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2014 | OriginalPaper | Chapter

6. Auf dem Weg zum Runden Tisch: Legitimationsverfall und politischer Sprachwandel

Author : Helmut Fehr

Published in: Eliten und zivile Gesellschaft

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre weiteten sich in den „real-sozialistischen“ Gesellschaften Legitimationsdefizite der Regime aus, unter die alle Anzeichen von Legitimationsverfall und Krisen der Machtausübung fielen. Ungleichzeitige Dimensionen wurden ersichtlich, die nicht nur in der Reformrhetorik der 1. Sekretäre (Jaruzelski, Jakeš) zum Ausdruck kamen. Neben Anzeichen für Regierbarkeitskrisen (Polen), gab es auch Versuche der Erneuerung der politischen und ökonomischen Steuerungsfähigkeit (Tschechoslowakei, DDR), die in Polen seit 1987 auch in der demokratischen Opposition als Anzeichen für „Liberalisierung“ beurteilt wurden. Ende der achtziger Jahre zeichneten sich in den Umbruchgesellschaften politische Konstellationen ab, die bis zu den Rund-Tisch-Verhandlungen einflussreich waren: Außer punktueller Repression gegenüber Oppositionellen gab es Überlegungen zur Krisenbewältigung und politischen Kompromissbildung. Neben spontanen politischen Protesten (Januar 1988 in Leipzig und Prag, im Mai/Juli 1988 in Polen) wurden auch Ansätze für einen Dialog zwischen Staatsmacht und demokratischer Opposition unternommen.

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Footnotes
1
Thesen von B. Geremek, R. Bugaj, A. Stelmachowski, L. Wałęsa u. a., in: Dwadzesia Jeden, Nr. 6, zima 87/88, Warszawa 1988, S. 10–38, 132–133.
 
2
Dazu: Interview von Jerzy Szczęsny mit B. Geremek in der regimenahen Zeitschrift Konfrontacje, Nr. 2, 1988, S. 6–7. Ferner Artikel über die Ziele des unabhängigen Klubs Politischer Ideen „Dziekania“ (ebenda, S. 9).
 
3
Dazu: Horizonty zmian – ankieta, in: Dwadziescia Jeden, Nr. 6, zima 87/88, Warszawa 1988, S. 19.
 
4
Siehe A. Stelmachowski, Tezy dotyczące reformy społeczno-politycznej, in: Dwadzesia Jeden, Nr. 6, zima 87/88, Warszawa 1988, S. 34–36.
 
5
So Andrzej Wielowieyski bei der Zusammenkunft des Bürgerkomitees vom 7. November 1987 (M. Strasz (red), Komitet Obywatelski przy Przedwodnizączym NSZZ „Solidarność“ Lechu Wałęsie-Stenogramy posiedzin 1987–1989,Warszawa 2006, S. 109.
 
6
Dazu: Jerzy Holzers offener Brief vom 31.12.1987, der in der Wochenzeitschrift „Polityka“ und in der Untergrundzeitschrift „Tygodnik Mazowsze“ veröffentlicht wurde (List otwarty Jerzego Holzera do Przedwodniczącego „Solidarności“ Lecha Wałęsy. in: Polityka vom 6.1.1988, Nr. 3, S. 4).
 
7
Dazu: Blaszkiewicz u. a. 1994:126–130; Tabako 1992; Janas 1999; Holzer/Leski 1990:142.
 
8
So übereinstimmend Wałęsa, Rakowski u. a. (A. Dudek/A. Friszke (red), Polska 1986–1989:koniec systemu, Warszawa 2002, tom 3: dokumenty.
 
9
Dazu: Sprawodzanie Andrzeja Stelmachowskiego dla Prymasa Polski kard. Józef Glempa z 24 października z rozmów prowadzonych z przedstawicielami władz w sprawie przygotowań do Okrągłego Stołu, in: A. Dudek/A. Friszke (red), Polska 1986–1989:koniec systemu, Warszawa 2002, tom 3:dokumenty, S. 174–176.
 
10
Die Debatte wurde im staatlichen polnischen Fernsehprogramm mehrmals ausgestrahlt (zum Beispiel: TV Historia am 30.11.2013, 20–20 Uhr 45). Im Folgenden zitiere ich Aussagen nach der Übersetzung in G. Dalos, Der Vorhang geht auf. Das Ende der Diktaturen in Osteuropa, München 2009, S. 42 f.
 
11
Wystąpienie gen. Czesława Kiszczaka na posiedzeniu Biura Politycznego KC PZPR w dniu 1 grudnia 1988r, in: K. Dubiński (red), Okrágły Stół, Warszawa 1999, S. 151.
 
12
Strasz 2006:176.
 
13
Bis zum Sommer 1989 unterzeichneten lediglich ungefähr 3000 Personen die Erklärung der Charta 77.
 
14
Dazu: Gorbatschow 1987; Gorbatschow 1988.
 
15
Interviews mit Akteuren aus Leipzig, Berlin und Potsdam werden die Bewegungserfahrungen aus der Phase des konziliaren Prozesses zwischen 1987 bis 1989 als strukturbildend für die Bürgerbewegungen und das Neue Forum bezeichnet (Fehr 1996).
 
16
Was ist das Neue Forum? Fragen an den Theologen Edgar Dusdal, Mitglied der Leipziger Sprechergruppe, in: Neues Forum Leipzig, Jetzt oder Nie – Demokratie! Leipziger Herbst ’89, München 1990, S. 228.
 
17
Tadeusz Mazowiecki hat seine Erfahrungen als Betrater der streikenden Arbeiter im Sommer 1988 unter dem Gesichtspunkt der Pflege einer eigenständigen politischen zusammengefasst (T. Mazowiecki, Diskussionsbeitrag für ein Treffen des „Jan-Strzelecki-Klubs“ am 25.9.1988 in der Warschauer Universität, Ms.).
 
18
„Wende“ wurde sogar in den ritualisierten Sprachgebrauch der kommunistischen Machteliten aufgenommen. Und zwar als Schlüsselwort, das in der Phase des Niedergangs für die SED eine neue Legitimation als Akteur liefern sollte, wie das folgende Zitat aus einer Rede von Erich Krenz als neu nominierten 1. Sekretär der SED dokumentiert: „Mit der 9. Tagung des ZK der SED hat sich unsere Partei an die Spitze der Bewegung für eine qualitative Wende in unserer Gesellschaft gestellt. Diese Wende – das will ich hier noch einmal bekräftigen – ist keine Abkehr vom Sozialismus, sondern im Gegenteil ein noch stärkeres Hinwenden zum Sozialismus, eine bewußtere Erschließung seiner Möglichkeiten, eine noch unmittelbarere Einbeziehung aller Interessierten in unsere Gesellschaftsstrategie“ (Rede vom 31.10.1989, Ms., SAPMO- BuArchiv DY 30/IV 2/2.039/3311).
 
19
Kommentar in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6.11.1989, Seite 1: „Der vierte November“.
 
20
A. Michnik, Gorbatschow und die Polen, in: Spiegel, 44/1987 (26.10.87), S. 154 f.
 
Metadata
Title
Auf dem Weg zum Runden Tisch: Legitimationsverfall und politischer Sprachwandel
Author
Helmut Fehr
Copyright Year
2014
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04377-3_6