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05-09-2017 | Agile Methoden | Schwerpunkt | Article

Das Auto als kollektive Idee

Author: Christiane Köllner

3:30 min reading time

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Vom starren zum lebendigen Lastenheft: Edag erprobt die Schwarmintelligenz. Während der IAA-Messetage will das Unternehmen mithilfe von Scrum live ein Fahrzeugkonzept entwickeln.  

Der Engineering-Spezialist Edag wird während der IAA-Messetage ein Fahrzeugkonzept live mit der Scrum-Methodik entwickeln. Dabei können die Besucher die Edag-Entwicklungsspezialisten nicht nur live beobachten, sondern direkt vor Ort oder über Social-Media-Kanäle interaktiv bei der Konzeptphase selbst mitwirken. Am letzten Messetag soll als Ergebnis dieses Experiments präsentiert werden: ein Konzept für schwarmintelligente E-Roboterfahrzeuge. Konkret soll neben dem ausgearbeiteten Fahrzeug- und Mobilitätskonzept am Ende ein generativ gefertigtes Maßstabs-Designmodell zu sehen sein, dass die Idee sichtbar macht. 

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Agiles Projektmanagement mit Scrum

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Das Edag-Projekt #collectivio 

Mit der Liveentwicklung will Edag demonstrieren, dass die Zukunft der automobilen Entwicklung im kollektiv-vernetzten Arbeiten liegt – und, dass das autonome Fahren weiter gedacht werden kann. Ob punktgenauer, immer verfügbarer Transport durch intelligentes Carsharing, erweiterter Nutzen durch Aufgabenteilung beim Waren- und Personenverkehr oder garantierte Intermodalität: Auch autonome Fahrzeuge können im Kollektiv mehr leisten. Daher nennt Edag das Projekt auch #collectivio.

Engineering 2.0: Scrum-schnell

Gerade kollektive Intelligenz und die Kreativität eines Teams sind Rüstzeug in einer digitalen Welt, die sich immer schneller dreht. Auch das Produkt "Automobil" muss sich mit mehr Geschwindigkeit an neue Mobilitäts- und Kundenwünsche anpassen. Andere Branchen setzen hier Standards, die der Kunde auch von der Automobilindustrie verlangt. "Er erwartet sich bestimmte Dinge, die er heute von seinen Endgeräten kennt – mehr Individualität und Personalisierung. Und dies müssen wir als Autohersteller über das Maß der Consumer-Elektronik-Anforderungen hinaus noch toppen", sagt der Audi-Elektronik-Chef Thomas M. Müller im Interview "Die Aufgaben der Zukunft erst einmal richtig verstehen" aus der ATZelektronik 4/2017.

Wenn heute ein künftiges Fahrzeugmodell definiert und in drei Jahren auf den Markt gebracht wird, hat sich die Welt bereits mehrfach weitergedreht. Doch werden die Projekte immer komplexer, die Risiken größer und die Reaktionszeiten kürzer, wie können die Entwickler dann Schritt halten? Es bedarf neuer Werkzeuge, neuer Denkweisen und Herangehensweisen im Engineering. Dass die Spezialisten von Edag für ihr IAA-Projekt flexibel und spontan auf den Zuschauerinput reagieren können und überhaupt in der Lage sind, so schnell Ergebnisse zu liefern, liegt vor allem an der Arbeitsmethode Scrum, die eigentlich aus der Softwarewelt stammt. Mithilfe von Scrum können Unternehmen heute in immer schnelleren Zyklen Produkte entwickeln. 

Was ist Scrum?

Scrum ist erstmals auf der Object-Oriented Programming, Systems, Languages & Applications Konferenz (OOPSLA) 1995 durch Ken Schwaber und Jeff Sutherland vorgestellt worden und findet bereits seit den frühen 1990er-Jahren Anwendung, erläutern die Springer-Autoren Patrick Pötters und Bert Leyendecker im Kapitel Agiles Projektmanagement mit Scrum aus dem Buch Managemententscheidungen. Grundsätzlich stelle Scrum ein Rahmenwerk zur Erhaltung und Entwicklung komplexer Produkte dar und sei nicht als reine Projektmanagementmethode anzusehen. 

Ein Team soll befähigt werden, Produkte möglichst produktiv und kreativ mit höchstmöglichem Kundennutzen zu entwickeln", so die Springer-Autoren.

Denkmuster in der Autobranche sind noch starr

Konkret beschreibt Scrum einen agilen Prozess, bei dem das Team in kurzen Abständen (meist täglich) zusammen kommt, den Arbeitsfortschritt bespricht und sich austauscht. Auch die Kommunikation mit dem Kunden erfolgt schneller; neue Anforderungen und Kundenwünsche werden in kürzeren Abständen aufgenommen, in kleine Arbeitspakete – sogenannte Sprints – zusammengefasst, priorisiert und eingearbeitet. "Ein zentraler Charakter des Vorgehens ist die Auflösung von weit im Voraus festgelegten, deterministischen Vorgehensplänen", erklären Experten der RWTH Aachen im Artikel Prototypen im agilen Entwicklungsmanagement aus der ATZ 7/8/2016.

Allerdings wurde diese Methode im klassischen Automobilentwicklungsprozess bisher weniger beachtet, unter anderem auch, weil die Denk- und Prozessmuster dieser Branche aktuell noch eher starr sind. Dass es auch anders geht, zeigt neben Edag zum Beispiel auch Continental. Der Zulieferer nutzt agile Methoden für die Programmierung der Softwareanteile in Embedded-Lösungen für die Mensch-Maschine-Schnittstelle im Auto. Insbesondere sollen sie Flexibilität schaffen und schnell lauffähige Lösungen für eine iterative Entwicklung zur Verfügung stellen, erklären die Experten des Zulieferers im Artikel Agile Methoden in der Softwareentwicklung für HMI und Grafik aus der ATZelektronik 4/2015. Continental ist sich sicher: "Die agile Methodik leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Fahrzeug-HMI von heute und morgen."

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