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2017 | Book

Naturwissenschaftliche Bildung in der Migrationsgesellschaft

Grundzüge einer Reflexiven Physikdidaktik und kritisch-sprachbewussten Praxis

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About this book

Tanja Tajmel entwickelt eine intersektionale Perspektive auf naturwissenschaftliche Bildung und Physikunterricht im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit. Ausgehend vom Recht auf Bildung und unter Einbeziehung sozial- und sprachwissenschaftlicher Ansätze argumentiert die Autorin analytisch-theoriebildend die Grundzüge einer ‚Reflexiven Physikdidaktik‘, deren Anliegen ein diskriminierungsfreier Zugang zu Bildung ist. Mit der Modellierung einer ‚kritisch-reflexiven Sprachbewusstheit‘ legt die Autorin die Grundlage für eine reflexive Praxis der schulischen Sprachbildung, die sie an Beispielen exploriert.

Table of Contents

Frontmatter

Die Förderung der naturwissenschaftlichen Bildung

Frontmatter
Chapter 1. Schieflagen der naturwissenschaftlichen Bildung
Zusammenfassung
Im Folgenden sollen zunächst Befunde zitiert werden, welche die Schieflagen – also die ungleiche Verteilung der naturwissenschaftlichen Bildung – aus unterschiedlichen Perspektiven dokumentieren. Geschlechterdisparitäten sowie Disparitäten in Bezug auf „Migrationshintergrund“ und Sprache stehen dabei im Fokus.
Tanja Tajmel
Chapter 2. Die Terminologie des aktuellen Diskurses
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden einige Schlüsselbegriffe des insbesondere von den PISA-Ergebnissen geprägten Bildungsdiskurses vorgestellt. Ergänzend werden kritische Positionen zu den Begriffen dargestellt. Die ausgewählten Begriffe werden thematisch zu vier Themenfeldern zusammengefasst: (1) Qualifikation (Kompetenzen, Scientific Literacy), (2) Migration (Migrationshintergrund, Heterogenität, Kultur, (2) Heterogenität (Heterogenität, Diversität/Diversity, Kultur), (3) Sprache (Deutsch als Zweitsprache, Mehrsprachigkeit, Bildungssprache) und (4) Förderung (MINT-Förderung, Sprachförderung). Einige dieser Begriffe werden an anderer Stelle der Arbeit nochmals aufgegriffen und ausführlich behandelt.
Tanja Tajmel
Chapter 3. Die politische Dimension naturwissenschaftlicher Bildung
Zusammenfassung
Aufgrund ihres Einflusses auf die Bildungspolitik und der Bereitschaft zu Bildungsreformen wird die durch PISA ausgelöste Bildungsreform gerne mit jener durch Sputnik ausgelösten Bildungsreform der 1960er Jahre verglichen (Radtke 2005, 2003; Seiverth 2007; Barz 2011; Euler 2014). Ich möchte die beiden Ereignisse insbesondere in Bezug auf die Entstehung des „Förderdiskurses“ in der naturwissenschaftlichen Bildung beleuchten. Dies ermöglicht eine historisch sozialpolitische Einordnung des Diskurses und unterstützt das Desiderat nach der Ausleuchtung anderer Perspektiven.
Tanja Tajmel
Chapter 4. Kritische Ansätze der Physikdidaktik
Zusammenfassung
Für die vorliegenden Arbeit sind nationale wie internationale Ansätze aus der Physik- und Naturwissenschaftsdidaktik von Interesse, welche naturwissenschaftliche Bildung in ihrer gesellschaftspolitischen Dimension thematisieren, ökonomisch-utilitaristischen und hegemonialen Argumenten kritisch gegenüber stehen, alternative Positionen einnehmen und Anknüpfungspunkte für die Ausformulierung einer kritisch-reflexiven physikdidaktischen Position darstellen können. Allen voran sind dazu Arbeiten aus der US-amerikanischen Forschung zu nennen (Aikenhead 1996; Lemke 1990, 2001; Roth & Lee 2002; Tobin 2009; Wegerif et al. 2013; van Eijck 2013; Hussénius 2014).
Tanja Tajmel
Chapter 5. Der Migrationsdiskurs in der Physikdidaktik
Zusammenfassung
In den vorangehenden Kapiteln wurde der Diskurs zu naturwissenschaftlicher Bildung mit seiner Einbettung in gesellschaftspolitische Zusammenhänge dargestellt. Es wurde gezeigt, dass Ergebnisse zu Bildungsdisparitäten einen Diskurs zur Förderung von Schüler_innen „mit Migrationshintergrund“ hervorgebracht haben, in welchem vorrangig aus einer ökonomisch motivierten Verwertbarkeitsperspektive argumentiert wird.
Tanja Tajmel
Chapter 6. Fazit zu Teil I
Zusammenfassung
Ausgehend von einem Abriss zur ungleichen Verteilung naturwissenschaftlicher Bildung und den damit verbundenen eingeschränkten Möglichkeiten zur chancengleichen Realisierung von Lebensentwürfen widmete ich mich in Teil I im Wesentlichen der Beantwortung folgender Fragen.
Tanja Tajmel

