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2020 | OriginalPaper | Chapter

14. Ökonomische Analyse von Vertragsbruch, Unmöglichkeit und Verzug

Authors : Hans-Bernd Schäfer, Claus Ott

Published in: Lehrbuch der ökonomischen Analyse des Zivilrechts

Publisher: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Im folgenden Abschnitt werden Probleme untersucht, die sich aus Vertragsstörungen ergeben. Diese Störungen können darin bestehen, dass dem Schuldner die ihm obliegende Leistung nachträglich unmöglich wird, oder dass er die Leistung nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt erbringt. Besonders untersucht werden jene Fälle, in denen der Schuldner die Leistung verweigert und damit den Vertrag bricht.

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Footnotes
1
Zur Literatur über den „Efficient Breach of Contract“ vgl. insbes. Craswell R (1988) Efficiency, Renegotiation and the Theory of Efficient Breach. Southern California Law Review 61:633 ff., derselbe (1998) Contracts.In: Newman P (Hrsg) The New Palgrave Dictionary of Economics and the Law. Bd. 1, S. 436–444. Grundlegend sind Kronman A, Posner R (1979) The Economics of Contract Law. Shavell S (1984) The Design of Contracts and Remedies for Breach In: Quarterly Journal of Economics 99:121 ff. und Rogerson W (1984) Efficient Reliance and Damage Measures for Breach of Contract. The Rand Journal of Economics 15:39 ff. Im deutschen Sprachbereich vgl. insbes. Koller, Die Risikozurechnung bei Vertragsstörungen in Austauschverträgen. , 1979. Köndgen J, v. Randow P (1989) Sanktionen bei der Vertragsverletzung [Sanctions for Breach of Contract]. In: Schäfer HB, Ott C (Hrsg) Allokationseffizienz in der Rechtsordnung. S. 122 ff.
 
2
Gleichwohl neigen wir dazu, die Fälle nicht als gleich anzusehen, d. h. jenen Fall anders einzuschätzen, bei dem sich die Geldkosten der Vertragserfüllung stark erhöht haben als jenen, bei dem die Vertragserfüllung nur möglich ist, wenn man auf ein besonders lukratives Geschäft verzichtet. Diese Differenzierung impliziert eine Abweichung vom Rationalverhalten. Vgl. dazu oben 4. Kap. (Opportunitätskostenanomalie, Verlustaversion).
 
3
Vgl. Cooter R (1985) Unity in Tort, Contract and Property, The Model of Precaution. California Law Review 73:11–16. Bebchuk LA, Shavell S (1999) Reconsidering Contractual Liability and the Incentive to Reveal Information. Stanford Law Review 51:1615–1627. Bechthold, Die Grenzen zwingenden Vertragsrechts, ein rechtsökonomischer Beitrag zu einer Rechtsetzungslehre des Privatrechts, Tübingen 2010.
 
4
Es sei pv der Verkaufspreis des Verkäufers, pk sei der Wiederverkaufspreis des Käufers. C seien die Gesamtkosten der Vertragserfüllung für den Verkäufer, die sich erst nach Vertragsschluss in voller Höhe herausgestellt haben. Dann ist die Bedingung dafür, dass die Vertragserfüllung trotz der Kostensteigerung effizient bleibt, durch die folgende Ungleichung gegeben: C – pv < pk – pv bzw. C < pk. Die Vertrauensaufwendungen müssen hier außer Betracht bleiben, da sie versunkene Kosten darstellen und für zukunftsgerichtete Entscheidungen somit unerheblich sind.
 
5
Wir danken Johannes Köndgen für wertvolle Hinweise zu diesem Abschnitt.
 
6
Bei der folgenden Analyse wird eine bestimmte Zeitstruktur unterstellt. Zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses kennen Gläubiger und Schuldner nur das abstrakte Risiko einer erheblichen Verteuerung der Vertragserfüllungskosten. Dann wird der Vertrag geschlossen. Dann werden weiterhin nur in Kenntnis des abstrakten Risikos vom Gläubiger die Vertrauensinvestitionen durchgeführt. Danach verwirklicht sich das Risiko, woraufhin der Schuldner entscheidet, ob er den Vertrag trotz der nunmehr geänderten Umstände rechtzeitig erfüllt oder nicht.
 
