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20-03-2024 | Venture Capital | Im Fokus | Article

Der grüne Wandel eröffnet Fintechs neues Kapital

Author: Angelika Breinich-Schilly

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Trotz einiger Ausnahmen sammelten Fintechs 2023 weltweit so wenig Geld von Investoren ein wie seit 2017 nicht mehr. Rückenwind gibt den Start-ups langfristig aber die ESG-Regulierung, prognostiziert ein aktueller Branchenreport.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben Start-ups aus der Finanzbranche weltweit nur 113,7 Milliarden Dollar an Kapital von Investoren in insgesamt 4.547 Deals erhalten. Das ist fast ein Drittel weniger als im Jahr 2022, als die Jungunternehmen insgesamt 164,1 Milliarden Dollar einsammeln konnten. Die Fintech-Investitionen sind damit auf das Niveau von 2017 gefallen. In Deutschland schrumpfte das Kapital für die Newcomer aus unterschiedlichen Finanzsektoren mit 1,11 Milliarden Dollar auf den niedrigsten Stand seit 2014 (0,99 Milliarden Dollar). 2023 wurden in der Bundesrepublik nur 113 Transaktionen abgeschlossen. 

Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Report Pulse of Fintech der Beratungsgesellschaft KPMG. Für diesen hatten die Analysten Informationen von Pitchbook, einem Anbieter von Kapitalmarkt- und Finanzdaten, aus dem Jahr 2023 ausgewertet.

Bereits die Förderbank KfW berichtete zu Jahresbeginn über die Zurückhaltung von Wagniskapitalgebern im Hinblick auf heimische Start-ups aller Branchen und Sektoren. "Neben der sukzessiven Anpassung des Marktes an das neue Zinsumfeld sorgten die schwache Konjunktur und mit dem Nahostkonflikt neuerliche politische Risiken für ein herausforderndes Umfeld", erläuterten die Ökonomen aus Frankfurt die Hintergründe der Entwicklung. 

Prop- und Insurtechs blicken auf gutes Jahr zurück

Unter den Fintechs haben die KPMG-Experten allerdings auch Ausreißer ermittelt, deren Finanzierungslage sich entgegen dem Trend positiv entwickelt hat: Unter anderem sogenannte Proptechs, also Start-ups im Immobiliensektor, haben mit weltweit 13,4 Milliarden Dollar mehr Kapital akquiriert als im Vorjahr (4,1 Milliarden Dollar). Auch für Insurtechs aus der Versicherungsbranche liefen die Finanzierungsrunden mit insgesamt 8,1 Milliarden Doller deutlich besser als 2022 (5,9 Milliarden Dollar). 

Am stärksten stiegen allerdings die Investitionen in grüne Fintechs, auch Greentechs genannt, die 2023 mit 2,1 Milliarden Dollar rund doppelt so viel Kapital einsammelten wie im Vorjahr (1,2 Milliarden Dollar). Auf Start-ups aus dem Payment-Bereich fiel mit 20,7 Milliarden Dollar zwar der größte Anteil aller globalen Investitionen. Im Jahresvergleich mussten diese Unternehmen allerding einen Rückgang von 57,9 Milliarden Dollar verschmerzen.

Krypto-Ökosystem richtet sich neu aus

In Deutschland traf es die Krypto-Branche im zweiten Halbjahr 2023 besonders hart. Während in den ersten sechs Monaten noch 131,4 Millionen Dollar in Jungunternehmen aus diesem Segment investiert wurden, waren es in der zweiten Jahreshälfte nur noch 10,7 Millionen Dollar. "Der Schwerpunkt der Investitionen fokussiert sich auf Finanzierungsrunden für Unternehmen in der Vorgründungsphase und auf Geschäftsinitiativen in der Frühphase, was auf eine strategische Neuausrichtung innerhalb des Krypto-Ökosystems im zweiten Halbjahr 2023 hindeutet", erläutert Bernd Oppold, Partner im Bereich Financial Services bei KPMG in Deutschland.

2024 wird nach Meinung von Anton Ruddenklau, Global Head of Fintech and Innovation Financial Services KPMG International, von einem Käufermarkt bestimmt. Der Experte rechnet im globalen Fintechsektor mit einem Ausverkauf, da sich Investoren angesichts der sich verändernden Rahmenbedingungen zunehmend aus der Finanzierung zurückziehen. Und auch der Einsatz Künstlicher Intelligenz erschüttere nun die einst selbst als Disruptoren gefürchteten Start-ups. 

ESG-Regulierung verleiht Greentechs Aufwind

Dagegen werde die Notwendigkeit, neue ökologischen, soziale und Governance-Vorgaben (ESG) sowie Accounting-Standards umzusetzen, "wie ein Rückenwird für die Fintech-Branche sein", glaubt Aymeric Salley, der als Director Financial Services für KPMG in Singapur tätig ist. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Gruppe der Start-ups mit ESG-Fokus im kommenden Jahr schneller wachsen wird als die gesamte Fintech-Branche." Der Experte geht davon aus, dass die voranschreitende Regulierung in diesem Bereich den Unternehmen "sehr wahrscheinlich sogar über die nächsten Jahrzehnte Auftrieb geben wird". 

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