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2015 | Book

Konflikte vermitteln?

Lehren und Lernen in der Friedens- und Konfliktforschung

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About this book

Die Lehre der Friedens- und Konfliktforschung boomt! Wie Schnellrestaurants entstehen an vielen Universitätsstandorten Masterstudiengänge mit diesem Schwerpunkt. Ganz im Trend der Zeit suggeriert sie dabei zweierlei, einen spezifischen Problemfokus und auch eine gewisse Anwendungsorientierung. Das zehnjährige Jubiläum des Masterstudiengangs Friedens- und Konfliktforschung in Marburg scheint uns ein guter Anlass zu sein, Chancen und Probleme des Lehrens und Lernens in der Friedens- und Konfliktforschung in den Blick zu nehmen. In den Beiträgen des Bandes werden u.a. folgende Fragestellungen bearbeitet: Welche exemplarischen Erfahrungen liegen vor im Bereich der Curriculumsentwicklung und -umsetzung? Wie werden Aspekte der Konfliktanalyse und -bearbeitung vermittelt? Welche Rolle spielen Facetten allgemeiner Hochschulentwicklung für die Ausgestaltung und Durchführung der Programme? Wie verhält es sich mit der Friedens- und Konfliktforschung in Regionen, die von dominanten Diskursen zur Peripherie marginalisiert worden sind? Welche Rolle spielt die Friedenserziehung?.

