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22-03-2017 | Treasury | Schwerpunkt | Article

Institutionelle müssen mehr Risiken eingehen

Author: Stefan Terliesner

4:30 min reading time

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Zinsstrategien bringen kaum mehr Erträge. Höhere Renditen können Kreditinstitute im Treasury mit Aktien und alternativen Anlagen erzielen. Der Einhaltung der Liquidity Coverage Ratio (LCR) setzt diese Strategie jedoch enge Grenzen. Stefan Terliesner erläutert, welche Konzepte Sinn machen.

Anleihen bleiben bei Eigenanlagen zwar dominierend. Es gibt aber Möglichkeiten, die verordneten Liquiditätspuffer so zu gestalten, dass sie sogar eine positive Verzinsung erwirtschaften. Bankvorständen bereitet das Anlagebuch zunehmend Sorge, denn die Erträge schmelzen dahin. Laut einer von Union Investment in Auftrag gegebenen Studie fiel die durchschnittliche Performance im Depot A seit 2005 von 5,2 Prozent auf 1,8 Prozent im Jahr 2015. Vor allem Geldinstitute mit schlecht laufendem Kreditgeschäft und Einlagenüberhang brauchen dringend höhere Renditequellen. 

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Zwar zeigt eine Umfrage von Feri Euro Rating Services, dass Banken gerne mehr in Aktien, Private Equity oder Immobilien investieren würden. Dieses Vorhaben ist aber aus zwei Gründen nur schwer umsetzbar: 

  1. Werden Staatsanleihen vom Regulator quasi subventioniert, weil sie nicht mit Eigenkapital unterlegt werden müssen.
  2. Sind Anleihen zur Einhaltung der Liquidity Coverage Ratio (LCR) notwendig. 

Aus diesen regulatorischen Gründen dürften Anleihen mit solidem Rating auch in Zukunft in den Anlagebüchern dominieren. Das Problem: Letztlich drückt nicht nur die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) das Zinsniveau an den Märkten, sondern auch das verzerrte Anlageverhalten der Banken. Im Ergebnis rentieren zahlreiche Zinstitel nahe der Nulllinie oder sogar darunter.

Sparkassen und Kreditgenossen betroffen

Insbesondere für Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist das ein Problem. Denn ihre Profitabilität hängt stark von der Zinsentwicklung an den Märkten ab. Zudem limitiert ihr Geschäftsmodell die Ausweichmöglichkeiten zum Beispiel ins Investment Banking. 

Noch scheinen die Anforderungen aus der LCR für viele Kreditinstitute beherrschbar. Nach Meinung von Christian Hoeg, Managing Director Asset Management Deutschland bei Vontobel Asset Management, unterschätzen die Entscheider in vielen betroffenen Kreditinstituten den Effekt, den die Wiederanlage auf ihre Gewinn- und Verlustrechnung haben wird. Noch stammt ein großer Teil der Rendite in der Eigenanlage aus relativ hoch verzinsten Anleihen, die gekauft wurden, als das Zinsniveau noch höher war. Diese Papiere laufen nach und nach aus und das freigewordene Kapital muss neu angelegt werden.

Risikopotenzial ist entscheidend

Banken dürfen grundsätzlich in alle Assetklassen investieren. „Letztlich aber entscheiden limitierende Faktoren, wie das Risikobudget (…), über das Ertragspotenzial der Geschäfte“, sagt Christian Schmitt, Managing Director des zu Allianz Global Investors (AGI) gehörenden Beratungsunternehmens Risklab. Er schlägt vor, die strategische Vermögensaufteilung einer Bank in zwei Segmente zu gliedern. Ein Teil diene der Erfüllung der regulatorischen Anforderungen. Das verbleibende Risikobudget könne dann Erträge erwirtschaften. Im derzeitigen Zinsumfeld empfiehlt Schmitt, Multi-Asset-Strategien einzusetzen, mit denen Banken flexibel auf steigende Zinsen und fallende Aktienmärkte reagieren können. Anlagen in Immobilien oder auch Private Equity seien nur als Beimischung sinnvoll. Um wirtwschaftliche Schieflagen zu vermeiden, sollte das Depot A analog zum Kreditgeschäft Bestandteil des Überwachungsprozesses der Gesamtbank sein.

