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10-04-2017 | Umweltbelastung | Interview | Article

"Der Großteil der Emissionen entfällt auf den Straßenverkehr"

Author: Günter Knackfuß

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Interviewee:
Dipl.-Ing. Fabian Bergk

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu-Institut).

Die für Deutschland bestimmten Klimaziele lassen sich nur mit einer konsequenten Umsetzung der Energiewende im Verkehrssektor erreichen. Seine Sicht dazu erläutert Fabian Bergk vom ifeu-Institut.

Springer Professional: Wie bewerten sie die gegenwärtige Situation im Verkehrssektor?

Fabian Bergk: Der Verkehr konnte seit 1990 seine Treibhausgasemissionen nicht senken. Der Großteil der Emissionen entfällt dabei mit 82 Prozent auf den Straßenverkehr. Effizienzgewinne sind hier durch den Anstieg der Verkehrsleistung kompensiert worden, zudem werden noch fast ausschließlich fossile Kraftstoffe genutzt. Im Personenverkehr zeichnen sich Trends zur Minderung der Emissionen ab: So steigt das Angebot an Elektroautos an, bei fallenden Preisen. Im Güterverkehr ist die Situation besonders herausfordernd: Hier wird weiterhin ein starker Anstieg der Verkehrsleistung erwartet; der Anteil der Bahn an der Transportleistung hat dabei zuletzt abgenommen. Die Techniken für den Einsatz erneuerbarer Energien im Straßengüterverkehr – wie Elektromobilität und synthetische Kraftstoffe -  befinden sich noch in der Entwicklungs- oder Erprobungsphase. Der Straßengüterverkehr ist daher die zentrale Herausforderung zum Erreichen der Klimaziele. 

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2016 | OriginalPaper | Chapter

Verkehr

In diesem Kapitel werden Publikationen zur Energieeffizienz im Verkehrssektor aggregiert dargestellt. Ziel dieses Kapitels ist es, die sektorspezifische Entwicklung der Energieeffizienz aufzuzeigen, Effizienzpotenziale darzustellen und die aktuellen Energieszenarien übersichtlich zusammenzufassen. 

Welche Strategien für einen klimafreundlichen Verkehr bestimmen ihre Szenarien?

Wesentliche Strategien sind die Verlagerung auf klimafreundliche Verkehrsträger und die Steigerung der Energieeffizienz, also die Verkehrswende. Zentral ist auch die Elektrifizierung des Verkehrs und – wo dies nicht gelingt - der Einsatz von strombasierten Kraftstoffen, also die Energiewende. Strombasierte Kraftstoffe können dabei aus Strom mittels Elektrolyse hergestellter Wasserstoff oder daraus erstelltes synthetisches Methan oder Flüssigkraftstoff sein. Der Strom für Elektrofahrzeuge und strombasierte Kraftstoffe muss dabei auf lange Sicht aus erneuerbaren Quellen stammen.

Wie kann der Verkehr nahezu treibhausgasneutral werden?

Dazu müssen sowohl die Verkehrs- als auch die Energiewende konsequent vorangetrieben werden. Ein wesentlicher Meilenstein wird dabei das 2030er Ziel des Klimaschutzplanes 2050 sein, für das die Verkehrsemissionen um 39 bis 41 Prozent gegenüber 2014 gemindert werden müssen. Die Energiewende im Verkehr wird langfristig große Mengen erneuerbaren Strom benötigen, sie stellt also auch den Stromsektor vor eine große Herausforderung.

Welche Lösungsansätze sollten laut Szenarien dringend verfolgt werden? 

Primär muss die Effizienz der Fahrzeuge verbessert werden: Dazu braucht es eine Weiterentwicklung der CO2-Flottenwerte und einen Markthochlauf von Elektrofahrzeugen. Zudem muss der Ausbau der Schieneninfrastruktur vorangetrieben werden, um die Grundlage für die Verlagerung auf die Schiene zu schaffen. Unmittelbar angegangen werden sollte der Abbau von umweltschädlichen Subventionen sowie die Einführung einer fahrleistungsabhängigen Maut für alle Straßenfahrzeuge, um Anreize für klimafreundliches Verhalten zu setzen.

Wo sehen sie bereits die Wirkung dieser Stellhebel in der Praxis?

Zu nennen ist hier der Ausbau von ÖV- und Fahrradinfrastruktur, der in einigen Vorreiterstädten bereits eine Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger bewirkt hat. Jedoch zeigen sich auch Schwierigkeiten in der Maßnahmenumsetzung: So sind z.B. bei den CO2-Flottenwerten die Emissionen nach Prüfzyklus deutlich gesunken, in der Praxis ist jedoch keine nennenswerte Emissionsminderung aufgetreten.

Inzwischen gibt es auch eine Metaanalyse für die Energiewende im Verkehr. Welche Punkte werden dort genannt?

In der Studie wird insbesondere auf die Dringlichkeit der Umsetzung hingewiesen. So sind viele der genannten Maßnahmen bereits kurzfristig anzustoßen, damit ihre Wirkung rechtzeitig einsetzt. Klar ist: Die Klimaziele im Verkehr werden nur erreicht, wenn zeitnah die entsprechenden Weichenstellungen vorgenommen werden.

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