1 Smart Service Innovationen und deren Relevanz in digitalen Service-Ökosystemen
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Neuartige digitale Technologien verändern bestehende Beziehungen und Geschäftsregeln, da sie das Verhältnis, welches Unternehmen zu ihren Kunden haben, verändern (Porter und Heppelmann 2014). Beispielsweise sind traditionelle Kunden- und Anbieterrollen im Umbruch, indem Kunden sich selbst aktiv in die Wertgenerierung einbringen und Unternehmen durch neue Serviceangebote auch nach Verkauf eines Produkts kontinuierlich Kontakt zu ihren Kunden haben (Fischer et al. 2020).
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Digitale Geschäftsmodelle erfordern eine neue Denkweise, einen neuen Ansatz und neue Methoden für die Wertschöpfung, da sich ihre Wertschöpfungsmechanismen (und -potenziale) oft grundlegend von traditionellen und analogen Unternehmen unterscheiden (Buck et al. 2021). Digitale Technologien verändern die Art und Weise, wie im Geschäftsmodell Umsätze getätigt und Wert generiert werden (Oberländer et al. 2019). Außerdem erfolgen digitale Innovationen und einhergehende Geschäftsmodelländerungen in schnellen Innovationszyklen, weswegen langwierige Innovationsprojekte und Veränderungsprozesse etablierter Unternehmen durch die sich schnell ändernden Umweltbedingungen ungeeignet sind (Buck et al. 2021).
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Neue Kundenwünsche müssen adressiert werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die bestehenden Marktanteile zu sichern (Fischer et al. 2020). Beispielsweise fordern Kunden zunehmend digitale Schnittstellen und Plattformen zur gemeinsamen Zusammenarbeit. Außerdem sind sie aus dem privaten und beruflichen Alltag Smart Services (bspw. Amazon Alexa, Voi Roller App, etc.) gewöhnt und haben eine Zahlungsbereitschaft für Smart Services.
2 Service-Ökosysteme und die fünf Perspektiven von Smart Services
3 Smart Service Innovationen im Service-Ökosystem eines Unternehmens aus dem produzierenden Gewerbe
3.1 Vorstellung der BWF Group und den Herausforderungen im digitalen Service-Ökosystem
3.2 Die fünf Smart Service Perspektiven zur Ideengenerierung im Workshop
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Welche Ressourcen hat das Unternehmen intern sowie mit externem Zugriff zur Verfügung?
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Welche Herausforderungen hat das Unternehmen bezüglich seiner Ressourcen im digitalen Service-Ökosystem?
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Welche Chancen und Möglichkeiten für die Zukunft sieht das Unternehmen bezüglich seiner Ressourcen im digitalen Service-Ökosystem? Gibt es Digitalisierungs- und Datennutzungsmöglichkeiten?
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Wer sind die Kunden des Unternehmens? Welche Bedürfnisse haben sie?
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Vor welche Herausforderungen stellen die Kunden das Unternehmen?
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Welche Ideen und Möglichkeiten sieht das Unternehmen zur Adressierung der Kundenbedürfnisse? Gibt es Digitalisierungs- und Datennutzungsmöglichkeiten?
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Welche Services bietet das Unternehmen seinen Kunden, Partnern und Mitarbeitern an?
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Vor welche Herausforderungen stellen die Services das Unternehmen?
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Welche Ideen und Möglichkeiten sieht das Unternehmen bezüglich seiner Services? Gibt es Digitalisierungs- und Datennutzungsmöglichkeiten?
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Welche Produkte bietet das Unternehmen an?
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Vor welche Herausforderungen stellen die Produkte das Unternehmen?
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Welche Ideen und Möglichkeiten sieht das Unternehmen bezüglich seiner Produkte? Gibt es Digitalisierungs- und Datennutzungsmöglichkeiten?
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Gibt es Digitalisierungs- und Datennutzungsmöglichkeiten in den vier Perspektiven?
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Welche Ideen aus den unterschiedlichen Perspektiven passen zusammen und können verknüpft werden?
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Wie können die Ideen über Daten und Softwareaspekte oder durch entsprechende Infrastruktur verknüpft werden?
3.3 Zusammenfassung der Innovationsergebnisse zur Sicherung der Anschlussfähigkeit
4 Handlungsempfehlungen für die Praxis
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Vernetzte Betrachtung unternehmensspezifischer Ressourcen und Kundenbedürfnisse: Um Smart Service Innovationen ganzheitlich entwickeln zu können, sollten alle fünf Smart Service-spezifischen Perspektiven im Ideenentwicklungsprozess eingenommen werden. Sie bilden eine gute Ausgangslage, um in die Ideenentwicklung technologische Möglichkeiten einzubeziehen, die Kunden Mehrwerte bieten und gleichzeitig zum Produktportfolio, den Services, Ressourcen und Fähigkeiten des Unternehmens passen. Über die Berücksichtigung verschiedener Akteure, deren Ressourcen und Fähigkeiten können effizient innovative Wertangebote geschaffen sowie das Service-Ökosystem eines Unternehmens genutzt und ausgebaut werden.
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Digitale Infrastruktur als Bindeglied in Service-Ökosystemen: Im Kontext von digitalen Geschäftsmodellen kommt der digitalen Infrastruktur die Rolle eines Verbindungsglieds zwischen Akteuren, Lösungen, Ressourcen und Ideen zu. Vorhandene und potenziell benötigte digitalen Infrastruktur eines Unternehmens und dessen Ökosystems sollte daher bei der Entwicklung von Smart Service Innovationen explizit berücksichtigt und konkret ausgearbeitet werden. Verknüpfungsmöglichkeiten können beispielsweise über Daten und digitale Schnittstellen entstehen. Sie ermöglichen kombinatorische Innovationen über die Verknüpfung der Smart Service Innovations-Perspektiven zur Schaffung ganzheitlicher Smart Service Innovationen.
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Multikriterielle, frühzeitige Bewertung und Priorisierung der Ideen: Bei der Entwicklung von komplexen Smart Service Innovations-Ideen stehen dem hohen Planungs- und Koordinierungsaufwand die begrenzten Ressourcen des Unternehmens gegenüber. Um diesen Anforderungen aus der Unternehmenspraxis gerecht zu werden, sollten Smart Service Innovations-Ideen frühzeitig bewertet und priorisiert werden, um über eine Weiterverfolgung der Ideen sowie deren Eignung für den Markt zu entscheiden. Entsprechende Entscheidungen sollten auf Kriterien beruhen, die auf die individuelle Situation im Service-Ökosystem und Strategie des Unternehmens angepasst sind.
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Iteratives Vorgehen als Schlüssel zum Erfolg: Im Zeitalter des Internets der Dinge erfolgen Innovationen und Geschäftsmodelländerungen in schnellen, sich überschneidenden Innovationszyklen mit einem hohen Maß an Unvorhersehbarkeit, was die parallele Bearbeitung einer Vielzahl von Aufgaben erfordert. Aus diesem Grund sind traditionelle Wasserfall-Ansätze nur bedingt für die Entwicklung von Smart Service Innovationen und Interaktionen im Service-Ökosystem geeignet. Iterative Ansätze hingegen geben sowohl Praktikern als auch betroffenen Akteuren die Möglichkeit, den Erfolg zu kontrollieren, ständige Anpassungen vorzunehmen, Ideen schneller zu konkretisieren und wertvolles Feedback aus unternehmensinternen und -externen Quellen im Innovationsprozess einzubeziehen.