"Realtime Marketing-Automation" halten knapp 90 Prozent der deutschen Unternehmen für die wichtigste Entwicklung im digitalen Dialogmarketing, wie eine aktuelle Studie des Digitalunternehmens Artegic zeigt. Ebenfalls an Relevanz gewinnt das emotionsgetriebene Kundenmangagement über ein dazu passendes CRM-Tool. Auch das "Location-Based-Marketing", das eine standortbezogene Kundenansprache ermöglicht, und das Internet der Dinge in Form von Sprachassistenten prägen mehr als zwei Drittel der Zukunftsvisionen – in der Theorie. Praktisch gesehen glaubt gerade einmal jedes fünfte Unternehmen, dass die Trends das eigene Geschäft spürbar beeinflussen könnten.
Das theoretische Trendbewusstsein ist also gegeben, während die praktische Umsetzung im eigenen Unternehmen erst einmal außen vor gelassen wird. Wie verzahnt sämtliche Entwicklungen tatsächlich sind und dass Kunden ihre Erwartungen auf jeden Kauf übertragen, ist vielen Entscheidungsträgern dabei nicht immer bewusst. Diese Haltung kann sich rächen, denn die Digitalisierung bringt eine enorme Schnelllebigkeit mit sich. Kunden, die heute treu sind, wenden sich morgen möglicherweise der Konkurrenz zu, die ein besser auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot bereithält.
Marketing-Automation steigert Effizienz
Realtime-Marketing-Automation trägt dieser gesteigerten Kundenerwartung Rechnung, indem Inhalte individualisiert für jeden einzelnen Nutzer präsentiert werden. Entscheidend für die Ausgestaltung sind die Reaktionsdaten der Kunden, die sich in Echtzeit ermitteln lassen. Es liegt auf der Hand, dass menschliche Mitarbeiter diese Mammutaufgabe kaum zu stemmen vermögen und daher auf automatisiert arbeitende Systeme zurückgreifen müssen. Die hohen Anschaffungskosten eines solchen Marketing-Automation-Systems (MAS) schrecken jedoch viele Unternehmen ab. Tatsächlich aber kann die enorme Effektivitäts- und Effizienzsteigerung die Investition rasch wieder ausgleichen.
Leads, Conversion-Rates und Absatzahlen wachsen in allen Unternehmen, die den Sprung bereits gewagt haben, im Schnitt deutlich an. "In Marketing Automation wird in den nächsten Jahren in Deutschland massiv investiert", meinen deshalb auch die Springer-Autoren Uwe Hannig, Klaus Heinzelbecker und Thomas Foell im Buchkapitel "Marketing und Sales Automation in Deutschland" (Seite 32).
Verbindung der Welten
Dass digitale Marketing-Trends nur etwas für webbasierte Marken ist, ist allerdings ein Irrglaube, wie das aufstrebende Location-Based-Marketing beweist. Da Konsumenten ihr Smartphone auch draußen mit sich führen, ist die standortbezogene Kundenansprache eine logische Konsequenz. Unternehmen aus allen Branchen nutzen diese Schnittstelle von Online- und Offline-Welt, um ihre Werbebotschaften im richtigen Kontext zu streuen. Lokale Gegebenheiten wie das Wetter, Veranstaltungen oder die Verkehrslage lassen sich damit in die Kampagnen einbeziehen und dienen generellen Zielen der Kundenansprache.
"Marketingmaßnahmen im Laden, beispielsweise über die Beacon-Technologie, und am eigentlichen Touchpoint, beispielsweise über QR-Code oder NFC, haben hingegen das Ziel, ein optimales Nutzungserlebnis zu schaffen und so die Kunden zufriedenzustellen und den Abverkauf zu steigern", erklärt Springer-Autor Daniel Rieber im Buchkapitel "Mobile Marketinginstrumente". Das Stichwort lautet hier "Proximity Marketing", eine gezieltere Ebene des Location-Based-Marketings, das Entscheidungsträger und Kunden gleichermaßen künftig beeinflussen wird.