7
Vgl. insbes. Rogerson WP (1984) Efficient Reliance and Damage Measures for Breach of Contract Rand Journal of Economics 15:15 ff., insbes. S. 47.
 
8
Vgl. 7. Kap. zum Mitverschulden.
 
9
In diesem Beispiel wird eine andere als die oben beschriebene Zeitfolge zugrunde gelegt. Hier werden nämlich anders als sonst angenommen die Vertrauensinvestitionen zu einem Zeitpunkt getätigt, zu dem gegenüber dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses dem Gläubiger neue Informationen vorliegen.
 
10
Schadensersatz wegen Nichterfüllung kann der Gläubiger grundsätzlich auch bezüglich der für den Vertrag gemachten und durch dessen Nichterfüllung nutzlos gewordenen Aufwendungen verlangen, da vermutet wird, dass er diese bei Vertragserfüllung wieder eingebracht hätte. Diese Rentabilitätsvermutung gilt aber nicht für weitere Investitionen; BGHZ 114, 193, 196; NJW 1991, 2708.
 
11
Palandt-Grüneberg, BGB § 276, Rn. 30 ff.; MünchKommBGB-Grundmann, § 276, Rn. 177 ff.
 
12
Näher zur Abgrenzung von Äquivalenzstörungen MünchKommBGB-Roth, § 313, Rn. 194 ff. Sog. wirtschaftliche Unmöglichkeit, die richtigerweise nach den Grundsätzen über den Wegfall der Geschäftsgrundlage zu behandeln ist; Palandt-Grüneberg, § 275, Rn. 21, 29.
 
13
MünchKommBGB-Ernst, 8. Aufl. 2019, § 275, Rn. 87–91.
 
14
Tan, ES (2002) An empty shell, rethinking the usury laws in medieval Europe. Journal of Legal History 23(3):177–196, S. 180 f.
 
15
Shavell S (1984) The Design of Contracts and Remedies for Breach. a. a. O. Rogerson WP (1984) Efficient Reliance and Damage measures for Breach of Contract. a. a. O., S. 47 ff.
 
16
Vgl. Friedman D (1989) The Efficient Breach Fallacy. Journal of Legal Studies 18:1 ff. Schmidtchen D (1991) Jenseits von Maximierung, Gleichgewicht und Effizienz: Neuland für die ökonomische Analyse des Rechts? In: Schäfer HB, Ott C (Hrsg) Ökonomische Probleme des Zivilrechts. S. 316 ff. De Alessi L, Staaf R Property Rights and Choice. In: Mercuro N (Hrsg) Law and Economics. S. 175 ff. Dies. (1989) Subjective Value in Contract Law. In: Journal of Instituional and Theoretical Economics 145:561 ff.
 
17
Selbst dies gilt nur bei einer für alle Individuen stetigen Grenznutzenfunktion. Vgl. auch oben 8. Kap., 6.1.
 
18
Vgl. Schmidtchen D (1991) Jenseits von Gleichgewicht und Maximierung. a. a. O., S. 316 ff.
 
19
230 NY 239 (1921), 13.
 
20
In den Worten von Coase: „The main reason why it is profitable to establish a firm would seem to be that there is a cost of using the price mechanism“, Coase R (1937) The Nature of the Firm. Economica N.S. 4:386 ff., insbes. S. 387.
 
21
Arlen J, Tontrup S (2015) Does the Endowment Effect Justify Legal Intervention? The Debiasing Effect of Institutions. The Journal of Legal Studies 44(1): 143–182; Korobkin R (2014) Wrestling with the Endowment Effect, Or How to do Law and Economics without the Coase Theorem. In: Zamir E, Teichman R (Hrsg) The Oxford handbook of behavioral economics and the law.
 
22
Markovits D, Schwartz A (2017 (In)efficient Breach of Contract. In: Praisi F (Hrsg) The Oxford handbook of law and Economics. Oxford University Press.
 
23
Lando H, Rose C (2003) The Myth of Specific Performance in Civil law Countries. Lefic Working Paper No. 2003-14.
 
24
Zur Literatur vgl. Ayres I, Gertner R (1989) Filling Gaps in Incomplete Contracts: An Economic Theory of Default Rules. The Yale Law Journal 89:87 ff., insbes. S. 101 ff. Bishop W (1983) The Contract-Tort Boundary and the Economics of Insurance. Journal of Legal Studies 12:241 ff. Goldberg V (1984) An Economic Analysis of the Lost-Volume Retail Seller. Southern California Law Review 57:283 ff.
 
