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31-05-2018 | Wirtschaftspolitik | Schwerpunkt | Article

US-Strafzölle treffen deutsche Industrie

Author: Andrea Amerland

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Jetzt sind sie da, die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium, die Donald Trump Europa angedroht hatte. Doch damit nicht genug: Die Einfuhrzölle auf Autos sind noch nicht vom Tisch.

"Wir werden Mercedes Benz mit Zöllen belegen, wir werden BMW mit Zöllen belegen", wetterte US-Präsident Donald Trump bereits im März. Nun lässt seine Regierung tatsächlich prüfen, ob das Land Zölle auf Autos und Autoteile einführen kann. Ob dies geschieht, hängt davon ab, ob ausländische Autos und Autoteile eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA darstellen. Kommt die Regierung zu diesem Ergebnis, "erlaubt es das Instrument der 'Safeguard measures' dem US-Präsidenten, befristet Zölle sowie Importkontingente einzuführen, wenn eine schwere Schädigung der US-Industrie durch ausländische Wettbewerber zu vermuten ist", erklären Michael Frenkel und Benedikt Walter die Hintergründe des neuen Protektionismus der USA in der Zeitschrift "Wirtschaftsdienst". Wie die Einfuhr ausländischer Autos die nationale Sicherheit gefährden könnte, ist allerdings nicht nur den deutschen Handelsverbänden schleierhaft.

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Die USA und Deutschland

Eine unabkömmliche Partnerschaft im Zeichen von Globalisierung und Digitalisierung

Nur Wochen nach dem Amtsantritt des neuen US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump bestätigten sich die Befürchtungen über eine Rückkehr des Gespenstes Protektionismus. 


Die Strafzölle würden insbesondere die deutsche Autoindustrie hart treffen. "Kein Land hätte höhere absolute Verluste durch einen solchen Zoll zu befürchten als Deutschland", sagte Gabriel Felbermayr, Leiter des Ifo-Zentrums für Außenhandel. Nach Berechnungen des Münchener Wirtschaftsinstituts würden US-Zölle auf importierte Autos Deutschland fünf Milliarden Euro kosten. Das entspricht etwa 0,16 Prozent der jährlichen deutschen Wirtschaftsleistung. Für die amerikanischen Autokäufer könnte die Zoll-Erhöhung eine Preissteigerung von rund 20 Prozent bedeuten. Denn BMW, Daimler, VW und auch andere Autohersteller mit Werken in den USA "würden unter höheren Produktionskosten leiden, könnten aber höhere Preise durchsetzen", heißt es in der Ifo-Studie. 

Autozölle verbessern US-Wirtschaftsleistung 

"Die Effekte der ab 1. Juli vermutlich geltenden Zölle auf Aluminium- und Stahlprodukte sind mit etwa 40 Millionen Euro dagegen vergleichsweise vernachlässigbar", sagt Felbermayr. Doch Trump könnte sich zufrieden die Hände reiben, denn die US-Wirtschaftsleistung profitiert durch Autozölle und würde sich um 5,7 Milliarden Euro erhöhen, während Japan und Korea, ebenfalls wichtige Auto-Exporteure in die USA, Verluste von 4,3 und 2,3 Milliarden Euro hinnehmen müssten. Auch Mexiko und Kanada drohen Einbußen in Höhe von 3,7 und 3,2 Milliarden Euro. Das seien laut Ifo-Studie 0,39 Prozent und 0,23 Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistungen. In Europa wären kleinere Zulieferländer wie etwa Ungarn relativ am stärksten betroffen. 

Negative Konsequenzen der US-Strafzölle überwiegen

Die von der Ifo ermittelten Auswirkungen des US-Protektionismus zeigen, dass die negativen Konsequenzen der US-Strafzölle für die Weltwirtschaft überwiegen. Was die möglichen Vergeltungsmaßnahmen durch die US-Handelspartner zudem anrichten könnten, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall werden sich "die Spannungen im globalen Handelssystem erhöhen", erklären die Wirtschaftsdienst-Autoren Frenkel und Walter und kommen zu dem Ergebnis, "dass die Aussage von Präsident Trump 'Protection will lead to great prosperity and strength' einer tiefgehenden Analyse nicht standhält". 

Insbesondere in Hinblick auf die deutschen Automobilbauer ist die Argumentation der US-Administration nicht nachvollziehbar. Schließlich bildeten im US-Export nach Deutschland mit 6,3 Milliarden Euro Pkw den größten Einzelposten, darunter viele Fahrzeuge deutscher Autobauer, die in den USA gefertigt und nach Deutschland exportiert wurden, schreibt Springer-Autorin Cornelia Rieß über die USA und Deutschland. Der "Automobilbau steht damit in der bilateralen Handelsbilanz eher für einen nicht unerheblichen Beitrag deutscher Unternehmen zur Wertschöpfung in den USA", urteilt Rieß (Seite 272 f.)

Welche Auswirkungen handelspolitische Instrumente wie etwa Zölle oder Exportbeschränkungen haben können, erörtern die Springer-Autoren Karl Morasch und Florian Bartholomae in ihrem Buch "Handel und Wettbewerb auf globalen Märkten". Sie bemerken im Kapitel "Instrumente und Wirkung der Handelspolitik", dass handelspolitische Maßnahmen die Entscheidungen von Produzenten und Konsumenten verzerren und dadurch die Handelsströme beeinflussen. "Neben Zöllen, Kontingenten und Exportsubventionen können auch an sich binnenwirtschaftliche Maßnahmen wie Produktstandards oder Steuern den Handel beeinflussen", so die Autoren auf Seite 257.

Handelsstreit kann weiter eskalieren

Viele Ökonomen kritisieren Trump für seine Wirtschaftspolitik. Einige sehen den Welthandel bereits in seiner schwersten Krise und nennen als warnendes Beispiel die im Zuge der Weltwirtschaftskrise entstehende Zollspirale der 1930er Jahre, so André Wolf in einem Artikel über den "Welthandel in protektionistischen Zeiten". Insbesondere während und nach der Finanzkrise übten demnach die Regierungen in der Zollpolitik Zurückhaltung. Doch aktuell gibt es keine Anzeichen dafür, dass eine größere Eskalation im Handelsstreit abgewendet werden könnte. Und auch die Entscheidung des WTO-Schiedgerichts steht noch aus.

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