumindest zeitnah zur Verfügung stellen. Diese Form des Erzählens stellt Michael Klemm in einen historischen Kontext, ohne sie alleine von früheren Reiseerzählformen abzuleiten. Aus den Vergleichen mit anderen literarischen, wissenschaftlichen, journalistischen oder unterhaltsamen Reisegeschichten ergibt sich vielmehr ein Analyseraster, welches für Reiseblogs angewendet wird.
Michael Klemm
Zur fotografi schen Vermittlung unmittelbarer Präsenz
Zusammenfassung
Robert Schäfer wendet die klassische Unterteilung in Alltäglichkeit und Außeralltäglichkeit auf das soziale Phänomen des Tourismus an und nimmt anstatt des häufig gewählten raumsoziologischen Analyserasters eine zeitsoziologische Perspektive ein, indem die Sinnstruktur dieses zeitlich begrenzten Phänomens ins Zentrum gestellt wird. Eines der Kriterien für außeralltägliche Erfahrungen ist dabei die Authentizität. Die leitende Frage seiner Untersuchung ist, wie diese im Rahmen von touristischen Bildproduktionen inszeniert wird. Als Fallbeispiel dienen drei Bilder aus dem Blog einer Weltreisenden, die einer hermeneutisch inspirierten Bildinterpretation unterzogen werden.
Robert Schäfer
Reisen ins Dazwischen
Geocaching als Abenteuer in „zerstörten“ Räumen
Zusammenfassung
Paul Gebelein untersucht mit der Praxis des Geocaching eine neue Art medial gestützter Abenteuerreise. Während mit einem zunehmenden touristischen Angebot die Entdeckung unerschlossener Gebiete kaum mehr möglich ist, sieht der Autor in der Praxis des Geocaching die Möglichkeit, während der Suche im Raum etwas Neues zu entdecken, ohne hierfür - im Vergleich zu den klassischen Entdeckerreisen – gravierende, leibliche Risiken eingehen zu müssen. Insofern ist Geocaching eine Reise ins „Dazwischen“, zwar außerhalb organisierter Tourismusstrukturen, wenngleich jedoch innerhalb deren physikalischen Räumen.
Paul Gebelein
Dispositive Konstruktion des touristischen Blicks – offline und online
Zusammenfassung
Karlheinz Wöhler untersucht die sozialen Konstruktionen von touristischen Destinationen zwischen bisher bestehenden, marktwirtschaftlichen Konkurrenzbedingungen und neuen Anforderungen an mediale Repräsentationen im Netz. Durch diese Kontexte des touristischen Raumes wird die Destination zunächst virtuell – der Möglichkeit nach – geschaffen, bevor sie erst zu einem Ort touristischer Aufführungen werden kann. Dabei geht der Autor davon aus, dass vor allem die Marketinginstrumente, nun verstärkt durch Bewerbungen touristischer Angebote im Internet, den Blick auf die Destination und den Verlauf der touristischen Aufführungen leiten.
Karlheinz Wöhler
Mobilität und Medienwandel in der Erlebniskultur
Die Postkarte als Reisemedium um 1900
Zusammenfassung
Anett Holzheid untersucht die Postkarte als ein historisches Reisekommunikationsmittel, das sich vor gut einem Jahrhundert als innovative Form entwickelte und deren Beschriftung in weiterer Folge zu einer weitverbreiteten Praxis wurde. Ausgehend von der engen Verbindung zwischen dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und dem Versenden einer Karte, die selbst auf die Reise geschickt wird, um auf neuen Wegen „fremde“ Länder zu durchqueren, fokussiert die Autorin im Besonderen auf die spezielle Form der Kommunikation unter Abwesenden sowie die Nutzungskonventionen, die sich mit der Postkarte entwickelt haben.
Anett Holzheid
Über den Blick auf das Bekannte: Touristisches Sehen und Reisemedien
Zusammenfassung
Susanne Müller beschreibt in historischer Perspektive die Entwicklung des touristischen Sehens, das im ausgehenden 18. Jahrhundert zunächst auf spektakuläre, neue Aussichten von erhöhter Position (Kirchtürme, Aussichtsplattformen, Heißluftballonfahrten) setzt und diese Eroberung des Raums später mit den bürgerlichen Bildungs- oder gewissermaßen auch: Überblicksreisen fortsetzt. Des Sehens würdig sind dabei Landschaften, die für die Reisenden weniger mit tatsächlichen Gefahren, aber mit innerer Spannung bei der Betrachtung verbunden sind (Felswände, Burgruinen etc.). Das Sehen wird zunehmend zum Reisezweck und das touristische Reisen damit geboren.