Table of Contents

Frontmatter
2. Einleitung: Konflikte vermitteln?
Lehren und Lernen in der Friedens- und Konfliktforschung
Zusammenfassung
Das Studium und die Lehre der Friedens- und Konfliktforschung florieren. Wie Schnellrestaurants sind in den vergangenen Jahren an vielen deutschen Hochschulen Masterstudiengänge mit diesem Schwerpunkt entstanden. Der Bologna-Prozess kommt hierzulande also auch der Friedens- und Konfliktforschung zugute. War das Fach zuvor noch in den klassischen Disziplinen Politikwissenschaft, Soziologie oder Psychologie verborgen und wurde allenfalls als Nebenfach angeboten, so findet es sich heute inmitten weiterer spezialisierter Masterstudiengänge. Ähnlich wie diese schmückt es sich mit einem spezifischen Problemfokus und einer gewissen Anwendungsorientierung.
Mathias Bös, Lars Schmitt, Kerstin Zimmer
3. Blick zurück nach vorne
Perspektiven der Friedens- und Konfliktlehre
Zusammenfassung
Die Lehre der Friedens- und Konfliktforschung boomt! An vielen Universitätsstandorten sind Masterstudiengänge mit diesem Schwerpunkt entstanden. Wie manch anderes kleinere Fachgebiet ist die Friedens- und Konfliktforschung damit auch Profiteur des Bologna-Prozesses. War das Thema in der „Vor-Bolognazeit“ noch in Fächern wie Politikwissenschaft, Soziologie oder Psychologie „versteckt“ und bestenfalls als Nebenfach zu haben, so gedeiht es jetzt im weiten Feld spezialisierter Masterstudiengänge. Ganz im Trend der Zeit suggeriert sie dabei zweierlei, einen spezifischen Problemfokus sowie eine gewisse Anwendungsorientierung (Sielschott 2010).
Mathias Bös, Ralf Zoll
3. Friedenswissenschaftliche Masterstudiengänge
Nachholende Entwicklung als Erfolgsmodell?
Zusammenfassung
Seit rund zehn Jahren können Studierende auch in Deutschland ein Masterstudium im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung aufnehmen und so einen Abschluss in dem interdisziplinären Fach erwerben. Viele Studierende nutzen diese Gelegenheit: So haben zum Wintersemester 2013/14 ca. 225 Studierende ein entsprechendes Masterstudium begonnen. Friedensforschung studieren scheint also en vogue zu sein, und daher gibt es bis auf die FernUniversität Hagen auch keine Hochschule, die einen der kürzlich etablierten Studiengänge einstellen will. Im Gegenteil: Es werden sogar noch neue Studiengänge eingeführt, die wahlweise die Friedens- und Konfliktforschung selbst zum Gegenstand haben, wie etwa der zum Wintersemester 2012/13 eingerichtete gemeinsame Masterstudiengang „Peace and Conflict Studies“ der Universitäten Kent und Marburg, der einen doppelten Abschluss vorsieht.
Tanja Brühl
5. Rollen- und Planspiele in der Lehre
Komplexität verstehen, strategisch handeln
Zusammenfassung
Rollen- und Planspiele zählen schon lange nicht mehr zu den randständigen Instrumenten universitärer Lehre. Dennoch äußern viele Lehrende und Studierende Vorbehalte gegen diese didaktischen Mittel. Unser Beitrag richtet sich gegen diese Skepsis, indem er Varianten und Einsatzmöglichkeiten von Rollen- und Planspielen aufrollt sowie deren Ziele, Stärken und Grenzen erörtert. Zu diesem Zweck greifen wir auf unsere Erfahrungen als Teilnehmende oder Leiter/in solcher Spiele zurück.
Thorsten Gromes, Sina Kowalewski
6. Vermitteln vermitteln
Mediation, Macht und Sozioanalyse in der Friedens- und Konfliktforschungslehre
Zusammenfassung
Mediation ist ein bekanntes Verfahren der Konfliktbearbeitung. Es soll dabei eine Lösung oder ein Umgangsmodus mit einem Konflikt gefunden werden, mit der beziehungsweise mit dem alle Parteien gut leben können. Doch ist dieses Verfahren in der Lage, Machtasymmetrien zu sehen und aufzugreifen, oder tendiert es gegebenenfalls dazu, durch eine Befriedung auf der oberflächlichen Ebene Machtverhältnisse zu verschleiern und damit effektiv zu reproduzieren?
Lars Schmitt
7. Brücken bauen durch Service Learning
zum Verhältnis von Theorie und Praxis in universitären Lehrveranstaltungen
Zusammenfassung
Häufig empfinden Studierende sozialwissenschaftlicher Studiengänge eine Diskrepanz zwischen theoretischen Konzepten, die sie sich in Lehrveranstaltungen und Selbststudium aneignen sollen, und der gesellschaftlichen und beruflichen Praxis. Auch die Relevanz und Nützlichkeit von Theorien und abstraktem Wissen für die Praxis bleiben ihnen vielfach unklar. Gelegentlich führt diese wahrgenommene mangelnde „Bodenhaftung“ universitärer Lehrinhalte zu Unmut und Vermeidungsstrategien wie der Wahl vermeintlich theorieloser Lehrveranstaltungen. Lehrende stehen so vor der Herausforderung, dieser empfundenen Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis Rechnung zu tragen, ohne den Anspruch wissenschaftlicher Bildung aufzugeben.
Kerstin Zimmer
8. Vom Seminarraum ins Feld und zurück
Potenziale und Herausforderungen von Feldforschung im Studium
Zusammenfassung
Frieden und Konflikt sind soziale Phänomene, die sich nur schwerlich von der Warte des eigenen Schreibtischs aus erschließen lassen. Um es mit Carolyn Nordstrom (1997) auszudrücken: „the doctrines of the politico-military elite, the exposés of journalists, and the critical theories of scholars are wor(l)ds apart from the experience of those living and dying at the centers of war“ (Nordstrom 1997: 8). Um Krieg und Gewalt zu erklären, aber vor allem auch zu verstehen, ist es daher von Bedeutung, sich selbst ein Bild zu machen. Im Rahmen eines Studiums der Friedens- und Konfliktforschung kann dies durch Feldforschung erfolgen.
Susanne Buckley-Zistel, David Loew, Levent Ensan, Irene Erben