Reflexive Physikdidaktik

Frontmatter
Chapter 7. Prinzipielle Überlegungen
Zusammenfassung
Bildungspolitische und fachdidaktische Bemühungen gehen aktuell vordergründig in die Richtung, Lehrkräfte zu professionalisieren, um alle Schüler_innen unter Bezugnahme auf die Bildungsstandards unterrichten zu können. Dazu zählen Maßnahmen, welche Lehrkräften Kompetenzen vermitteln sollen, die bislang noch nicht vermittelt wurden („Sprachbildung“, „DaZ-Kompetenzen“, „Umgang mit Heterogenität“). Aktuell wird Sprachbildung als Teil des Unterrichts in der Ausbildung von Lehramtsstudierenden aller Fächer propagiert.
Tanja Tajmel
Chapter 8. Grundlagen der Reflexiven Physikdidaktik
Zusammenfassung
Im Bereich der physikalischen Bildung treffen unterschiedliche normative Aspekte aufeinander.
Tanja Tajmel
Chapter 9. Modellierung: Zugang zu naturwissenschaftlicher Bildung
Zusammenfassung
Das Recht auf Bildung spezifiziert nicht weiter, was alles unter Bildung subsummiert ist und ist allgemein gefasst. Dies begründet sich darin, dass Bildung nicht absolut bestimmt werden kann. Im Rahmen des Projekts PROMISE (Kapitel 23) wurde der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert die naturwissenschaftliche Bildung im Recht auf Bildung einnimmt und ob daraus ein Recht auf naturwissenschaftliche Bildung abgeleitet werden kann (Starl 2009).
Tanja Tajmel
Chapter 10. Reflexivität
Zusammenfassung
Im Kontext von pädagogischer und didaktischer Professionalität wird Reflexivität aus unterschiedlichen Perspektiven – antidiskriminierenden, soziologischen, forschungsmethodischen, pädagogischen und didaktischen – thematisiert und als notwendig eingefordert, wobei sich das Verständnis von Reflexivität unterscheidet. Für die vorliegende Arbeit ist daher relevant, jenes Verständnis von Reflexivität zu klären, das der Reflexiven Physikdidaktik zugrunde liegt. Dazu sollen unterschiedliche Reflexivitätsansätze erörtert werden.
Tanja Tajmel
Chapter 11. Interdisziplinäre Anknüpfungen
Zusammenfassung
Im Folgenden wird ausgeleuchtet, welche Ansätze verwandter Disziplinen zur Verfügung stehen, an denen sich eine Reflexive Physikdidaktik und die reflexive Praxis eines Physikunterrichts in der Migrationsgesellschaft orientieren können. Als anknüpfungsfähig werden Disziplinen und wissenschaftliche Perspektiven erachtet, welche die Grundkonzepte der reflexiven Physikdidaktik – Recht auf Bildung, Nicht-Diskriminierung, Thematisierung von Differenzkategorien, Zugehörigkeitsverhältnissen und Exklusionsprozessen – als Forschungsgegenstände thematisieren und mit ähnlicher Terminologie operieren.
Tanja Tajmel
Chapter 12. Fazit zu Teil II
Zusammenfassung
Mit der Reflexiven Physikdidaktik ist ein Ansatz gegeben, welcher naturwissenschaftliche Bildung unter normativer Bezugnahme auf das Menschenrecht auf Bildung begründet. Naturwissenschaftliche Bildung wird damit nicht aus einem nationalen und/oder ökonomischen Interesse, sondern als individuelles Recht als bedeutungsvoll verstanden.
Tanja Tajmel

