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12-07-2023 | M&A-Management | Interview | Article

"Nachfolgeplanung hat oft nur nachrangige Priorität"

Authors: Andrea Amerland, Angelika Breinich-Schilly

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Der Übergang eines eigentümergeführten Unternehmens vom Unternehmer auf einen Nachfolger, ist nicht selbstverständlich. Wenn sich im Familienkreis niemand findet, kann die Beteiligung durch einen Investor eine Option sein, erklärt Experte Stefan Eishold im Gespräch.
 

Springer Professional: Sie haben bereits im Zuge einer Unternehmensnachfolge einige Mittelständler übernommen. Studien schlagen Alarm, dass die Nachfolgeregelung für KMU immer prekärer wird. Wie schlimm ist das Problem Ihrer Einschätzung nach?

Stefan Eishold: Das kommt ganz darauf an, wie man das Problem betrachtet. In manchen Unternehmen fehlt tatsächlich eine Perspektive, wie man die Nachfolge gestalten will. Dort steht weder geeigneter Nachwuchs aus der Familie zur Verfügung, noch findet der Firmeninhaber so leicht einen externen Manager, der das Unternehmen weiterführen möchte. Hier werden einige mangels Nachfolger auf der Strecke bleiben. Auf der anderen Seite gibt es auch Unternehmen, die in ihrer Branche eine hervorragende Stellung besitzen, die gut geführt und profitabel sind. Dort wird sich auch ohne einen internen Nachfolger immer ein Kapitalgeber finden, der das Unternehmen kaufen oder sich daran beteiligen möchte, um es langfristig zu erhalten.

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Sozialisation von Nachkommen aus Unternehmerfamilien

Familiendynamik und Unternehmensnachfolge

Durch die Verbindung einer Familie mit einem Unternehmen erleben sich die Nachkommen in einer spezifischen Lebenswelt, die deren Identität und deren Lebensweg unweigerlich prägt. Viele familiäre Dynamiken laufen in der Unternehmerfamilie unbewusst ab.

Was sind für KMU die größten Hemmschuhe, die Nachfolgefrage zu lösen?

Firmeninhaber widmen sich in der Regel voll und ganz dem Tagesgeschäft. Wenn überhaupt, hat die Nachfolgeplanung für sie oft nur eine nachrangige Priorität. Sie schieben das Problem auch aus emotionalen Gründen auf die lange Bank und befassen sich häufig erst damit, wenn der eigene Ruhestand näher rückt. Dies kann zu einer unzureichenden Vorbereitung führen und den Übergabeprozess erschweren. Es ist daher ratsam, rechtzeitig mit der Planung der eigenen Nachfolge zu beginnen, idealerweise mehrere Jahre im Voraus. Dadurch wird ausreichend Zeit geschaffen, um potenzielle Kandidaten zu finden, die Übergabe vorzubereiten und - ganz wichtig - für einen Interessenausgleich innerhalb der eigenen Familie zu sorgen. 

Wann sollte eine Unternehmerfamilie über eine externe Nachfolge nachdenken?

Grundsätzlich bietet sich diese Lösung immer an, wenn sich im Familienkreis niemand findet, der das Interesse, die Fähigkeiten oder die Motivation hat, das Unternehmen weiterzuführen und auch ein Management-Buy-out, also die Übernahme durch das bisherige Management, nicht in Frage kommt. Ganz abgesehen von der konkreten Nachfolgesituation kann die Beteiligung durch einen Investor jedoch auch aus anderen Gründen eine sinnvolle Option sein. 

Welche Vorteile kann denn der Einstieg eines Investors bringen?

