Distributive Gerechtigkeit | Wahrgenommene distributive Gerechtigkeit spiegelt sich darin wider, dass Ergebnisse und Abläufe angesichts der eigenen Leistung als gerechtfertigt und angemessen betrachtet werden sowie die Verteilung von Ressourcen als gerecht erlebt wird. Die Kategorie umfasst daher Aussagen, in welchen der jeweilige durch die Kooperation entstandene Nutzen und die Sichtbarkeit von Ergebnissen hervorgehoben wird. Im Sinne der equity-Theorie wird darunter in gewisser Weise eine günstig ausfallende Kosten-Nutzen-Rechnung verstanden, d. h. die Kooperationsparteien unterstützen und ergänzen sich gegenseitig. Jeder leistet einen angemessenen Beitrag und arbeitet auf dasselbe Ziel hin. Die Beteiligten werden als zuverlässig erlebt. | „Die Vertrauensbasis war von Anfang an da und ist es auch immer noch, weil ich überzeugt bin, dass wenn [die Projektleitung] ein Projekt hat, bei dem sie uns als starken Partner sehen, sie uns anfragen und andersherum ist es genauso.“ (T03, Pos. 39) „Außerdem wird auch mir Vertrauen entgegengebracht, wenn wir uns einbringen können oder die Angebote bekommen.“ (T13, Pos. 27) | – |
Prozedurale Gerechtigkeit | Wahrgenommene prozedurale Gerechtigkeit spiegelt sich darin wider, dass Prozesse als fair, unvoreingenommen und konsistent erlebt werden. Ethische und moralische Standards werden eingehalten. Es kann Einfluss auf Prozesse und Entscheidungen ausgeübt werden und es bieten sich ausreichende Möglichkeiten zum Einbringen der eigenen Meinung sowie zu Widersprüchen. | „Verlässlichkeit. Zielorientiertheit. Umsetzung von Beschlüssen. Die Umsetzung und Verfolgung von Zielen.“ (T02, Pos. 32) „Dass man diese Zusammenarbeit einfach schätzt, sich regelmäßig austauscht, Ideen anbringt, diskutiert, Ideen verwirft aber es doch letztendlich schafft, gewisse umzusetzen.“ (T17, Pos. 56) | Abgrenzung zu informationaler Gerechtigkeit: Bei „klarer Verteilung der Zuständigkeiten“ handelt es sich um die Aufgabenverteilung innerhalb des Teams und nicht lediglich um das Wissen über konkrete Ansprechpersonen. |
Interpersonale Gerechtigkeit | Die Wahrnehmung interpersonaler Gerechtigkeit bezieht sich auf das Erleben der sozialen Interaktion mit den konkreten Kooperationspartner:innen als einen von persönlichen Beziehungen und Sympathien geprägten, respektvollen und höflichen Umgang miteinander, eingebettet in eine angemessene Gesprächskultur, welche von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist. | „Sich wahrgenommen und wertgeschätzt zu fühlen würde das Vertrauen steigern.“ (T11, Pos. 51) „Dass man sein gegenüber Ausreden lässt, zu Wort kommen lässt, dessen Meinung akzeptiert. Wenn man Gegenargumente hat, dass man die auch vernünftig darstellt.“ (T17, Pos. 44) | Abgrenzung zu informationaler Gerechtigkeit: Wird von einem Umgang miteinander auf Augenhöhe berichtet, sind damit Respekt und Wertschätzung gemeint. Die Aussagen beziehen sich nicht direkt auf einen adäquaten Kommunikationsstil oder eine an die Bedürfnisse der empfangenden Person angepasste Ausdrucksweise. Regelmäßige Treffen beziehen sich auf persönliche Themen und nicht auf arbeitsbezogene Inhalte. Offenheit und Ehrlichkeit beziehen sich auf eine allgemeine Charaktereigenschaft und nicht auf den Kommunikationsstil. |