Susanne Müller
Zwischen Tradition und Innovation: Die Rolle von alternativen Reiseführern in der touristischen Medienlandschaft
Zusammenfassung
Diana Wendland untersucht alternative Reiseführer aus den 1960er bis 1980er Jahren, die sich von den Sehkonventionen eines typischen tourist gaze explizit unterscheiden wollen. Die Unterscheidung bezieht sich dabei auf den Reiseort, nämlich touristisch wenig erschlossene Gebiete, die Reiseorganisation, nämlich die Ablehnung von Pauschal- bzw. von Dritten organisierten Reisen, und vom Reisestil, nämlich möglichst preiswert und fokussiert auf den Alltag der Einheimischen. Alternativ ist auch der Anspruch an die Darstellung, vor allem ungewöhnliche Narrationsmittel und Visualisierungsstrategien. Diese selbst sogenannten Reisebegleiter führen als Neuheit die subjektive Perspektive in der Darstellung ein.
Diana Wendland
Tourismus auf den Spuren der Schatten des Windes: Vom Zusammenspiel medialer Bedeutungskonstruktion und performativer touristischer Praxen
Zusammenfassung
Anja Saretzki beschreibt eine neue Art, Räume zu entdecken bzw. durch die raumbezogene Interpretation von „Daten“ diese erst zu schaffen. Diese Daten beruhen ungleich wie beim Geocaching auf einer alten Ressource: dem Roman. Das sich aus dessen Interpretation ergebende Narrativ scheint einerseits vorgegeben, andererseits eröffnet es aber vielfältige Imaginationsräume, die die Autorin mit Bezug auf die touristischen Themenführungen zeigt: Der geographische Raum der Stadt ergibt zeichentheoretisch betrachtet mehrere, unterscheidbare Städte oder besser: Texte. Die Autorin stellt jedoch heraus, dass diese neuen Räume weniger mit neuen, etwa literarischen, Beschreibungen entstehen, sondern vielmehr wird ein Text erst durch wiederkehrende, performative Aufführungen produziert.
Anja Saretzki
Making Time Count
Reisen in andere Zeiten
Zusammenfassung
In der Studie von Kornelia Hahn und Alexander Schmidl stehen Geschichten als Vermarktungsinstrument im Vordergrund, den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet hier aber weniger der geographische Raum als die touristische Zeit. Gerade in Kombination der modernen touristischen Intention der Abkehr vom Alltag und der zu verzeichnenden Verkürzung touristischer Aufenthalte kommt die Idee der Intensivierung von Zeit auf. Damit unterliegen touristische Aufführungen dem praktischen Problem (mindestens) zweier unterschiedlicher Zeitmuster, die situativ koordiniert werden müssen. Durch die narrativ-visuelle Vermittlung, auch angelehnt an filmische Darstellungskonventionen, werden konkrete, touristische Angebote für unterschiedliche Interpretationen erschließbar gemacht.
Kornelia Hahn verfolgt die Perspektive, Medium des Körpers der Reisenden zu den weiteren, im Kontext von Tourismusreisen typischerweise benutzten, technologischen Medien in Beziehung zu setzen. Diese Beziehung manifestiert sich in der Repräsentation von Anwesenheiten und Abwesenheiten. Ein Ausdruck davon sind Ratgeber in der Tradition von Reiseführern, die nun auch zum „richtigen“ Umgang mit neuen Kommunikationsmedien während touristischen Reisens beraten. Eine genauere Betrachtung dieser Verknüpfung im Vergleich der „alten“ und neuen Medien verweist dabei über den Vergleich hinaus auf aktuelle Sinnzusammenhänge touristischen Reisens. Der Vorschlag ist, es stärker als „Reise zu sich selbst“ statt als „Reise zu anderen“ zu konzeptionalisieren.
Kornelia Hahn, Alexander Schmidl
Sinnliches Erleben in Medienkulturen – oder: Warum wir nicht online verreisen wollen
Zusammenfassung
Alexander Schmidl lotet die Grenzen aus, an die in unserer Kultur die Medien, so breit verankert sie in der Lebenswelt auch sein mögen, stoßen. Online zu verreisen scheint nämlich undenkbar zu sein, was in erster Linie an der Dichte sinnlichen Erlebens festgemacht werden kann sowie an der zugeschriebenen Bedeutung der Kopräsenz. Beides verweist – leibphänomenologisch gesprochen – auf den Körper als Zentrum dessen, was als Wirklichkeit gefasst wird, beziehungsweise davon abgeleitet, was im Rahmen gesellschaftlich objektivierter Deutungsmuster als wirkliche Erfahrung gilt. Deshalb ist zum Beispiel ein Erkunden immer neuer und weitläufiger Welten und Gegenden in einem Computer- oder Online-Spiel trotz vieler struktureller Ähnlichkeiten keine Form einer typischen Reise.
Alexander Schmidl
Metadata
Title
Websites & Sightseeing
Editors
Kornelia Hahn
Alexander Schmidl
Copyright Year
2016
Electronic ISBN
978-3-658-10426-9
Print ISBN
978-3-658-10425-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-10426-9