Nur produktive Top-Teams bringen Firmen voran

Die Digitalisierung und die Flexibilisierung der Arbeitswelt stellen Unternehmen und Führungskräfte vor Herausforderungen. Wie gesteckte Ziele durch Engagement, Leistungsbereitschaft und produktiver Zusammenarbeit dennoch erreicht werden können, erklärt Springer-Autor Wolfram Schön.

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Vor Kurzem hielt ich in einem kleinen Rahmen einen Vortrag. Das Thema: Wie entstehen engagierte und produktive Top-Teams? Die Diskussion ergab zwei große Herausforderungen. Zum einen die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitssituation. Stichworte waren hybrides Arbeiten und die Dezentralisierung der Arbeit. Zum anderen, die Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und Prozesse, sowie neue Angebote für Kunden. 

Die Teams, die an diesen Projekten arbeiten, sind häufig nicht mehr am selben Platz verortet, haben teilweise komplett unterschiedliche Erfahrungshorizonte, gehören nicht selten einer anderen Generation an und unterscheiden sich durch ihre Kernkompetenzen und ihre Einstellung zur Arbeit. Die Diskussion drehte sich um die Frage, wie trotz der genannten Herausforderungen engagierte, leistungsfähige Top-Teams entstehen können.

Was ist ein Top-Team? 

In einem Team arbeiten Menschen an einer definierten Aufgabe zusammen. Im besten Falle sind Kompetenzen, funktionierende Strukturen und Prozesse definiert und werden befolgt. In der Realität führt dieses Basis-Setting nicht selten zu einer lediglich durchschnittlichen Zielerreichung und einem geringen Commitment gegenüber dem Unternehmen, wie es die einschlägigen Gallup-Studien jährlich dokumentieren. 

In einem Top-Team hingegen lässt sich zumeist schon beim ersten Kontakt mit Teammitgliedern der gelebte Sinn und eine Teamkultur erkenn, die das Beste jedes Einzelnen zum Vorschein bringt. In einem solchen Team sind nicht nur die Aufgaben und Rollen für alle transparent, sondern zudem eng mit jenen der Teammitglieder verflochten. Jeder besitzt Stärken, die durch die Fähigkeiten anderer ergänzt werden. 

Die Kollegen kümmern sich um den anderen, vertrauen sich, geben Feedback und Impulse und haben gleiche Vorstellungen und Visionen. Der Spaß an der Arbeit und das Engagement für das Ganze ist spürbar. Hier arbeiten Kolleginnen und Kollegen am gemeinsamen Erfolg des Teams und des Unternehmens. Auf diesem Fundament entstehen Engagement, Handlungs- und Entscheidungsstärke und letztendlich eine außergewöhnliche Produktivität, die ein Unternehmen erfolgreich voranbringt. 

Das Zauberwort lautet Vertrauen

Womit wird Teamgeist entfacht und verschmelzt Menschen aus verschiedenen Gruppen, die flexibel an unterschiedlichen Orten arbeiten, zu einem engagierten und produktiven Top-Team? Die Antwort ist vielleicht schon fast zu einfach: Vertrauen. Vertrauen ist ein zentrales Merkmal der erfolgreichen Gestaltung von Beziehungen und Interaktionen im geschäftlichen wie im privaten Kontext. Wenn es eine Führungskraft schafft, eine vertrauensorientierte Haltung im Team zu entwickeln, dann wird sie mit vielen positiven Ergebnissen belohnt. 

Vertrauen (horizontal, vertikal) ermächtigt Menschen, vermittelt Zugehörigkeit und Sicherheit, erzeugt Engagement und motiviert, Verantwortung zu übernehmen. Jedes Gespräch, jeder virtuelle Kontakt ist von gegenseitigem Interesse geprägt, und alle arbeiten engagiert und produktiv an den gemeinsamen Zielen. Kontrolle, Ego und Misstrauen hingegen lähmen ein engagiertes Miteinander und Teamgeist nachdrücklich.

Die Fähigkeit, Vertrauen im Team aufbauen zu können, ist somit die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens und eine Schlüsselkompetenz jeder erfolgreichen Führungskraft. Die Kaskade lautet: Vertrauen, Engagement, Verantwortungs- und Leistungsbereitschaft, Produktivität. 

Was Engagement, Teamgeist und Produktivität wirklich fördert

Basierend auf den Ergebnissen der Analyse "The Global Study of Engagement" (2019) des ADP Research Institute und eigenen Erfahrungen aus Coaching- und Beratungsprojekten werden im Folgenden zehn Erfolgsfaktoren abgeleitet, die unter verschiedensten Bedingungen, Teamgeist und Produktivität entstehen lassen:

1. Den Sinn von Aufgaben des Teams definieren und diesen erlebbar machen,
2. eine stabile und belastbare Vertrauensbasis (teaminterne Kommunikation, Handeln, Führen) schaffen,
3. aktiv Limitierungen und Hindernisse offenlegen und beseitigen, die dem Entstehen von Teamgeist und Engagement zuwiderlaufen. 
4. Wertschätzung etablieren, Respekt und umfänglichen Informationsfluss leben,
5. Mitarbeitenden Aufmerksamkeit und Interesse für deren Arbeit, Leistungen, Arbeitsweisen und Ergebnisse schenken,
6. gemeinsames Erleben durch das Lernen im Team sichern,
7. das Teamergebnis in den Mittelpunkt stellen,
8. Individualziele, die die Zusammenarbeit im Team sabotieren, verbannen,
9. offen sein für die Flexibilisierung der Arbeit und gleichzeitig eine intensive Kontakt- und Kommunikationskultur schaffen - sowohl online als auch vor Ort im Unternehmen,
10. Führungskräfte, Teamleiter und Teammitglieder durch kontinuierliche und moderierte Unterstützung fördern (Workshops, Coachings, Q&A-Gruppensessions, Aktivitäten auf Teamebene).

Vertrauen, Engagement und Teamgeist sind die Antwort auf viele Herausforderungen in einem Unternehmen. Unternehmen, die auf Teamgeist und Vertrauen setzen, berichten von beschleunigten Prozessen bei gleichzeitig sinkenden Kosten. Im Vergleich zu anderen Unternehmen zeichnen sich solche Unternehmen laut Paul J. Zak durch eine höhere Loyalität zu Führungskräften und Unternehmen (+55 Prozent), mehr Spaß bei der Arbeit (+60 Prozent), mehr Innovationen, weniger Stress und eine höhere Produktivität (bis zu +50 Prozent) aus.