Informationale Gerechtigkeit | Die Wahrnehmung informationaler Gerechtigkeit beschreibt Bedingungen, in welchen Abläufe, Prozesse, Entscheidungen und Ergebnisse umfassend erklärt und gerechtfertigt werden. Auskünfte werden offen und ehrlich sowie rechtzeitig gegeben. Die Weitergabe von Informationen ist auf die Bedürfnisse der empfangenden Partei zugeschnitten: Die Kommunikation findet auf Augenhöhe statt, es herrscht eine gute Erreichbarkeit und es sind konkrete Ansprechpersonen bekannt. | „Dass ich offen erfahre, was er machen kann und auch wenn er ein Problem hat. Dass jemand sagt ‚Oh, das kann ich jetzt aus dem und dem Grund nicht machen.‘, oder ‚Ich habe da ein Problem mit.‘, oder ‚Ich bin völlig anderer Meinung.‘ – das finde ich alles allemal besser, als wenn jemand rumdruckst und die Wahrheit nicht sagt.“ (T14, Pos. 49) „Oder auch über Ergebnisse informiert werden, wenn irgendwas in Erfahrung gebracht wurde. Einfach nur: ‚Hey da ist der Link, da könnt ihr mal nachlesen, ganz interessant für euch‘.“ (T15, Pos. 49) | Abgrenzung zu interpersonaler Gerechtigkeit: Die Kommunikation auf Augenhöhe bezieht sich nicht auf einen respektvollen Umgang miteinander, sondern auf einen adäquaten Kommunikationsstil oder eine an die Bedürfnisse der empfangenden Person angepasste Ausdrucksweise. Regelmäßige Treffen beziehen sich auf arbeitsbezogene und nicht auf persönliche Themen. Offenheit und Ehrlichkeit beziehen sich auf den Kommunikationsstil und nicht auf eine allgemeine Charaktereigenschaft. Abgrenzung zu prozeduraler Gerechtigkeit: Bei „klarer Verteilung der Zuständigkeiten“ handelt es sich lediglich um das Wissen über konkrete Ansprechpersonen und nicht um die Aufgabenverteilung innerhalb des Teams. |
Distributive Ungerechtigkeit | Wahrgenommene distributive Ungerechtigkeit spiegelt sich darin wider, dass Ergebnisse und Abläufe angesichts der eigenen Leistung als nicht gerechtfertigt und unangemessen betrachtet werden. Im Sinne der equity-Theorie wird darunter in gewisser Weise eine ungünstig ausfallende Kosten-Nutzen-Rechnung verstanden. Die Kategorie umfasst daher Aussagen, in welchen der mangelnde Nutzen durch die Kooperation erwähnt wird. Dieser kann sich etwa im Ausbleiben von Gegenleistungen, Unzuverlässigkeit oder im Abbruch der Kooperation widerspiegeln. | „Jedoch gab es natürlich Phasen, in denen die Zusammenarbeit zäh verläuft und ich das Gefühl habe, es ist nur eine Einbahnstraße. Als Unternehmen kann man sich das nicht unbedingt leisten und an diesem Punkt ist sicher auch die Frage zu stellen: Was bekomme ich aus so einem Projekt zurück?“ (T01, Pos. 42) „Für uns ist die bisherige Zusammenarbeit immer noch eine Einbahnstraße. Wir werden zwar auf Events eingeladen, um dafür zu werben und führen Gespräche darüber, was man machen könnte, aber aktuell kommt noch sehr wenig zurück.“ (T04, Pos. 83) | Abgrenzung zu informationaler Ungerechtigkeit: Es handelt sich um die Unzuverlässigkeit bei Absprachen im Sinne dessen, dass mündlich zugesagte Leistungen nicht eingehalten werden. Hingegen wird nicht die fehlende Offenheit bei Erklärungen von Bedingungen, Vorgängen oder Entscheidungen angesprochen. |
Prozedurale Ungerechtigkeit | Wahrgenommene prozedurale Ungerechtigkeit spiegelt sich darin wider, dass Prozesse als unfair, voreingenommen und inkonsistent erlebt werden. Ethische und moralische Standards werden nicht eingehalten. Der eigene Einfluss auf Prozesse und Entscheidungen ist mangelhaft vorhanden und es bieten sich wenige bis keine Möglichkeiten die eigene Meinung anzubringen oder zu Widersprüchen. | „An vielen Stellen wird man vergessen, nachdem man einen Beitrag geliefert hat, der auch verwertet wurde. Das ist frustrierend und müsste nicht sein.