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16-06-2021 | Finanzcontrolling | Nachricht | Article

Inkasso-Fälle sind trotz Krise rückläufig

Author: Angelika Breinich-Schilly

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Trotz der Corona-Pandemie und ihrer Folgen für private Haushalte und Unternehmen ist die Zahl der Inkassofälle rückläufig. Bei Privaten führt laut einer Umfrage die Kurzarbeit häufig zum Zahlungsverzug. Firmen verzeichnen hingegen Ausfälle entlang der Lieferkette. 

Die im Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) zusammengeschlossenen Dienstleister verzeichnen im laufenden Jahr einen Rückgang bei der Zahl der an sie übergebenen Forderungen. Dieser liegt laut einer aktuellen Verbandsumfrage unter dem Niveau von 2020. Auch das Forderungsvolumen ist 42 Prozent der Teilnehmer zufolge insgesamt leicht rückläufig. Weitere 39 Prozent geben an, Forderungssummen der offenen Rechnungen verändere sich derzeit kaum. 

"Die Situation ist durchaus paradox. Zwar leiden viele Verbraucher unter den ökonomischen Folgen der Corona-Krise. Aber obwohl Jobverlust oder Kurzarbeit manche Einkommen reduzieren, haben die Privathaushalte keine größeren Verschuldungsprobleme bekommen", erläutert BDIU-Chefin Kirsten Pedd. Viele Menschen hätten die während der Lockdownphasen eingesparten Konsumausgaben in eine Entschuldung gesteckt - häufig im Wege der Ratenzahlung. Eine verstärkte Nutzung dieser Zahlungsart bestätigen 52 Prozent der rund 500 für die Erhebung befragten Inkasso-Unternehmen.

Kurzarbeit und geringere Mittel beeinträchtigen die Rechnungstreue

Komme es dennoch bei privaten Schuldnern zum Leistungsverzug oder gar -ausfall, ist dafür laut Angaben von 73 Prozent der Befragten die Kurzarbeit der Hauptgrund. Weitere 69 Prozent nennen krisenbedingte, vorübergehende Liquiditätsengpässe als Grund für eine Abnahme der privaten Rechnungstreue. "Immerhin liegen in diesen Fällen keine nachhaltigen finanziellen Probleme vor. Individuell angepasste Zahlungsvereinbarungen und kurzfristige Aufschübe spielen im Inkasso seit Ausbruch der Pandemie eine größere Rolle", so Pedd.  

Allerdings rechnet der BDIU in den kommenden Monaten mit einem deutlichen Anstieg bei den Verbraucherinsolvenzen. Hieran sei weniger die Pandemie schuld, als das Inkrafttreten von bereits vor Längerem beschlossenen Gesetzesänderungen. Überschuldete Privatpersonen können inzwischen bereits innerhalb von drei statt vorher sechs Jahren eine sogenannte Restschuldbefreiung im Rahmen eines Verbraucherinsolvenzverfahrens erlangen. "Viele überschuldete Haushalte haben mit einem Antrag gewartet, um von der neuen Rechtslage und einem beschleunigten Entschuldungsverfahren zu profitieren", so die Verbandspräsidentin. Dieser Rückstau löse sich nun auf. 

Liquitätsprobleme der Unternehmen steigen

Deutlich schlechter als in privaten Haushalten steht es um die Zahlungsmoral bei gewerbliche Schuldner. Betroffene Unternehmen kommen aus dem Rechts- oder allgemeinen Dienstleistungsbereich(50 Prozent), Fitnessstudios (44 Prozent) sowie die Immobilienwirtschaft beziehungsweise Vermieter (36 Prozent). Hauptgrund für die Zahlungsschwierigkeiten seien krisenbedingte Liquiditätsengpässe (83 Prozent) sowie Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden der säumigen Schuldner (73 Prozent) . Durch diesen Dominoeffekt setze sich ein Forderungsausfall entlang der Lieferketten über mehrere Akteure fort. 

"Es ist zu befürchten, dass es bei den Unternehmen in den nächsten Monaten verstärkt zu Zahlungsausfällen und leider auch zu mehr Insolvenzen kommen wird", fürchtet Pedd. Das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht habe zusammen mit den staatlichen Hilfszahlungen "viele Existenzen vorübergehend gesichert" zum Wohle der wirtschaftlichen Stabilität. 

Konsequentes Forderungsmanagement als Risikoschutz

"Aber sie können das Unvermeidliche nicht unbegrenzt aufschieben. Um die Lieferketten vor Dominoeffekten zu schützen, müssen Unternehmen ohne Aussicht auf Konsolidierung nun richtigerweise einen Insolvenzantrag stellen. Im Tourismussektor, der Gastronomie, dem Einzelhandel, der Kultur sowie im Sport- und Freizeitbereich wird das zu spüren sein." Wichtige Präventionsmaßnahme sei deshalb ein nachhaltiges und konsequentes Forderungsmanagement. 

"Es kommt darauf an, die Liquidität der Geschäftspartner zu kennen, um Risiken für Zahlungsausfälle so abschätzen zu können. Tritt Verzug ein, ist eine konsequente Lösungssuche gefragt. Ein schlechtes Forderungsmanagement ist, neben Fehlentscheidungen des Managements sowie einer unzureichenden Auftragslage, einer der Hauptgründe für den Zusammenbruch einer unternehmerischen Existenz", so Pedd. 
 

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