Wenn ein Unternehmen sich weiter entwickeln will, neue Kompetenzen, Technologien oder Marktkenntnisse benötigt werden, kann ein Beteiligungspartner hierzu entscheidende Impulse geben, indem er Management-Wissen und frisches Kapital zur Verfügung stellt. Die strategische Neuausrichtung vollzieht sich im Mittelstand sehr häufig nach einem Generationenwechsel an der Führungsspitze, kann jedoch auch schon vorher aufgrund von Veränderungen im Wettbewerb erforderlich werden. Als Investor hat man gegenüber den alteingesessenen Firmeninhabern dabei immer den gewissen Vorteil, dass man unbefangen und von außen auf das Unternehmen blickt. Dies schafft die nötige Distanz, um die spezifischen Schwächen und Potenziale eines Geschäftsmodells objektiv zu erkennen.

In welchem Umfang investieren Kapitalgeber bereits in den deutschen Mittelstand?

Beteiligungen und Firmenübernahmen durch private Investoren spielen im deutschen Mittelstand eine immer größere Rolle. Insgesamt haben in den vergangenen rund zehn Jahren sowohl die Anzahl als auch der Wert der Transaktionen stetig zugenommen. Hier kamen einige entscheidende Faktoren zusammen. Einerseits die günstigen Kreditkonditionen und das hohe Volumen an Investitionskapital. Andererseits ein Umdenken bei den Unternehmern selbst, die zunehmend erkennen, dass der Einstieg eines Investors häufig zu einer sehr positiven Entwicklung des Unternehmens beiträgt. 

Investoren haben die Rendite im Blick, Eigentümer den Erhalt von Arbeitsplätzen und Firma. Wie lassen sich eventuell widerstreitende Interessen in diesem Verhältnis auflösen?

Solche Konflikte lassen sich mit einer klaren Kommunikation und einer gemeinsamen Zielsetzung vermeiden. Es ist wichtig, dass beide Parteien verstehen, dass der langfristige Erfolg mehr zählt als die kurzfristige Gewinnmaximierung. Ich bin fest davon überzeugt, dass durch nachhaltiges Wachstum und die Stärkung des Unternehmens Renditen langfristig gesteigert werden können. Davon profitieren dann alle Beteiligten, einschließlich der Mitarbeiter. Dies gelingt mit "Family Equity". Dieses Beteiligungsmodell beruht auf einer werteorientierten, partnerschaftlichen Kooperation zwischen dem Firmeneigentümer und dem Investor, mit offenem Zeithorizont, ohne Druck das Investment wieder abgeben zu müssen. Das ist bei den klassischen Private Equity Fonds, die in möglichst kurzer Zeit eine möglichst hohe Rendite erzielen wollen, in dieser Form nicht möglich. 

Wenn Sie als Investor Mitsprache im Management und bei der Weiterentwicklung des Unternehmens haben wollen: Wie sieht typischerweise die Ausgestaltung des Beteiligungsverhältnisses aus?

Wir streben in der Regel eine Mehrheitsbeteiligung an dem Partnerunternehmen an, ohne selbst in die Geschäftsführung zu gehen. Unser Investmentansatz sieht dabei vor, dass der mittelständische Charakter des Unternehmens erhalten bleibt. Entscheidungen werden nach einer Übernahme also nicht im Alleingang getroffen. Wir begrüßen wir es, wenn der Verkäufer mit an Bord bleibt. Für uns ist dies häufig ein entscheidendes Kriterium, ob wir überhaupt in das Unternehmen investieren wollen. Denn wenn der Alteigentümer weiter machen machen möchte, zeigt dies, dass er vom Wert und vom Potenzial seines Unternehmens überzeugt ist.

Und wie sieht das dann rechtlich aus?

Die rechtliche Ausgestaltung erfolgt in Form einer sogenannten Rückbeteiligung mit einer ausbalancierten Gesellschaftervereinbarung. Dazu gründen wir nach der Transaktion eine neue Gesellschaft. In diese Holding wird der Verkäufer mit einer Minderheitsbeteiligung aufgenommen. Jüngere Unternehmer können auf diese Weise im Management der eigenen Firma bleiben. Unternehmer, die aus Altersgründen etwas kürzer treten wollen, gestalten weiterhin als Beirat oder Berater mit zeitlich reduziertem Aufwand die weitere Entwicklung des Unternehmens mit. 

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