“ (T01, Pos. 42) „Indem man hinter unserem Rücken plant oder Projekte angeht, die wir auch machen, werden definitiv Konkurrenzstrukturen aufgebaut. Dann gäbe es keine Zusammenarbeit.“ (T03, Pos. 52) | Abgrenzung zu interpersonaler Ungerechtigkeit: Mangelnde Zusammenarbeit wird auf unfaires Verhalten des Kooperationspartners zurückgeführt (z. B. Voreingenommenheit, Ungleichbehandlung). Es handelt sich nicht um mangelnde Wertschätzung oder fehlendes Interesse. Abgrenzung zu informationaler Ungerechtigkeit: Es werden organisationsbezogene Strukturen, Arbeitsweisen und Prozesse kritisiert, welche zu einem eingeschränkten Informationsaustausch beitragen. Es werden nicht konkrete Situationen des mangelnden Informationsaustauschs angesprochen. |
Interpersonale Ungerechtigkeit | Die Wahrnehmung interpersonaler Ungerechtigkeit bezieht sich auf das Erleben der sozialen Interaktion mit den konkreten Kooperationspartner:innen als keinen respektvollen und höflichen Umgang miteinander aufgrund fehlender Umgangsformen und Unfreundlichkeit. Die Gesprächskultur wird als unangemessenen wahrgenommen und ist von fehlender gegenseitiger Wertschätzung geprägt. | „Es gab Situationen, in denen ich die [andere Seite] hochnäsig erlebt habe. Ganz nach dem Motto, [sie] hätte den Stein der Weisen und [wir] sollen zuhören, was [sie] zu sagen hat.“ (T11, Pos. 45) „Dass man den anderen eben nicht lächerlich macht oder bloßstellt. Es sollten eigentlich Selbstverständlichkeiten sein, wie man mit anderen Personen umgeht. Aber das ist heutzutage halt nicht mehr Standard.“ (T17, Pos. 44) | Abgrenzung zu prozeduraler Ungerechtigkeit: Die mangelnde Zusammenarbeit wird auf eine grundsätzlich fehlende Wertschätzung und mangelndes Interesse der Kooperationspartner:innen zurückgeführt. Die Zusammenarbeit ist hingegen nicht aufgrund von unfairem oder inkonsistentem Vorgehen eingeschränkt. |
Informationale Ungerechtigkeit | Die Wahrnehmung informationaler Ungerechtigkeit beschreibt Bedingungen, in welchen Abläufe, Prozesse, Entscheidungen und Ergebnisse unzureichend erklärt und gerechtfertigt werden. Auskünfte werden nicht offen und nicht ehrlich sowie zu einem unpassenden Zeitpunkt gegeben. Personen sind schlecht erreichbar oder es ergeben sich seltene Austauschmöglichkeiten. Die Weitergabe von Informationen ist nicht auf die Bedürfnisse der empfangenden Partei zugeschnitten. | „Die Zusammenarbeit wurde zwischenzeitlich sang- und klanglos eingestellt. […] Bei einer so lang angelegten Kooperation hätte ich mir eine persönliche Information erwartet, ob man jemand anderen für die Aufgabe gefunden hat. Stattdessen bin ich einfach nicht mehr angefragt worden.“ (T11, Pos. 11) „Das Vertrauen würde sich ein stückweit reduzieren, wenn man es nicht schaffen würde, sich regelmäßig auszutauschen, über Themen zu sprechen, zu Themen zu diskutieren oder gemeinsame Aktionen nicht mehr stattfinden lassen würde.“ (T17, Pos. 56) | Abgrenzung zu distributiver Ungerechtigkeit: Es handelt sich um die fehlende Offenheit bei Erklärungen von aktuellen Bedingungen, Vorgängen oder getroffenen Entscheidungen. Hingegen wird nicht die mangelnde Zuverlässigkeit von getroffenen Absprachen angesprochen. Abgrenzung zu prozeduraler Ungerechtigkeit: Es handelt sich um Aussagen zu konkreten Situationen, in welchen Informationen zurückgehalten oder Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Hingegen werden nicht strukturell bedingte unterschiedliche Arbeitsweisen und Abläufe angesprochen. |