Auch für Leif Schönstedt, Leiter Beratung Risikomanagement und Aufsichtsrecht bei Union Investment Institutional, steht am Anfang einer Eigenanlage die Risikotragfähigkeitsanalyse. Die identifizierten Risiken müssten gemäß Basel III jeweils mit Eigenkapital unterlegt werden. Um Liquidität sicherzustellen, sollte jederzeit ein angemessenes Kapitalpolster vorhanden sein. Das erschwere den Aufbau einer größeren Risikodeckungsmasse. Damit Geldinstitute überhaupt noch Erträge mit liquiden Anlagen erzielen, können sie LCR-fähige Spezialfonds nutzen, meint Schönstedt. Je nach Anzahl und Art der enthaltenden Assetklassen nehmen die LCR-Anrechnungsquote ab und die Renditeerwartungen zu.

Liquiditätspuffer richtig gestalten

Einen Ansatz, den verordneten Liquiditätspuffer so zu gestalten, dass er statt einer künftig negativen Rendite eine positive Verzinsung erwirtschaftet, zeigt Hoeg auf. Der Asset-Management-Experte von Vontobel hat sich die Definition der LCR genauer angeschaut: Unter dem Standardansatz für das Kreditrisiko von Basel III müssen Staatsanleihen bester Bonität ein Risikogewicht von Null aufweisen. Dies öffne die Tür für währungsgesicherte Anlagen aus Regionen mit deutlich steileren Zinsstrukturkurven. Die Absicherung gegen Wechselkursschwankungen sollte seiner Meinung nach über Forwards stattfinden, wobei die Roll-Termine so gewählt werden, dass sie außerhalb der sonst für Großanleger üblichen Zeitfenster liegen.

Erwerb von US-Dollar-Staatsanleihen ist möglich

Aus Artikel 42 des Basel III-Papiers "Mindestliquiditätsquote und Instrumente zur Überwachung der Liquiditätsrisikos" aus dem Januar 2013 sowie ergänzend dem Artikel 6 der Delegierten Verordnung (EU) 2015/61 der EU-Kommission vom 10. Oktober 2014 leitet Hoeg ab, dass ein in der EU beheimatetes Kreditinstitut, das ausschließlich Nettozahlungsabflüsse in Euro aufweist, jederzeit eine in US-Dollar denominierte Staatsanleihe der USA erwerben kann, aber in diesem Fall eine (nahezu) vollständige Währungsabsicherung auf Euro vornehmen muss.

Nach dem Hedging brächten Dollar-Anlagen eine Rendite von 75 Basispunkten gegenüber dem Euro. Bei anderen Währungen seien es weniger. Unter dem Strich liege die Verzinsung eines so konstruierten LCR-Portfolios bei 50 Basispunkten – und das mit einem Durchschnitts-Rating von AA+ und ohne jegliches Währungsrisiko. Noch dazu werde die Anlage zu 95 Prozent auf den Liquiditätspuffer angerechnet. Und wegen der höheren Zinsstrukturkurven der verwendeten Währungen sei diese Strategie auch unter Risikoaspekten interessant, berichtet Hoeg. Das Barwertrisiko eines solchen Portfolios sei bei einem Zinsanstieg gegenüber einem Euro-Portfolio verringert. Ersetzt man 25 Prozent des traditionellen LCR-Portfolios durch die optimierte Strategie, werde der Liquiditätspuffer vom Cost-Center wenigstens zur kostenneutralen Position, und das Aufsichtsrecht koste die Banken zumindest in diesem Punkt keinen Ertrag.

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