25
Dieses Beispiel wird verwendet von Posner R (2011) Economic Analysis of Law. 8. Aufl., S. 159.
 
26
Markovits D, Schwartz A (2011) The Myth of Efficient Breach. New Defenses of the Expectation Interest. Virginia Law Review 97(8):1939–2008. Für eine konzise Analyse dieses Problems siehe Hofmann O (2019) Breach of Contract, An Economic Analysis of the Efficient Breach Scenario. Manuskript, Kapitel 6.
 
27
Diese Regel ist daher wie andere abdingbare vertragsrechtliche Normen dann effizient, wenn sie im Interesse der großen Mehrheit der Vertragsparteien ist. Hätte nämlich die große Mehrheit der Vertragspartner einen hohen Schaden und nur eine geringe Minderheit einen geringen Schaden, so wäre die Hadley-versus-Baxendale-Regel ineffizient. Die teilweise in der Literatur vertretene Auffassung, wonach vertragsrechtliche Normen, die Informationen erzwingen sollen, nicht im Interesse der Mehrheit sind, muss daher zurückgewiesen werden. Vergl. dazu Unberath/Cziupka, AcP 209 (2009), 37 (69 ff.) und Posner E (2006) There are no Penalty Default Rules in Contract Law. FLa.St. U.L.Rev. 33:563, 574 f.
 
28
Einen noch weitergehenden Vorschlag macht Goldberg V (1984) An Economic Analysis of the Lost-Volume Retail Seller. a. a. O. Danach soll im Vertragsrecht grundsätzlich kein Ersatz für den entgangenen Gewinn gezahlt werden, wenn dies nicht ausdrücklich Vertragsgegenstand geworden ist.
 
29
9 Ex. 341, 156 Eng. Rep. 145 (1854).
 
30
Art 74 CISG: „Damages for breach of contract by one party consist of a sum equal to the loss,
including loss of profit, suffered by the other party as a consequence of the breach. Such damages may not exceed the loss which the party in breach foresaw or ought to have foreseen at the time of the conclusion of the contract, in the light of the facts and matters of which he then knew or ought to have known, as a possible consequence of the breach of contract.“ Siehe dazu auch Faust, Die Vorhersehbarkeit des Schadens gemäß Art. 74 Satz 2 UN-Kaufrecht (CISG), Tübingen 1996.
 
31
Schäfer HB (1991) Ökonomische Analyse von Aufklärungspflichten. in: Schäfer HB, Ott C (Hrsg) Ökonomische Probleme des Zivilrechts. S. 117 f.; Ott C (1991) Vorvertragliche Aufklärungspflichten im Recht des Güter- und Leistungsaustausches. In: Schäfer HB, Ott C (Hrsg) Ökonomische Probleme des Zivilrechts. S. 142 ff.
 
32
Faust, a.a. O., S. 344 ff. Folgt man Faust, ist allerdings die praktische Wirkung von § 245 Abs. 2 BGB nur gering und führt nicht zu einer hinreichenden Separierung der Gläubiger entsprechend ihrem Schadenspotenzial. Unverständlich aus ökonomischer Sicht ist auch die von Faust zitierte BGH-Rechtsprechung, wonach eine Aufklärungspflicht des Gläubigers nur besteht, wenn die Aufklärung eine bessere Schadensabwehr bewirken kann. Bei starken ex post Kostenerhöhungen, die der Schuldner nicht beeinflussen kann, führt dies ex ante zur Quersubventionierung der Kunden mit hohem Risikopotenzial führen.
 
33
In der ökonomischen Analyse des Rechts ist die Funktion der Informationsgenerierung durch jene Gruppe von Geschädigten, die voraussichtlich die geringsten Kosten der Informationsübertragung hat, zuerst vorgestellt worden durch Bebchuk LA, Shavell S(1991) Information and the Scope of Liability for Breach of Contract: The Rule of Hadley v. Baxendale. ILEO 7:284–312.
 
Metadata
Title
Ökonomische Analyse von Vertragsbruch, Unmöglichkeit und Verzug
Authors
Hans-Bernd Schäfer
Claus Ott
Copyright Year
2020
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-46257-7_14