Sprachbewusstheit als reflexive Professionalität

Frontmatter
Chapter 13. Grundlagen zu Sprachbewusstheit
Zusammenfassung
Sprachbewusstheit von Schüler_innen ist ein zentrales Thema in der Deutsch- und der Sprachdidaktik (Spitta 2000; Oomen-Welke 2003; Andresen & Funke 2003, 2006; Eichler & Nold 2007; Bredel et al. 2011) und fand auch Eingang in die Forschungen zu Sprache und Fachunterricht (Frank & Gürsoy 2014). ImWesentlichen wird die Sprachbewusstheit von Schüler_innen und die Auswirkung dieser auf die Aneignung von Sprache diskutiert.
Tanja Tajmel
Chapter 14. Texte im Physikunterricht
Zusammenfassung
Im Physikunterricht finden je nach Situation und Kontext unterschiedliche Sprachvarietäten Anwendung, wovon nicht alle fachsprachliche Varietäten darstellen. Je nachdem, ob die Texte mündlich oder schriftlich konzipiert sind, beinhalten sie mehr oder weniger inhaltstragende Lexik, haben eine komplexere oder einfachere Satzstruktur und haben somit eine geringere oder größere Informationsdichte.
Tanja Tajmel
Chapter 15. Bedeutung des Alltags für den Physikunterricht
Zusammenfassung
Schulbuchtexte beinhalten zumeist Textteile, die eine Anknüpfung zum Alltag der Schüler_innen herstellen sollen. Damit ist die Intention verbunden, an die Lebenswelt der Schüler_innen anzuknüpfen und aus dieser „Betroffenheit“ das Interesse an der weiterführenden Erarbeitung eines fachlich abstrakteren Konzeptes zu wecken.
Tanja Tajmel
Chapter 16. Normen und Selektionsprozesse
Zusammenfassung
Jede Beurteilung oder Einschätzung einer Leistung ist normenbasiert. Ausgangsüberlegung der Analyse dieses Fallbeispiels ist, dass der Bildungserfolg einerseits von der Leistung des Schülers oder der Schülerin abhängt und andererseits davon, was der Lehrer oder die Lehrerin als Leistung erkennt. Ein grundsätzliches Problem der schulischen Leistungsbeurteilung ist, dass der Anteil des Unterrichts und der Lehrer_innenleistung kaum berücksichtigt werden (Oelkers 1998).
Tanja Tajmel
Chapter 17. Modellierung: Kritisch-reflexive Sprachbewusstheit
Zusammenfassung
Mit den vorangehenden Kapiteln wurde illustriert, dass Sprache und sprachliche Register in engem Zusammenhang mit fachlichem Lernen und fachlichen Unterrichtsinhalten stehen. Aus Lehrer_innenurteilen konnten Hinweise gesammelt werden, dass in der Beurteilung von Schüler_innentexten auf unterschiedliche Normen bezuggenommen wird, die auf komplexe Weise zusammenwirken und als Legitimation für Selektion fungieren können.
Tanja Tajmel
Chapter 18. Fazit zu Teil III
Zusammenfassung
Im Sinne einer Reflexiven Physikdidaktik sind alle Barrieren zu beleuchten, die den Zugang zu naturwissenschaftlicher Bildung behindern. Im deutschen Bildungssystem werden Bildungsdisparitäten u.a. durch Sprache erzeugt. Davon ist jeder Unterricht betroffen.
Tanja Tajmel

