Etwa 796.000 Arbeitnehmer werden 2017 im Bauhauptgewerbe Beschäftigung finden – 15.000 mehr als 2016. Dies teilte der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, anlässlich des am 1. Juni 2017 stattgefundenen "Tages der Deutschen Bauindustrie" mit. Und 2018 soll aufgrund eines weiteren Beschäftigungszuwachses um 10.000 Mitarbeiter sogar die 800.000-Marke überschritten werden. Zuletzt gelang dies 2003.
Doch trotz des prognostizierten Zuwachses: Es hapert an Nachwuchs. Die duale Ausbildung allein könne die steigende Nachfrage nach Fachkräften nicht decken, sagte Hübner. So erfolge der Beschäftigungsaufbau aktuell zu einem überwiegenden Teil über die Integration arbeitsloser Baufacharbeiter sowie über die zunehmende Beschäftigung von Personen aus dem europäischen Ausland: 109.000 Personen kommen aus dem Ausland, ihr Anteil an den gesamten Beschäftigten liegt bei 14 Prozent.
Folgen des Arbeitskräftemangels
Trotz dieser Maßnahmen, zu der auch die verstärkte Integration und Ausbildung von Geflüchteten gehören wird, würden 74 Prozent der Bauunternehmer eine Beeinträchtigung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung aufgrund des Arbeitskräftemangels befürchten, erklärte der HDB-Präsident.
Mit Blick auf die Ingenieure kommt auch der aktuelle Ingenieurmonitor, den das Institut der deutschen Wirtschaft vierteljährlich im Auftrag des VDI erstellt, zu dem Ergebnis, dass der Baubereich Spitzenreiter bei der Zahl der offenen Stellen ist. Über 28.200 und damit 38 Prozent der gesamten Arbeitskräftenachfrage entfielen auf diesen Bereich.
Es braucht eine Offensive zur Produktivitätssteigerung
Zudem würden die aktuellen Zahlen zu den Auftragseingängen im Bauhauptgewerbe vermuten lassen, dass die Nachfrage insbesondere nach Bauingenieuren so schnell nicht abebben wird. Der Baubereich sei unter allen Ingenieurberufen der einzige Bereich gewesen, in dem das Stellenangebot gegenüber dem Vorjahresquartal sogar in allen Regionen einen Zuwachs verbuchte.
Hübner gab im Rahmen seines Verbandtages zu bedenken, dass die Intensivierung der Fachkräftequalifizierung und -suche nicht ausreichen werde, dieser Entwicklung entgegenzutreten. Die Branche müsse deshalb verstärkt auch auf eine Offensive zur Produktivitätssteigerung setzen: beispielsweise durch die Digitalisierung aller Planungs- und Bauprozesse.
Und Alexandra Liesert fordert im Kapitel "Einleitung und Hintergrund" des Springer-Fachbuchs "Prozessorientierte Qualifikation von Führungskräften im Baubetrieb": "Im Hinblick auf den Fachkräftemangel sowie die spezifischen Anforderungen von Bauunternehmen an ihre Nachwuchskräfte sollte die hochschulische Ausbildung nicht länger losgelöst von der Praxis erfolgen, vielmehr ist es notwendig, Hochschule und Praxis stärker zu verzahnen und (Ausbildungs-)Konzepte zu entwickeln, die sich mit den Bedürfnissen der Bauunternehmen decken."