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24-11-2015 | Management + Führung | Schwerpunkt | Article

Ist Blaumachen out?

Author: Andrea Amerland

2:30 min reading time

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Wenn in Unternehmen das Misstrauen regiert, geraten Mitarbeiter schnell in Verdacht, blau zu machen. Doch dieses Misstrauen ist unbegründet, zeigt eine Studie. Das eigentliche Problem heißt Präsentismus.

Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Dieser Dreiklang aus der Medikamentenwerbung begleitet Menschen auf der Arbeit öfter als ihnen lieb sein kann. Denn Umfragen deuten darauf hin, dass es mehr Menschen gibt, die krank ins Büro gehen als solche, die sich ohne Grund krank melden. Wie das Institut YouGov ermittelt hat, gaben 18 Prozent der Arbeitnehmer schon einmal vor, erkrankt zu sein, um nicht zur Arbeit gehen zu müssen. 21 Prozent räumen ein, eine Erkrankung schlimmer dargestellt zu haben, als sie wirklich war. Elf Prozent der Befragten erfanden andere Entschuldigungen. Aber 58 Prozent der Arbeitnehmer machen nichts dergleichen.

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Für Arbeitgeber sollte das eigentlich eine erfreuliche Bilanz sein. Inzwischen grassiert allerdings eine ganz andere Krankheit in deutschen Büros. Sie trägt den schönen Namen Präsentismus. Von dieser Krankheit sind nämlich alle diejenigen betroffen, die sich mit laufender Nase, üblem Husten oder Magen-Darm-Problemen zur Arbeit schleppen.

Dem DAK-Gesundheitsreport 2014 (PDF) zufolge gehen fast zwei Drittel der Arbeitnehmer im Alter zwischen 25 und 40 Jahren auch mit angeschlagener Gesundheit zur Arbeit. Am häufigsten verhält sich die so genannte Rushhour-Generation der 30 – bis 40-Jährigen so. 36 Prozent dieser Bevölkerungsschicht gaben bei der Befragung an, drei bis zehn Tage im Jahr auch krank ihren Arbeitsplatz aufzusuchen. Bei Beschäftigten mit drei oder mehr Kindern gaben sogar 60 Prozent an, drei bis 20 Tage krank gearbeitet zu haben.

Präsentismus und Betriebliches Gesundheitsmanagement

Das Thema rückt immer mehr in den Fokus der Arbeitspsychologen, da die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, einer der Haupttreiber für dieses ungesunde Verhalten ist. Unternehmen nützt der Präsentismus nichts. Denn die Arbeitsleistung erkrankter Mitarbeiter tendiert gegen Null und die Ansteckungsgefahr schadet im schlimmsten Fall. Es kann sogar vielmehr zu präsentismusbedingten Kosten kommen, heißt es Buchkapitel "Das Individuum in einem auszehrenden Arbeitsumfeld" auf Seite 18. "Diese werden durch Beeinträchtigungen des Arbeitsumfangs und der Qualität verursacht. Kranke Mitarbeiter können weniger leistungsfähig sein, schneller Fehler machen oder ihre Kollegen anstecken. Manche Autoren veranschlagen die mit Präsentismus verbundenen Kosten sogar höher als Kosten, die durch Fehlzeiten entstehen", schreibt Kerstin Würstner.

Die Springer-Autorin kommt durch Auswertung unterschiedlicher Studien zu dem Ergebnis, das Mitarbeiter weitaus öfter in die Arbeit gehen, obwohl sie krank sind, als dass sie gesund zu Hause bleiben. Präsentismus ist am häufigsten unter Erwerbstätigen mit niedriger Bildung verbreitet, die sich sorgen, arbeitslos zu werden und zugleich ein hohes Maß an Gewissenhaftigkeit aufweisen. Aber auch soziale Faktoren, wie das Pflichtgefühl, Kollegen nicht im Stich lassen zu wollen, spielen eine Rolle. Egal, was Mitarbeiter letztendlich antreibt, angeschlagen zur Arbeit zu gehen, ist die langfristige Konsequenz immer die gleiche: Menschen zehren aus. Und deswegen ist es eine der größten Herausforderungen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement, Präsentismus-Kandidaten im Unternehmen zu identifzieren.

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