Reflexive Ansätze für die didaktische Praxis

Frontmatter
Chapter 19. Sprachbewusstheit von Lehrenden: „Prinzip Seitenwechsel“
Zusammenfassung
Die Tatsache, dass Pädagog_innen und Fachdidaktiker_innen in einem von Differenzkategorien bestimmten sozialen Feld sowohl handeln müssen als auch selbst durch Differenzkategorien bestimmt werden, damit positioniert sind und hegemoniale Strukturen reproduzieren, erfordert von den Akteur_innen die Entwicklung einer reflexiven professionellen Haltung.
Tanja Tajmel
Chapter 20. Exkurs: Die Physik des Kleiderbügelexperiments
Zusammenfassung
Bevor im nächsten Kapitel exploriert wird, ob und in welcher Weise lexikalische Hilfsmittel einen Einfluss auf die Sprachhandlungsfähigkeit der Schüler_innen bei der Beschreibung des Kleiderbügelexperiments haben, soll zunächst die Physik und die Entwicklung des Kleiderbügelexperiments geklärt werden.
Tanja Tajmel
Chapter 21. Sprachhandlungsfähigkeit von Schüler_innen
Zusammenfassung
In Kapitel 20 illustrierte ich am Beispiel des Kleiderbügelexperiments, dass mit dem Prinzip Seitenwechsel die Sprachbewusstheit auf unterschiedlichen Ebenen aktiviert werden kann. Die Aktivierung auf der Ebene des Sprachwissens führt dazu, sich bestimmter lexikalischer und grammatischer Mittel bewusst zu werden, die für eine entsprechende Sprachhandlungsfähigkeit in dieser Situation notwendig sind, um den Unterricht entsprechend zu gestalten.
Tanja Tajmel
Chapter 22. Sprachliche Lernziele: „Konkretisierungsraster“
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird ein Instrument, das so genannte „Konkretisierungsraster“, vorgestellt, welches eine Weiterentwicklung des Prinzip Seitenwechsel darstellt und die daraus gewonnenen Erkenntnisse in die Unterrichtspraxis transferiert. Die mit dem Konkretisierungsraster verfolgte Zielsetzung ist, jene sinnvollen sprachlichen Mittel kontextbezogen identifizieren zu können, die notwendig sind, um in einer Unterrichtssituation sprachhandlungsfähig zu sein.
Tanja Tajmel
Chapter 23. „Wir“- dekonstruierende Ansätze auf Projektebene
Zusammenfassung
Die Projektidee zu PROMISE („Promotion of Migrants in Science Education“) (Tajmel & Starl 2005) wurde 2004 aus Anlass der aktuell veröffentlichten Ergebnisse der Schulleistungsstudien zu den Disparitäten in der naturwissenschaftlichen Bildung entwickelt. Der Diskurs um „Migrationshintergrund“ im Kontext von fachunterrichtlicher Schulbildung war im Entstehen.
Tanja Tajmel
Chapter 24. Fazit zu Teil IV
Zusammenfassung
Zentral für den Teil IV dieser Arbeit war die Frage.
Tanja Tajmel
Backmatter
Metadata
Title
Naturwissenschaftliche Bildung in der Migrationsgesellschaft
Author
Tanja Tajmel
Copyright Year
2017
Electronic ISBN
978-3-658-17123-0
Print ISBN
978-3-658-17122-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-17123-0