Bei der Präsentation des neuen "Atlas Mehrgeschossiger Holzbau" Anfang Juli 2017 in München, wies der Minister darauf hin, dass es gerade im innerstädtischen Bereich für mehrgeschossige Holzhäuser ein großes Potenzial gebe, das genutzt werden sollte. Mit dem Baustoff könne dem Dauerproblem Wohnungsmangel in den ständig wachsenden Städten auf innovative und umweltfreundliche Art begegnet werden – sowohl über den Komplettbau von Holzhäusern als auch mithilfe von Aufstockungen bestehender Gebäude in moderner Holzbauweise.
Schon 2005 schrieb Horst Schulze im Kapitel "Lebensdauer von Holzhäusern" des Springer-Fachbuchs "Holzbau", dass der Grund für den im Vergleich zu Skandinavien oder den nordamerikanischen Staaten geringen Anteil an neu erbauten Ein- und Zweifamilienhäusern in der Tradition der Beziehung liegen könnte: Die Beziehung zu einem Holzhaus sei bei uns traditionell nicht so ausgeprägt. Dabei hätten schon Fachwerkgebäude gezeigt, dass Holzhäuser von der gleichen Dauerhaftigkeit sein können wie ein Haus in Massivbauart.
Größerer kreativer Spielraum
Auch Minister Brunner nannte positive Material- und Fertigungseigenschaften, die den Baustoff Holz gerade für das Bauen in engen Stadträumen prädestinieren würden: Das geringe Gewicht und die Möglichkeit zur Vorfertigung der Einzelmodule würden für kurze Bauzeiten sorgen und den Lärm- und die Staubbelästigung verringern. Und auch beim Brandschutz sei Holz anderen Baustoffen gegenüber ebenbürtig.
"In den letzten Jahren ist das Bauen mit Holz immer beliebter geworden. Dies hat dazu geführt, dass die Industrie immer ausgereiftere Bausysteme entwickelt. Eine dieser Entwicklungen ist die sogenannte 'Holzmodul-Bauweise'", heißt es so auch im Abschnitt "Holzbausysteme" des Kapitels "Wände" im Springer-Fachbuch "Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 1". Dabei würden durch loses Zusammenstecken von Systemteilen (Modulen) tragende und aussteifende Wände von Wohngebäuden beziehungsweise von vergleichbar genutzten Gebäuden mit bis zu sechs Vollgeschossen erstellt. Ulf Hestermann und Ludwig Rongen schreiben weiter: "Holzmodul-Bauweisen sind Baukastensysteme, die hohe Anforderungen an Stabilität, Dauerhaftigkeit, Komfort und Gestaltungsfreiheit erfüllen. Diese Bauweise reduziert im Verhältnis zum Montagebau beziehungsweise zum elementierten Bauen den Planungsaufwand erheblich und vergrößert dadurch den kreativen Spielraum."
Mehr als Fiktion
Forstminister Helmut Brunner stellte schließlich noch Vorbildprojekte für den mehrgeschossigen Holzbau in Bayern vor: zum Beispiel ein in Bad Aibling gebautes achtstöckigen Holz-Hochhaus, das erste Holz-Hochhaus Deutschlands mit dem Namen H8.
Und im Kapitel "Architektonische Gestaltungsmöglichkeiten von Wohnimmobilien und Stadtquartieren" stellt Markus Neppl unter anderem dar, dass die Auswirkungen der technologischen Entwicklung vor dem Hintergrund der Themen Ressourceneffizienz, ökonomische Machbarkeit und soziale Verantwortung im Zusammenhang mit der Baukultur nicht zu unterschätzen sind: "Die Architekten und Forscher beschäftigen sich längst mit dem 'Haus als Kraftwerk' und völlig neuartigen Baustoffen und Technologien. So sind selbst Holzhäuser in städtischen Dimensionen keine Fiktion, sondern das Thema von ernsthaften Experimenten."