9. Lehren und Lernen in der Friedens- und Konfliktforschung aus studentischer Perspektive
Zusammenfassung
Lehren und Lernen in der Friedens- und Konfliktforschung ist ein sehr exotisches Thema, da es im Gegensatz zu anderen akademischen Fächern zunächst einmal eine potenzielle didaktische Herausforderung darstellt und bislang dazu wenig Evaluationsforschung betrieben wird.
Manuel Mecklenburg
10. Die Einführung friedenswissenschaftlicher Studiengänge in Deutschland
Ursachen, Erscheinungsformen, Konsequenzen
Zusammenfassung
Es habe sich geradezu „Revolutionäres“ ereignet, so Peter Imbusch und Ralf Zoll (2005) in ihrem Vorwort zum Einführungsband Friedens- und Konfliktforschung (FuK). Zu diesem Zeitpunkt hatten Studierende seit kurzem an mehreren Universitäten – in Hagen, Hamburg, Magdeburg, Marburg und Tübingen – die Möglichkeit, FuK als eigenständigen Studiengang zu studieren, in dem forschungsbezogene Kenntnisse vermittelt und kritisch hinterfragt werden (Brühl 2004: 3). Weitere friedenswissenschaftliche Lehrstandorte – Augsburg, Berlin/Potsdam, Duisburg/ Essen, Frankfurt/Darmstadt, Konstanz und Osnabrück – kamen in letzter Zeit hinzu.
Stephan Sielschott
11. Peace Studies and Conflict Analysis and Resolution (CAR) Programs
An American Example Against a Global Backdrop
Dennis J.D. Sandole
12. „Agents for Peace?“ Potenziale und Hindernisse für sozialen Wandel durch Friedenslehre
Das Peace and Conflict Studies Masterprogramm der Makerere Universität in Kampala, Uganda
Zusammenfassung
„Was heißt und zu welchem Ende studieren wir Friedenswissenschaft?“ Diese Frage stellte sich Thomas Dominikowski in einem Beitrag zur Friedenslehre an akademischen Institutionen (Dominikowski 1991b: 291). Seiner Definition von Friedenslehre zufolge geht es nicht nur um die Vermittlung von Inhalten, sondern auch um die Qualifizierung zum Friedenshandeln mit dem Ziel, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern (Dominikowski 1991b: 291).
Lydia Marion Koblofsky
13. Der Zivile Friedensdienst im Kontext von „Transitional Justice“
Fachkräfte zwischen Theorie und Praxis
Zusammenfassung
Der Zivile Friedensdienst (ZFD) befindet sich im 16. Lebensjahr. Neun Trägerorganisationen greifen seit seiner Gründung jährlich auf die Mittel einer eigens hierfür geschaffenen Budgetline des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zu. Sie entsenden auf Grundlage des Entwicklungshelfergesetzes professionelles Personal der zivilen Konfliktbearbeitung in Krisen- und Konfliktländer des Südens. Das Ziel der ZFD-Fachkräfte und ihrer Partner vor Ort ist es, ausgewählte Akteure systematisch darin zu unterstützen, ihre Konflikte gewaltfrei auszutragen sowie gesellschaftliche Veränderungen und nachhaltige Entwicklungen auf Grundlage der Menschenrechte zu gestalten.
Heike Burba, Romy Stanzel
14. Ist die Friedens- und Konfliktforschung auf dem Weg zur Disziplin?
Ein wissenschaftssoziologischer Blick auf die Bedeutung von Studiengängen für die Ausdifferenzierung von Disziplinen
Zusammenfassung
Friedens- und Konfliktforscherinnen und -forscher haben immer wieder darüber nachgedacht, ob sie sich als Mitglieder einer besonderen Wissenschaft sgemeinschaft, einer scientific community, verstehen, oder ob sie sich eher als Angehörige eines interdisziplinären Forschungszusammenhanges begreifen. Zwei Positionen lassen sich hier exemplarisch gegenüberstellen: Zum einen wird Friedens- und Konfliktforschung als ein Forschungskontext beschrieben, an dem mehrere Disziplinen beteiligt sind – von der Politikwissenschaft über die Soziologie bis hin zum Völkerrecht und den Naturwissenschaften. In diesem Zusammenhang wird häufig darauf hingewiesen, dass es gerade zur Besonderheit der Friedens- und Konfliktforschung gehöre, über keine eindeutige und klare Abgrenzung zu traditionellen Disziplinen zu verfügen.
Sirin Bernshausen, Thorsten Bonacker
15. Can inter-ethnic contact in the workplace constitute real peace education?
Outlining a research agenda
Gavriel Salomon
16. Indigene Methodologie als Stachel für die Friedens- und Konfliktforschung
Über Rechenschaftspflicht und das Erlernen dekolonialisierender Praxis
Zusammenfassung
Postkoloniale Theorie ist weit mehr als eine interessante, ungewöhnliche Ergänzung und Bereicherung für die Friedens- und Konfliktforschung (FuK). Sie kann nicht einfach hinzugefügt werden. Eher stellt postkoloniales Denken, das die Dekolonialisierung der Wissenschaften miteinbezieht, eine Provokation und Herausforderung dar. Ich nehme hier diese eher konfrontative Haltung ein, die nach grundlegenden Veränderungen sucht. Damit knüpfe ich an die von Bettina Engels (in diesem Band) formulierten Befürchtungen an, Postkolonialismus zu reduzieren und verharmlosen.
Mechthild Exo
17. Zwischen Mainstream und Kritik
Postkoloniale Perspektiven in der Friedens- und Konfliktforschung
Zusammenfassung
Postkoloniale Theorie hat in den Sozialwissenschaften einige Prominenz erlangt. Davon zeugen in jüngerer Zeit erschienene Sammelbände etwa zu „postkolonialer Soziologie“ (Reuter/Villa 2010b; auch Rodríguez et al. 2010), Geschichts- und Kulturwissenschaften (Conrad/Randeria 2002), Schwerpunktausgaben unterschiedlicher Fachzeitschriften und neu geschaffene, teilweise sogar institutionell verankerte Forschungsschwerpunkte.
Bettina Engels
Backmatter
Metadata
Title
Konflikte vermitteln?
Editors
Mathias Bös
Lars Schmitt
Kerstin Zimmer
Copyright Year
2015
Electronic ISBN
978-3-658-07798-3
Print ISBN
978-3-658-07797-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-07798-3